zum Hauptinhalt
Der Präsident des Robert-Koch-Institut (RKI): Lothar Wieler.

© Kay Nietfeld/dpa

RKI-Chef zur Corona-Lage: „Wir müssen verhindern, dass die Fallzahlen wieder explodieren“

RKI-Chef Lothar Wieler sieht mehr Corona-Ausbrüche in Kitas als vor Weihnachten. Gesundheitsminister Spahn stimmt auf „sehr herausfordernde Wochen“ ein.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, ließ mit seinen Aussagen keine Zweifel zu: „Jetzt stehen wir am Anfang der dritten Welle“, sagte er angesichts deutlich gestiegener Fallzahlen in den vergangenen Tagen. Bei der gemeinsamen wöchentlichen Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) appellierte er an die Bürger, „gemeinsam zu verhindern, dass wir in eine Situation kommen, wie vor Weihnachten“.

Die Herausforderung sei nun, diese dritte Welle so flach zu halten wie möglich, erklärte Wieler. „Wir müssen verhindern, dass die Fallzahlen wieder explodieren.“ Ansonsten drohten viele Erkrankungen, schwere Verläufe und Todesfälle sowie eine starke Belastung des Gesundheitssystems.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Seit Mitte Februar steige zudem die Inzidenz bei den unter 15-Jährigen „sehr rasant“. Mit Sorge beobachte der RKI-Chef auch die zunehmenden Infektionen in Kitas. „Es gibt wieder mehr Kitaausbrüche in Deutschland, sogar mehr als noch vor Weihnachten“, sagte Wieler. „Es könnte sein, dass dabei die Variante B.1.1.7 eine Rolle spielt, die sich sehr rasch in Deutschland ausbreitet.“

Aber sowohl Wieler als auch Spahn sprachen sich gegen eine erneute Schließung der Kitas aus. Vielmehr müssten die Hygienekonzepte noch einmal angepasst werden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Häufigere Tests seien nicht der Grund für höhere Fallzahlen, sagte Wieler: „Der Anstieg hängt nicht damit zusammen, dass mehr getestet wird.“ Denn auch andere Parameter wie die wieder steigende Zahl der Intensivpatienten zeige, dass sich das Virus tatsächlich stärker ausbreite.

Der Kampf gegen die Pandemie sei ein Marathon, erklärte Wieler: „Wir befinden uns im letzten Drittel – und das ist bekanntermaßen besonders anstrengend. Auch weil jetzt noch ein Wettlauf mit den Varianten hinzugekommen ist.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Das RKI hatte am Morgen deutlich mehr Neuinfektionen gemeldet. Innerhalb eines Tages wurden demnach 12.834 neue Positiv-Tests registriert. Das sind 2254 Fälle mehr als am Freitag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg im Vergleich zum Vortag von 69,1 auf 72,4.

Der Wert gibt an, wie viele Menschen sich je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Auch der sogenannte R-Wert, der angibt, wie viele Menschen ein Infizierter rechnerisch ansteckt, stieg wieder über den kritischen Wert 1.

Den RKI-Angaben zufolge starben 252 weitere Menschen in Verbindung mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 73.062. Insgesamt wurden bislang mehr als 2,53 Millionen Menschen positiv auf das Virus getestet.

Spahn mahnt, die Tests nicht zu „überschätzen“

Auch Spahn sieht die Lage in Deutschland weiter mit Sorge. „Die Fallzahlen steigen. Langsam zwar. Aber sie steigen.“ Die Lage bleibe angespannt. „Wir müssen uns noch auf einige sehr herausfordernde Wochen einstellen, in denen wir um Balance ringen zwischen dem notwendigen Gesundheitsschutz und der Normalität, nach der wir uns sehnen.“

Die Fallzahlen bei den Höchstbetagten würden aber stark zurückgehen, so der Gesundheitsminister. Im europäischen Vergleich habe man auch in der zweiten Welle viele Bürger vor einem schweren Verlauf schützen können.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Viele Länder, Landkreise und Städte hätten in dieser Woche zudem bereits mit den Schnelltests begonnen, sagte Spahn. Das sei, auch gemessen an der öffentlichen Kritik, ein Erfolg. „Der Bund zahlt den Test mindestens einmal die Woche. Die Länder müssten die Infrastruktur bereitstellen – „das funktioniert noch unterschiedlich gut, aber es funktioniert.“ Spahn mahnt, die Tests nicht zu „überschätzen“. „Sie sind ein wichtiges Instrument, aber lösen nicht alle Probleme.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Wie Wieler machte auch Spahn deutlich, dass die Impfungen der Weg seien, um aus der Coronavirus-Krise zu kommen. Trotz des Drängens der Hausärzte, die die Impfungen in Deutschland am liebsten so schnell wie möglich komplett übernehmen wollen, will Spahn die Praxen erst allmählich einbeziehen.

Solange der Impfstoff noch knapp sei, müssten weiter zunächst die besonders Gefährdeten, nämlich die Hochbetagten, geimpft werden, sagte Spahn: „Wir können aber mit jedem Schritt und wachsender Menge die Übergänge fließender gestalten.“ Und gerade für Menschen mit Vorerkrankungen seien die Arztpraxen ein „idealer Ort“, weil sie dort als Patienten bekannt seien.

