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Eine iranische Kamikaze-Drohne nach dem Absturz in der Ukraine.

© Twitter

Ukraine-Invasion Tag 233: Irans Drohnen verlieren in der Ukraine ihren Schrecken

Fake-Anrufer legen Kuleba rein, Putin zeigt sich zufrieden mit Kriegsverlauf, Krim-Brücke soll im Sommer 2023 repariert sein. Der Überblick am Abend.

Seit Wochen sind die iranischen Drohnen in der Ukraine nun im Einsatz. Sie unterstützen einerseits die Rakatenangriffe der Russen, indem sie die Luftabwehr ablenken und beschäftigen und so den Weg für Marschflugkörper freimachen.

Andererseits werden sie vor allem im Süden der Ukraine massenhaft in Einzelangriffen eingesetzt. Mit rund 20.000 Dollar pro Stück für die günstigeren sind sie im Vergleich zu High-Tech-Raketen, die teilweise mehrere Millionen Dollar pro Stück kosten, sehr günstig. 

Russland soll nun weitere rund 2500 Drohnen im Iran bestellt haben. Genaues ist über die Bestellung nicht bekannt, doch wahrscheinlich ist, dass sie weitere kleine Kamikazedrohnen (unten im Bild) beinhaltet und größere Drohnen mit einer Spannweite von 16 Metern, die in großer Höhe fliegen und Bomben abwerfen können.

Nach anfänglichen Problemen mit der Abwehr (mehr hier) geben sich die ukrainischen Militärs inzwischen aber zuversichtlich, dass sie mit der Bedrohung fertig werden. Rund 300 Drohnen hätten die Russen noch im Arsenal, bilanzierte das ukrainische Verteidigungsministerium am Freitag. 

