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Gemeinsame Kabinettssitzung Berlins und Brandenburgs: Bettina Jarasch (Grüne),  Dietmar Woidke (SPD), Franziska Giffey (SPD), Michael Stübgen (CDU).

© dpa / Jörg Carstensen

Die Mark der Uneitelkeiten: Brandenburgs Regierung bei Eigen-PR sparsamer als Berlin

Allein für Fotos von Franziska Giffey zahlte Berlin voriges Jahr 35.000 Euro. Die märkische Regierung beauftragt dagegen selten Fotografen.

Im Gegensatz zu den Berliner Kollegen muss sich Brandenburgs Regierung unter Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) keine teuren Fotoshootings auf Steuerzahlerkosten vorwerfen lassen. Nach einer aktuellen Regierungsantwort hat die Potsdamer Staatskanzlei von 2019 bis 2022 lediglich 8597,75 Euro für externe Fotografen ausgegeben. Davon waren 2159,85 Euro, um im Jahr 2021 nach acht Jahren einmal die Porträtfotos des Ministerpräsidenten zu aktualisieren.

„Es war die erste Aktualisierung seit Amtsantritt“, heißt es in der Antwort. Woidke regiert Brandenburg seit 2013. Zum anderen wurden von der Staatskanzlei seit 2019 externe Fotografen für 749,70 Euro und 2020 für 5688,20 Euro engagiert, um Veranstaltungen mit Woidke abzulichten. Und zwar konkret „im Rahmen der fotografischen Begleitung der Bundesratspräsidentschaft Brandenburgs“, inklusive der Einheitsexpo zum Tag der Deutschen Einheit in Potsdam.

Bei Jarasch über 70.000 Euro für Fotografen, 34.000 Euro bei Giffey

Die parlamentarische Anfrage hatte die oppositionelle Linke gestellt, nachdem hohe Fotografenausgaben der bisherigen Berliner Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) vor der Abgeordnetenhauswahl im Nachbarland für Debatten gesorgt hatten. Jaraschs Verwaltung hatte demnach allein 2022 insgesamt 70.615,57 Euro für externe Fotografen ausgegeben, außerdem noch 1256,80 Euro für Visagisten bezahlt. Und die Senatskanzlei der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte allein 2022 externe Fotografen für 34.629,53 Euro beauftragt.

Zum Vergleich: Bei Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) und Innenminister Michael Stübgen (CDU), den beiden Vizeregierungschefs in Brandenburg, fielen dafür keine Ausgaben an. 2020 bis 2022 wurden demnach „keine freiberuflichen/selbstständigen Fotografen für Aufnahmen von Veranstaltungen“ beauftragt, an denen Stübgen oder Nonnemacher teilnahmen.

Berlins Pressestellen deutlich besser besetzt

Auch sonst sind die Ausgaben für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Brandenburg im Vergleich zu Berlin eher bescheiden. Während der Stab für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im Roten Rathaus 29 Mitarbeiter hat, sind in Woidkes Staatskanzlei dafür laut Antwort „insgesamt 16 Mitarbeitende, einschließlich Sachbearbeitung und Sekretariat, beschäftigt, wobei sie teilweise neben ihrer Tätigkeit für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auch andere Aufgaben wahrnehmen.“

Während sich in der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Mobilität 16 Mitarbeitende um Öffentlichkeits- und Pressearbeit kümmern, hat in Brandenburg etwa das Infrastrukturministerium dafür sechs Stellen, das Gesundheitsministerium 5,3 Stellen, das Wirtschaftsministerium 4,5 Stellen, das Wissenschaftsministerium vier Stellen, das Bildungsministerium sieben Stellen, das Umwelt-, Agrar- und Klimaschutzministerium neun Stellen und das Innenministerium 10,4 Stellen.

Möglicherweise hat das seit Jahrzehnten übliche Gefälle zwischen Berlin und Brandenburg in der Regierungs-PR tiefere Gründe, die in den unterschiedlichen Mentalitäten liegen. Schon Theodor Fontane hatte den Berlinern schließlich ein extremes Sendungsbewusstsein bescheinigt, Zitat: „Der Grundzug ist ein krasser Egoismus, ein naives, vollkommen aufrichtiges Durchdrungensein von der Überlegenheit und besonderen Berechtigung der eigenen Person und des Ortes, an dem die Person das Glück hatte, geboren zu werden. Um diese beiden Eitelkeiten dreht sich alles“, so Fontane. „Alles ist eine Existenzfrage. Sie wissen alles, sie lassen niemand zu Worte kommen und unterbrechen jeden.“ Die Märker hingegen hatte Fontane als „tüchtige, aber eingeengte Leute“ beschrieben. „Ihr Lerntrieb, ihr Ordnungssinn, ihre Sparsamkeit – das ist ihr Bestes.“

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