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Besuch: Obamas Reise für die Heimat inszeniert

Für seinen Deutschlandbesuch sucht sich Barack Obama symbolträchtige Orte aus, die vor allem den Interessen des US-Präsidenten bei seiner Reise von Nahost bis in die Normandie dient.

Der amerikanische Präsident Barack Obama plant nur einen kurzen Aufenthalt in Dresden. Wenn er voraussichtlich nun doch am Freitag gemeinsam mit Angela Merkel die weltberühmte Frauenkirche besichtigen wird, mag das in Deutschland auch als Geste an die Kanzlerin gewertet werden – schließlich gibt es das Gerücht, Obama habe kein gutes Verhältnis zu Merkel. Doch alles in allem scheint das Weiße Haus pragmatisch und konsequent ein Besuchsprogramm voller Symbole zu choreografieren, das vor allem den Interessen Obamas bei dieser Reise von Nahost bis in die Normandie dient.

Für den Experten für deutsch-amerikanische Beziehungen bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Josef Braml, soll der Besuch in Europa vor allem eine Botschaft nach Hause senden. Obama habe große Schwierigkeiten, die Amerikaner für das internationale Engagement zu interessieren. Er muss erklären, warum er in Afghanistan und Pakistan keine Opfer scheut. „Daher will er die Amerikaner an historische Taten erinnern, die zeigen, dass es sich lohnt, standhaft zu bleiben.“ Die Besuche des früheren Konzentrationslagers Buchenwald und der Strände der Normandie, an denen die Alliierten 1944 gelandet sind, sendeten diese Botschaft aus. Gleichzeitig könne er hier auch die Partner daran erinnern, dass die USA den Europäern in der Vergangenheit geholfen haben und daher heute Unterstützung im Kampf gegen die neuen Bedrohungen des Weltfriedens erwarten, meint Braml. „Die Partner in die Pflicht zu nehmen, das kommt in den USA gut an und wird Teil der medialen Inszenierung sein“, analysiert Braml.

Für den FDP-Außenpolitiker Werner Hoyer ist klar: „Wir bieten die Bühne, aber nicht das Schauspiel.“ Die „bemerkenswerte“ Tatsache, dass Obama schon wieder Berlin ausklammere, erklärt Hoyer damit, dass Europa und Deutschland für die wichtigsten Politikfelder der USA – Iran, Nordkorea, Pakistan, Afghanistan – „an Relevanz verlieren“. In Berlin werde verkannt, dass Obama alle Politikbereiche durchforste und damit vor allem europäischen Forderungen nachkomme – sei es bei der Schließung des Gefangenenlagers Guantanamo oder im Hinblick auf eine neue Gesprächsbereitschaft mit dem Iran. „Innerhalb kürzester Zeit“ habe Obama diese Themen angepackt, aber aus „Berlin kommen nur lauwarme Redaktionen“. Nach Ansicht des Experten Braml brauchen die USA die Europäer sehr wohl noch – beispielsweise bei der Durchsetzung wirksamer Sanktionen gegen den Iran.

Der Besuch Dresdens ist in konservativen Kreisen in den USA durchaus umstritten. Einige Kommentatoren fürchten gar eine Art „Entschuldigung“ für die Bombardierung durch die Alliierten gegen Kriegsende, welche die Stadt zerstörten.

Obama und seine Begleiter werden am Donnerstagabend gegen 22 Uhr aus Kairo kommend in Dresden landen. Nach einem Empfang geht es direkt ins Kempinski-Hotel Taschenbergpalais. Am Freitag ist nach dem Gespräch mit Merkel in der Schatzkammer „Grünes Gewölbe“ eine Pressekonferenz auf dem Schlossplatz geplant. Außerdem besucht Obama mit Merkel das frühere Konzentrationslager Buchenwald.

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