Ein Großteil wird ihr Ziel nicht erreichen. In den Attacken Anfang der Wochen schafften es die Ukrainer, rund die Hälfte der Drohnen vor ihrem Angriff zu eleminieren. Laut dem US-Journalisten Michael Weiss erreichen an Tagen, wo nur Drohnen ohne weitere Raketenangriffe eingesetzt werden, nur ein Viertel der unbemannten Objekte ihr Ziel. Helfen werden auch hunderte Störsender, die Natostaaten in die Ukraine liefern wollen. Bei menschengesteuerten Drohnen unterbrechen sie die Verbindung zwischen Sender und Drohne.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Fake-Anrufer legen ukrainischen Außenminister herein: Die kremlnahen Komiker gaben sich als Ex-Botschafter der USA in Moskau aus. Auf dasselbe Duo war bereits Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey hereingefallen. Mehr hier. 
  • Russland will den Lastwagenverkehr über die beschädigte Brücke zur annektierten Halbinsel Krim am Samstagabend wieder zulassen. Beladene Lkws müssten künftig aber vor der Auffahrt auf das strategisch wichtige Bauwerk kontrolliert werden, sagte der russische Vizeregierungschef Marat Chusnullin am Freitag bei einer Veranstaltung in Kasan. Auf der 19 Kilometer langen Brücke hatte es vor einer Woche eine schwere Explosion gegeben. Die vollständigen Reparaturen an der durch eine Explosion am Samstag vergangener Woche beschädigten Krim-Brücke sollen im Juli kommenden Jahres abgeschlossen sein. Mehr in unserem Liveblog.
  • Trotz einer Reihe von Rückschlägen für die russische Armee hält Russlands Präsident Wladimir Putin acht Monate nach Kriegsbeginn weitere „massive“ Angriffe auf die Ukraine nach eigenen Worten „derzeit“ nicht für notwendig. Russland mache in der Ukraine „alles, wie es sein muss“, sagte Putin am Freitag nach einem Gipfeltreffen mit Vertretern ehemaliger Sowjetrepubliken in Kasachstan. Putin sagte hinsichtlich einer neuen Offensive in der Ukraine: „Es gibt andere Aufgaben im Moment. Danach werden wir weitersehen.“ 
  • Der ukrainische Finanzminister Serhij Martschenko ist zum Vorsitzenden der Gouverneursräte von Weltbank und Internationalem Währungsfonds gewählt worden. Martschenko soll seine neuen Aufgaben im kommenden Jahr wahrnehmen. Der Beschluss fiel einstimmig bei der Jahrestagung beider Institutionen in Washington. 
  • In den Streitkräften der von Russland angegriffenen Ukraine dienen etwa 40 000 Frauen. Mehr als 5000 Frauen seien an vorderster Front im Kampfeinsatz, sagte Generalleutnant Serhij Naew vom Oberkommando der Streitkräfte am Freitag im ukrainischen Fernsehen. Es gebe 8000 Frauen im Offiziersrang. 
  • Die ungarische Regierung hat am Freitag eine „nationale Konsultation“ zu den EU-Sanktionen gegen Russland gestartet. „Wir glauben, dass die Sanktionen uns zerstören“, heißt es auf der Seite der Regierung im Onlinedienst Facebook. In Brüssel hatte sich Budapest der Verabschiedung der wegen des Ukraine-Kriegs verhängten Sanktionen nicht entgegengestellt. Die Umfrage umfasst sieben Fragen und wird an acht Millionen Haushalte verschickt. 
  • Grünen-Co-Chefin Ricarda Lang hat schnellere Waffenlieferungen zur Unterstützung der Ukraine gefordert. „Ich bin davon überzeugt, dass wir mehr Waffen liefern müssen, dass wir schneller werden müssen“, sagte Lang am Freitag zum Auftakt eines dreitägigen Bundesparteitages in Bonn unter dem Beifall der Delegierten. „Die Zeit der Zögerlichkeit ist vorbei.“ 
  • Deutschland wird nach Einschätzung des russischen Präsidenten Wladimir Putin wohl kein Gas mehr über die noch intakte Röhre der Pipeline Nord Stream 2 akzeptieren. „Eine Entscheidung wurde bislang nicht getroffen und es ist unwahrscheinlich, dass eine gefällt wird. Aber das ist nicht unsere Angelegenheit, es ist die Angelegenheit unserer Partner“, sagt Putin. 
  • Russlands Präsident Wladimir Putin hat wegen der Explosion auf der Krim-Brücke mit einem Aus für das Getreideabkommen mit der Ukraine gedroht. Der russische Geheimdienst FSB habe die Information, dass der Sprengsatz für die Brücke auf dem Seeweg aus Odessa gekommen sei, sagte Putin am Freitag auf einer Pressekonferenz beim Gipfel in Astana. „Wenn sich herausstellt, dass dafür die humanitären Korridore für die Ausfuhr von Getreide genutzt wurden, dann schließen wir sie.“ Derzeit gebe es allerdings noch keine endgültigen Beweise dafür.
  • Weil sie den russischen Angriffskrieg in der Ukraine im Internet verherrlicht haben soll, haben Ermittler die Wohnung einer Frau in Niederbayern durchsucht. Die 30 Jahre alte Russin stehe im Verdacht, seit Mai mehrfach auf sozialen Netzwerken den Einmarsch in die Ukraine befürwortet und glorifiziert zu haben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.
