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Zu Thanksgiving besuchte Donald Trump US-Soldaten auf dem Truppenstützpunkt Bagram. Anschließend servierte der Präsident ihnen den traditionellen Truthahn.

© Olivier Douliery/AFP

Trumps überraschende Thanksgiving-Reise: 3,5 Stunden Afghanistan

Bei seinem ersten Truppenbesuch in Afghanistan verkündet US-Präsident Donald Trump überraschend neue Gespräche mit den Taliban. Die reagieren zurückhaltend.

Es war der erste Truppenbesuch von US-Präsident Donald Trump in Afghanistan – nach drei Jahren im Amt und rund elf Monate vor der nächsten Wahl. Seine überraschende Kurzvisite am amerikanischen Thanksgiving-Feiertag musste da natürlich zu einem Erfolg werden, den er auch im Wahlkampf verwenden könnte: Der Präsident verkündete, dass die US-Regierung die im September abrupt abgebrochenen Friedensgespräche mit den radikalislamischen Taliban wieder aufgenommen habe. Und, dass diese zu einer Waffenruhe bereit seien.

„Die Taliban wollen eine Einigung, und wir treffen uns mit ihnen“, sagte Trump am Donnerstag bei einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani auf der US-Militärbasis Bagram nahe der Hauptstadt Kabul. „Wir bleiben so lange, bis wir einen Deal haben – oder einen totalen Sieg. Die Taliban wollen ganz dringend eine Einigung“, fügte der US-Präsident hinzu, machte aber gleichzeitig klar, dass er an seinem Plan festhalte, die amerikanischen Truppen von circa 12.000 bis 13.000 auf 8600 zu reduzieren.

"Zu früh", heißt es bei den Taliban

Ganz so dringend scheinen die Taliban einen Deal allerdings nicht herbeizusehnen. Es sei noch „viel zu früh“, um von einer Wiederaufnahme der Verhandlungen zu sprechen, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid der Nachrichtenagentur AFP am Freitag und kündigte noch eine „offizielle Reaktion“ an.

Präsident Ghani erklärte im Anschluss an Trumps Besuch auf Twitter, sie beide hätten unterstrichen, dass die Taliban „eine Waffenruhe akzeptieren müssen“, wenn sie wirklich ein Friedensabkommen erreichen wollten. Er äußerte sich aber nicht über möglicherweise wieder aufgenommene Gespräche oder darüber, wie seine Regierung eingebunden wäre.

Viel mehr als Trumps Ankündigung bei seinem 3,5-Stunden-Besuch war dann auch am Freitag nicht zu erfahren. Noch auf dem Hinflug hatte die Sprecherin des Weißen Hauses, Stephanie Grisham, den mitreisenden Korrespondenten auf die Frage nach der politischen Botschaft der geheim gehaltenen Reise gesagt, es gehe wirklich nur um Thanksgiving und die Unterstützung der Truppen.

Seinen Wählern hat Trump den Abzug versprochen

Seit 18 Jahren sind die USA in Afghanistan in einem Einsatz, an dessen Sinn immer mehr Amerikaner zweifeln. Trump hatte seinen Wählern versprochen, das Land aus den „ewigen Kriegen“ zurückzuziehen und die amerikanischen Soldaten heimzuholen. Dass er nun angeblich bereit ist, bis zu einem „totalen Sieg“ zu bleiben, wäre eine überraschende Kehrtwende – und ein Versprechen, das er Experten zufolge kaum halten kann. Die USA hätten in Afghanistan nur noch die Wahl zwischen langwierigen Friedensgesprächen oder einer Niederlage, also einem einseitigen Abzug, sagte etwa James Dobbins der „New York Times“. Dobbins war Sonderbeauftragter für Afghanistan und Pakistan unter den Präsidenten George W. Bush und Barack Obama.

Beobachter sehen derzeit auch noch keine Zeichen dafür, dass die Islamisten wie von Trump behauptet zu einem Waffenstillstand bereit seien. In der Vergangenheit hatten sie stets erklärt, erst dann über eine Waffenruhe zu sprechen, wenn die US-Truppen abgezogen sind.

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