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© AFP/Michele Tantussi

„Stimmung eisig wie lange nicht“: Kronprinzessin von Schweden erinnert im Bundestag an Kriege in der Ukraine und Israel

Gedenken zum Volkstrauertag: Victoria mahnt in ihrer Rede zum Respekt des Völkerrechts. Die deutsche Geschichte mache Hoffnung, „selbst die dunkelste Vergangenheit zu überwinden“.

Mit einer Gedenkstunde im Bundestag ist am Sonntag an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert worden. Die Gedenkrede hielt in diesem Jahr Kronprinzessin Victoria von Schweden.

In ihrer Rede, die Victoria auf Deutsch hielt, betonte sie, auch mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und den Nahost-Konflikt, Frieden und Freiheit seien keine Naturgesetze. „Die Stimmung in der Welt ist so eisig wie seit langem nicht mehr“, sagte die 46-Jährige. Die deutsch-schwedische Geschichte war ein besonderes Thema des diesjährigen Volkstrauertags.

„Es ist ein Krieg, der uns an die dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte erinnert“, sagte Victoria über den vom russischen Präsidenten Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieg gegen die Ukraine. „Es ist wichtig, unsere Kinder und Jugendlichen daran zu erinnern, dass aus den schwierigsten Erfahrungen eine Kraft zur Veränderung erwachsen kann“, sagte die zweifache Mutter der Nachrichtenagentur dpa zufolge.

Dies sei eine Zeit wichtiger Entscheidungen und Prüfungen, aber auch von Chancen. Die russische Invasion in der Ukraine bedrohe den Frieden auf dem gesamten Kontinent, erschüttere die „Grundfesten der Weltordnung“ und verursache unermessliches menschliches Leid.

Victoria erinnert auch an die entsetzlichen Bilder aus Gaza

Die Kronprinzessin mahnte, niemals die Lehren aus den Schrecken von Krieg und Tyrannei zu vergessen. „Es ist eine Quelle der Hoffnung, dass die Regierungen und Völker im demokratischen Europa in einer schweren Zeit zusammenhalten. Die deutsche Erfahrung zeigt, dass es möglich ist, selbst die dunkelste Vergangenheit zu überwinden.“

Meine Gefühle für Deutschland sind innig und tief.

Victoria, Kronprinzessin von Schweden

Hinzu kämen nun die Entwicklungen nach den „schrecklichen Angriffen“ der Hamas auf israelische Zivilisten. „Wir sehen entsetzliche Bilder aus Gaza mit großem menschlichem Leid.“

Natürlich habe Israel das Recht, sich in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht zu verteidigen. „Der Schutz aller Zivilisten sowohl in Israel als auch in Gaza muss garantiert und das humanitäre Völkerrecht respektiert werden, zu jeder Zeit unter allen Umständen.“

Es sei ihr „eine große Ehre“, den Volkstrauertag in Berlin begehen zu dürfen, erklärte sie. „Starke familiäre Beziehungen zu Deutschland sind meine Kindheit, feste Bestandteile meines Lebens. Meine Gefühle für Deutschland sind innig und tief“.

Von der deutschen Geschichte habe sie vor allem von ihrer Mutter Silvia von Schweden erfahren – die Königin wurde in Heidelberg geboren, lernte den heutigen König Carl Gustaf von Schweden im Jahr 1972 bei den Olympischen Spielen in München kennen. Die deutsch-schwedische Geschichte war eines der besonderen Themen des diesjährigen Volkstrauertags.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erinnerte im traditionellen Totengedenken an die Opfer der beiden Weltkriege sowie an die Menschen, die in der heutigen Zeit Kriegen, Terrorismus, Hass und Gewalt zum Opfer fielen. Darüber hinaus verurteilte er Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in Deutschland.

Bereits am Vormittag fand eine Kranzniederlegung am Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) statt. Gegen Mittag folgte eine weitere Kranzniederlegung an der „Neuen Wache“, der zentralen Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, an der neben Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender auch Kronprinzessin Victoria und ihr Mann Prinz Daniel teilnahmen.

Der staatliche Gedenktag – immer zwei Sonntage vor dem ersten Advent – wird in Deutschland seit 1919 begangen, eingeführt durch den im selben Jahr gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Ursprünglich ging es darum, Solidarität mit den Hinterbliebenen der Opfer des Ersten Weltkriegs zu zeigen. Inzwischen gedenkt die Bundesrepublik aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. (lem)

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