  • Litauen hat die ersten deutschen Panzerhaubitzen 2000 nach ihrer Instandsetzung in dem baltischen EU- und Nato-Land wieder in die von Russland angegriffene Ukraine zurückgeschickt. „Viel Glück!“, schrieb Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas am Freitag auf Twitter über das Bild eines Militärlastwagens, der eine Panzerhaubitze 2000 geladen hat und die litauische Grenze zu Polen überquert.
  • Die Teilmobilmachung in Russland ist nach den Worten von Präsident Wladimir Putin auf der Zielgeraden. Innerhalb der nächsten zwei Wochen sei die Rekrutierung weiterer Soldaten abgeschlossen. 
  • Die EU will weitere 500 Millionen Euro für die Lieferung von Waffen und Ausrüstung an die ukrainischen Streitkräfte zur Verfügung stellen. Der Ausschuss der ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten in Brüssel billigte am Freitag einstimmig einen entsprechenden Plan, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur bestätigten. Er soll am Montag bei einem Außenministertreffen formell bestätigt werden. 
  • Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den Bau neuer Gasinfrastruktur in der Türkei für die Weiterverteilung russischer Lieferungen angeordnet. Er und Russlands Präsident Wladimir Putin hätten das türkische Energieministerium und die zuständige Stelle in Russland aufgefordert, gemeinsam daran zu arbeiten, sagte Erdogan laut türkischen Medienberichten auf dem Rückflug vom kasachischen Astana zu Journalisten. 
  • Bundespolizei und Marine haben untersucht, ob es einen Sabotageakt gegen die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee gab. Jetzt sind ihre Ermittlungen abgeschlossen. Die Ergebnisse würden nun der zuständigen Ermittlungsgruppe übergeben und in die Ermittlungen des Generalbundesanwalts einfließen, sagt eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums.
  • Vergewaltigungen durch russische Soldaten stellen nach Einschätzung der UN-Sonderbeauftragten für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, eine „eindeutige Militärstrategie“ Russlands im Ukraine-Krieg dar. Sexuelle Gewalt sei „eine bewusste Taktik, um die Opfer zu entmenschlichen“, sagte Patten in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. 
  • Das Rote Kreuz hat von Russland und der Ukraine den freien und ungehinderten Zugang zu allen Kriegsgefangenen gefordert. Die Organisation bemüht sich nach eigenen Angaben seit Monaten vergeblich, mehr Kriegsgefangene in der Ukraine zu besuchen. 
  • Angesichts des Ukraine-Kriegs hat die mit Russland verbündete Ex-Sowjetrepublik Belarus offiziellen Angaben nach ihre Streitkräfte im Rahmen eines „Antiterror-Einsatzes“ in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
  • Die EU-Staaten haben sich auf eine Ausbildungsmission für die ukrainischen Streitkräfte verständigt. Der Ausschuss der ständigen Vertreter der 27 Mitgliedstaaten billigte am Freitag in Brüssel einstimmig Pläne, die Trainingsprogramme für rund 15 000 Soldaten vorsehen, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur bestätigten.
  • Zwei Verbände haben den französischen Energiekonzern TotalEnergies wegen „Beihilfe zu Kriegsverbrechen“ im Ukraine-Krieg verklagt. Ein teilweise von TotalEnergies ausgebeutetes Gasfeld in Russland soll ihnen zufolge zur Treibstoffproduktion für im Ukraine-Krieg eingesetzte russische Kampfflugzeuge genutzt werden.
  • Pro-russische Einheiten sind nach Erkenntnissen des britischen Geheimdienstes in den vergangenen drei Tagen auf die strategisch wichtige Stadt Bachmut in der ostukrainischen Region Donezk vorgerückt. Vermutlich seien sie bereits in Dörfer südlich der Stadt vorgedrungen, teilt das britische Verteidigungsministerium aus dem jüngsten Geheimdienstbulletin mit. 
  • Die Ukraine hat nach eigenen Angaben im vergangenen Monat mehr als 600 Ortschaften zurückerobert. Darunter seien auch 75 Orte in der Region Cherson im Süden des Landes, teilt das Ministerium für die Reintegration vorübergehend besetzter Gebiete mit.
  • Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat sich via Twitter von Deutschland verabschiedet. „Ich kehre nach Hause zurück erhobenen Hauptes mit reinem Gewissen und dem Gefühl, meine Pflicht gegenüber der Ukraine erfüllt zu haben“, schrieb er am frühen Freitagmorgen. „Danke, liebe deutsche Freunde, für Ihre Geduld.“

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