Spahn stellte am Freitag klar, dass neben dem Impfen in den Praxen die Impfzentren bis auf weiteres weiter betrieben werden sollen. Allerdings sei der Wechsel in die Praxen ein „entscheidender Schritt“, um das Impftempo zu erhöhen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Anke Richter-Scheer, Vorstandsmitglied im Hausärzteverband Westfalen-Lippe und Leiterin des Impfzentrums im Kreis Minden-Lübbecke, warb auf der Pressekonferenz dafür, die Praxen so schnell wie möglich in die Impfkampagne einzubeziehen und sprach von „Anfang April, am liebsten noch früher“.

Spahn beschreibt Unsicherheiten bei der Logistik

Indes blieben die Impfzentren sinnvoll, um dort zum Beispiel Angehörige bestimmter Berufsgruppen wie Lehrkräfte und Kita-Personal zu impfen. „Die können wir in den Hausarztpraxen alleine nicht schaffen“, sagte Richter-Scheer.

Spahn begründete seine von Ärztevertretern in den vergangenen Tagen kritisierte Zurückhaltung beim Zeitplan mit Unsicherheiten bei der Logistik. Die Einbeziehung der Arztpraxen bei den Impfungen sei ein „sehr, sehr großer Schritt“. „Wenn 50.000 Arztpraxen mitmachen, 20 Dosen die Woche, sind schon eine Million Dosen“, rechnete der Minister vor. Und 20 Dosen würde gerade einmal für eine Impfsprechstunde reichen.

Lieferungen von Astrazeneca und Moderna unklar

Wenn deutlich mehr Impfstoff als erwartet früher geliefert werden würde, „werden wir den Schritt auch früher gehen können“, sagt Spahn. Aber: „Wir wissen noch nicht abschließend alle Lieferdaten für den nächsten Monat von allen Herstellern“, sagte Spahn.

Bei Biontech/Pfizer hätten sich die Planungen gut eingespielt, von deren Impfstoff seien im April gut neun Millionen Dosen zu erwarten. Für die anderen beiden zugelassenen Impfstoffe von Astrazeneca und Moderna seien Planungen und Produktionsprozesse vorerst noch volatiler.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Spahn erläuterte mit Blick auf das ganze zweite Quartal, dass von insgesamt 60 Millionen erwarteten Dosen 40 Millionen auf Biontech entfallen. Dies ermögliche eine Verlässlichkeit. Bei dem am Donnerstag zugelassenen Impfstoff von Johnson & Johnson seien erste Lieferungen frühestens Mitte/Ende April zu erwarten.

[Lesen Sie hier die Hintergründe zum Astrazeneca-Stopp in Dänemark]

Kritisch äußerte sich der Minister zu der Entscheidung einiger europäischer Länder wie Dänemark, Norwegen oder Bulgarien, die Impfungen mit dem Produkt von Astrazeneca auszusetzen, nachdem es einen Todesfall gegeben hatte. „Ich bedaure es“, dass mit dem aktuellen Wissensstand in einigen Staaten Astrazeneca vorerst nicht mehr verwendet werde, sagte Spahn am Freitag in Berlin. „Die allermeisten“ EU-Länder verwendeten das Produkt weiterhin, betonte er zugleich.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Spahn verwies auf die am Donnerstag veröffentlichte Einschätzung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA), wonach die Impfungen das Risiko für Blutgerinnsel nicht erhöhen. Das in Deutschland für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) habe sich mit der Thematik ebenfalls befasst und „kommt auch für Deutschland zu derselben Einschätzung“.

Impfgipfel von Merkel und Ländern am 17. März

Spahn sagte: „Wir nehmen die Meldungen sehr, sehr ernst.“ Es sei aber sehr wichtig, zwischen einem rein zeitlichen Zusammenhang zwischen einer Impfung und einer Thrombose und einem ursächlichen Zusammenhang zu unterscheiden. Auf einen kausalen Zusammenhang gebe es bisher keinen Hinweis. „Mit dem was wir bisher wissen, ist der Nutzen (...) bei weitem höher als das Risiko“, fügte er hinzu.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder wollen am 17. März in einer Telefonschalte über den Start der Corona-Impfungen in den Arztpraxen beraten. Ziel der Kanzlerin sei es, „schnellstmöglich in einer Kombination von Impfzentren und Hausärzten den Impfstoff an die Bürger zu bringen“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Es müsse beraten werden, wie das mit einem Maximum an Schnelligkeit und Flexibilität zu erreichen sei und wie ein Einstieg der Hausärzte in die Impfkampagne ab Anfang oder Mitte April zu organisieren sei, sagte Seibert. Am 22. März will sich Merkel wie geplant mit der Ministerpräsidentenrunde über das weitere Vorgehen im Corona-Lockdown abstimmen.

Eine vom Kabinett eingesetzte Taskforce der Bundesregierung soll nach Angaben Seiberts befristet bis Dezember die Produktion und Lieferung von Impfstoff begleiten. Für die Bewältigung der Pandemie sei es entscheidend, dass bestellte und zugesagte Impfstoffmengen nach Plan geliefert würden.

Es gehe darum, in Zusammenarbeit mit den Herstellern vorbeugend vermeidbare Störungen in der Produktion zu verhindern oder früh zu erkennen, um gegenzusteuern. Dabei gehe es um die Kette von der Rohstoffbeschaffung über die Abfüllung bis hin zur Lieferung von Nebenprodukten und Impfzubehör. Die Arbeitsgruppe werde beim Wirtschaftsministerium eingesetzt, mitarbeiten sollten das Gesundheits- und das Finanzministerium sowie das Kanzleramt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false