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Irans Präsident Ruhani und sein türkischer Amtskollege Erdogan (links).

© AFP

Recep Tayyip Erdogan in Teheran: Türkei: Immer Ärger mit den Nachbarn

Der türkische Präsident Erdogan kritisiert den Iran – und reist dennoch nach Teheran, um die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern zu beleben.

Es gibt inzwischen kaum noch einen Staat im Nahen Osten, mit dem die Türkei keinen handfesten Krach hat. Das jüngste Beispiel ist der Iran, der sich von kritischen Bemerkungen des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gekränkt fühlt. Erdogan hatte dem Iran Machthunger vorgeworfen und sich im Jemen-Konflikt klar auf die Seite der sunnitischen Allianz gestellt. Trotz des Streits reiste Erdogan am Dienstag zu einem seit Längerem geplanten Besuch nach Teheran.

Mit Irak, Syrien, Israel und Ägypten hat die Türkei schon seit längerem Meinungsverschiedenheiten. Zuletzt wurde Ankara auch von Tunesien kritisiert. Die „Null Problem“-Politik des früheren Außenministers und heutigen Premiers Ahmet Davutoglu liegt in Trümmern.

Zumindest zum Teil liegt das am Versuch der türkischen Regierung, den Arabischen Frühling zu nutzen, um sich selbst eine regionale Führungsposition zu sichern und als Verbündete die Muslimbrüder in anderen Nationen zu stärken. Insbesondere im Verhältnis zu Ägypten endete dieser Versuch in einer Sackgasse. Seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch die Militärs weigert sich Ankara, mit dem neuen Staatschef Abdel Fattah al Sisi zu kooperieren. Auch im Verhältnis zu Saudi-Arabien gab es wegen der türkischen Unterstützung für die Muslimbrüder ernste Spannungen.

Erdogan will nicht die Gegensätze zwischen Sunniten und Schiiten betonen

Der Regionalmachtsanspruch der sunnitischen Türkei kollidiert zudem mit den Interessen des schiitischen Nachbarn Iran. In Teheran betonte Erdogan, er betrachte die Konflikte in der Region nicht durch das Raster der Gegensätze zwischen Sunniten und Schiiten. Ihm gehe es um alle Muslime, sagte er nach einem Treffen mit seinem iranischen Amtskollegen Hassan Ruhani.

Als Antwort auf Erdogans Kritik vor Reiseantritt hatten iranische Politiker die Absage der Besuchs gefordert. Der türkische Geschäftsträger in Teheran wurde ins iranische Außenamt zitiert, während der Sprecher des Außenausschusses im iranischen Parlament, Hüseyin Nakavi Hüseyni, Erdogans Visite als „Schande“ bezeichnete.

Ein wichtiger Grund für Erdogan, trotz aller Differenzen auf seinem Besuch zu bestehen, ist die Aussicht auf bessere Wirtschaftsbeziehungen mit dem Iran. Auch forderte er Preisnachlässe für Erdgaslieferungen. Wenn die UN-Sanktionen gegen Teheran im Zuge der Einigung im Atomstreit abgebaut werden, ist die Türkei als exportstarker Nachbar in einer guten Position, um vom Nachholbedarf der Iraner zu profitieren. Laut Presseberichten wollen die Türken zudem iranisches Territorium als Exportroute an den Persischen Golf nutzen.

Beobachter fragen sich deshalb, was den Präsidenten geritten haben mag, kurz vor seiner ersten Teheran-Reise als Staatschef die Gastgeber so zu verärgern. Manche nehmen an, Erdogan wolle mit der Kritik bei den sunnitischen Mächten wie Saudi-Arabien verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.

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