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Eine Panzerhaubitze 2000 bei einer Übung in Niedersachsen.

© Philipp Schulze/dpa

Ukraine-Invasion Tag 293: Warum westliche Artillerie oftmals weit entfernt der Front gewartet wird

Putin verzichtet auf Jahrespressekonferenz, Hafen von Odessa nimmt wieder Betrieb auf. Der Überblick am Abend.

Viele westliche Länder unterstützen die Ukraine im russischen Angriffskrieg mit Waffenlieferungen. Ein Problem für Kiew ist allerdings, dass diese nicht immer komplett zur Verfügung stehen – weil sie gewartet werden müssen. Und das geschieht, so schreibt es das „Wall Street Journal“, in einigen Fällen schon mal Hunderte Kilometer von der Front entfernt (Quelle hier).

Der Grund dafür: Wegen der Komplexität der Waffen oder aus Geheimhaltungsgründen müsse die Wartung teils auf Nato-Gebiet stattfinden. Am stärksten davon betroffen sei schwere Artillerie. Fielen etwa Haubitzen – wie die deutsche Panzerhaubitze 2000, die britische M777 und die französische Caesar – aus, so müssten sie in 90 Prozent der Fälle außerhalb der Ukraine gewartet werden, schreibt die Zeitung unter Berufung auf ukrainische Offiziere und westliche Beamte.

Laut dem Bericht befänden sich derzeit weniger als 50 Prozent der gelieferten PzH-2000-Panzerhaubitzen an der Front, da diese zur Wartung oder Reparatur bis nach Litauen gebracht werden müssten – also weit entfernt von der Front in der Südukraine. Deutschland hat 14 dieser Haubitzen bisher geliefert, die Niederlande fünf. 

Ein weiterer Grund für die weit entfernte Wartung liegt laut „Wall Street Journal“ an europäischen Streitigkeiten. So würden etwa Länder wie die USA und Großbritannien ihre Waffen in Polen warten. Den Deutschen allerdings habe Warschau die Einrichtung eines solchen Wartungszentrums im Land verweigert und stattdessen verlangt, vertrauliche technische Informationen zur Verfügung zu stellen, damit ein staatlich kontrolliertes polnisches Unternehmen die Arbeiten übernehmen könne. Die Zeitung zitiert drei hochrangige, mit den Verhandlungen vertraute Beamte, die erklärten, die Forderungen Warschaus seien inakzeptabel.

Eine Lösung für die Problematik scheint nun die Slowakei zu sein. Dort hat ein neues Reparaturzentrum seine Arbeit aufgenommen. Das hatte Brigadegeneral Christian Freuding, Leiter des Sonderstabes Ukraine im Verteidigungsministerium, der Deutschen Presse-Agentur am Montag mitgeteilt. Der Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann organisiert in der Region nun die Instandsetzung der verschlissenen oder beschädigten Großwaffen, wie eben jener Panzerhaubitze 2000. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Laut ukrainischer Geheimdienste hat Russland bei seinen Angriffen Raketen eingesetzt, die ursprünglich zum Bestand der Ukraine gehörten. Die Luft-Boden-Marschflugkörper vom Typ Kh-55 wurden einem Bericht der „New York Times“ zufolge demnach für Täuschungsmanöver genutzt. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Russland verfügt nach britischer Einschätzung derzeit nicht über Fähigkeiten für Eroberungen in der Ukraine. Moskau halte zwar weiter an seinem Minimalziel fest, es sei jedoch unwahrscheinlich, dass die russische Strategie ihr Ziel erreicht, so das Verteidigungsministerium. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die bei einem Gefangenenaustausch mit Russland freigelassene US-Basketballerin Brittney Griner hat erstmals seit zehn Monaten wieder trainiert. Laut ihrer Beraterin hat sie derzeit nicht die Absicht, den Militärstützpunkt zu verlassen, auf dem sie sich seit ihrer Ankunft in den USA aufhält. Mehr hier.
  • Nach Angaben eines nationalistischen russischen Bloggers gibt es unter russischen Offizieren in der Ukraine Unzufriedenheit über die Kriegsführung und Russlands Präsident Wladimir Putin. Ex-FSB-Offizier Igor Girkin fordert in einem 90-minütigen Video die Reformation des russischen Militärs. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin verzichtet auf seine traditionelle Pressekonferenz zum Jahresende. „Bis zum Beginn des neuen Jahres wird es keine Pressekonferenz des Präsidenten geben“, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Der vergangene Woche in einem Gefangenenaustausch mit den USA freigelassene Waffenhändler Viktor Bout ist Berichten des „Guardian“ zufolge der rechtsextremen Partei „Liberal-Demokratische Partei“ beigetreten. Er habe zunächst keine Pläne für eine mögliche Kandidatur, so Bout gegenüber russischen Medien.
  • Russland ignoriert offenbar Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Wie der Europarat in Straßburg mitteilte, gab es bereits seit 3. März keine Auskünfte mehr aus Moskau zur Umsetzung von Urteilen. 
  • Deutschland hat der Ukraine weitere Waffenlieferungen zugesagt - allerdings nur im bisherigen Rahmen. Es gebe „keine qualitativen Neuerungen“, sondern ausschließlich Lieferungen „entlang dessen, was Deutschland seit Beginn des Krieges liefert“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.
  • Der Hafen von Odessa nimmt den Betrieb wieder auf. Das gab ein Sprecher des ukrainischen Infrastrukturministeriums bekannt. Nach einem russischen Angriff auf die Energieversorgung der Region musste der Betrieb dort eingestellt werden.
  • Ukrainische Streitkräfte haben nach Angaben des Gouverneurs in Luhansk ein Hotel in der Stadt Kadiwka angegriffen, in dem sich Mitglieder der russischen privaten Söldnergruppe „Wagner“ aufhielten. Bei der Attacke seien viele Mitglieder der Gruppe getötet worden, sagt Serhij Gaidai in einem TV-Interview mit dem ukrainischen Fernsehen.
  • US-Präsident Joe Biden hat der Ukraine im russischen Angriffskrieg weitere Unterstützung zugesichert. In einem Telefonat mit seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj habe Biden versprochen, dass die USA dem angegriffenen Land bei der Verteidigung gegen den russischen Aggressor weiterhin Hilfe leisten würden. 

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