zum Hauptinhalt
Eine OP-Schwester greift in einem Hamburger Krankenhaus nach einer Zange.

© picture alliance / dpa/Daniel Reinhardt

Exklusiv

Umfrage vor der Klinikreform: 82 Prozent der Bundesbürger sind mit den heutigen Krankenhäusern zufrieden

In Deutschland herrscht offenbar viel Vertrauen in die Kliniken. Aber nur zwölf Prozent der Befragten sagen, die Regierung tue genug, um gute Versorgung künftig sicherzustellen. 

Die große Mehrheit der Bundesbürger ist mit den hiesigen Kliniken zufrieden. Das ist das Resultat einer repräsentativen Forsa-Umfrage, die der Verein „Gesundheitsstadt Berlin“ bundesweit durchführen ließ und dem Tagesspiegel vorab vorliegt. Demnach waren 82 Prozent der Patienten, die in den letzten fünf Jahren in einem Krankenhaus behandelt wurden, mit der Behandlung zufrieden oder sehr zufrieden.

Die Qualität der Versorgung bewerteten 72 Prozent der Befragten mit „gut“ oder „sehr gut“. Auch im EU-Vergleich verfügt Deutschland über ein dichtes Netz an Kliniken, weshalb die bewerteten Behandlungen überwiegend in der Nähe des eigenen Wohnorts stattfanden: 77 Prozent wurden der Studie zufolge in einem Krankenhaus im Umkreis von 20 Kilometern behandelt.

77
Prozent der Befragten wurden nahe am eigenen Wohnort behandelt

Insofern verwundert es nicht, dass die meisten Befragten eine zentrale These der Klinikreform-Befürworter nicht teilen – nämlich die, dass es aus medizinischen Gründen wenige große statt viele kleine Krankenhäuser brauche. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) begründete seinen Reformplan, wonach kleine Kliniken zu ambulanten Zentren abgerüstet werden sollen, auch mit der Spitzenmedizin, die eher in großen Häusern – insbesondere Universitätskliniken – geleistet werden könne. Bloß 46 Prozent der Bundesbürger schließen sich dieser Auffassung an.

Spezialisierung der Kliniken

Nur unter Befragten, die jünger als 30 Jahre sind, geht eine deutliche Mehrheit davon aus, dass Spitzenmedizin vor allem in großen Kliniken zu finden ist. Zwischen Befragten, die zuletzt im Krankenhaus behandelt wurden, und jenen, die keinen stationären Aufenthalt hatten, zeigen sich in den Antworten keine wesentlichen Unterschiede.

In der für 2024 geplanten Reform wird Minister Lauterbach die Spezialisierungen der Kliniken vorantreiben. Nicht jedes Krankenhaus soll wie bislang jede Behandlung durchführen. Zudem sollen die umstrittenen Fallpauschalen, wonach Kliniken pro Diagnose von den Krankenkassen bezahlt werden, um Vorhaltemittel ergänzt werden: Damit wird das Vorhandensein von Personal und Technik bezahlt, unabhängig vom einzelnen Behandlungsfall.

In der Forsa-Umfrage gaben nur zwölf Prozent der Befragten an, die Bundesregierung tue ausreichend, um gute Krankenhausversorgung für alle auch in Zukunft sicherzustellen. Die Erhebung wurde vom 25. bis zum 31. Oktober 2023 durchgeführt.

Der aktuelle Mangel an Ärzten und Pflegekräften sowie die steigenden Kosten gehörten zu den größten Herausforderungen im Gesundheitswesen, sagte Iris Hauth, die Vorsitzende des Gesundheitsstadt-Vereins. Wie berichtet, wurden in einigen Kliniken mitunter OP-Utensilien und Medikamente knapp. Für die anstehende Krankenhausreform brauche es zunächst mehr Geld, sagte Hauth, auch um die engere Zusammenarbeit zwischen Kliniken, ambulanten Zentren und Praxen zu erleichtern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false