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Die Solaranlagen wurden auf dem Dach zur Hofseite des Hauses des Handwerks angebracht.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Erneuerbare Energie im Denkmal: Solaranlage auf historischem Potsdamer Dach

Auch auf denkmalgeschützten Gebäuden können Photovoltaikanlagen angebracht werden. Die Stadt sieht hier noch Potential für die Umsetzung der Energiewende.

Denkmalschutz und erneuerbare Energieträger müssen kein Widerspruch sein: Diese Botschaft wollten Potsdams Stadtverwaltung und das Landesdenkmalamt am Mittwoch vor der Presse vermitteln. „Mit einer geschickten Umsetzung können wir sehr wirksame Photovoltaikanlagen auf denkmalgeschützte Gebäude im öffentlichen Raum montieren“, sagte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos). Das sei gerade in Zeiten der Klimakrise und steigender Energiepreise dringend nötig.

Bei jedem Projekt, so Landeskonservator Thomas Drachenberg, müsse sichergestellt werden, dass die Substanz und das Erscheinungsbild gewahrt werden. Deshalb bedürfe es einer Einzelfallprüfung. „Wenn der Dachstuhl einer Kirche aus dem 14. Jahrhundert kaputt ginge, wenn wir eine Photovoltaikanlage montieren, geht das natürlich nicht“, sagte der Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege. Auch auf Schloss Sanssouci als herausgestelltes, von allen Seiten einsehbares Denkmal sei das nicht vorstellbar.

Landeskonservator Thomas Drachenberg definiert den Denkmalschutz im Kern als nachhaltig.
Landeskonservator Thomas Drachenberg definiert den Denkmalschutz im Kern als nachhaltig.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Doch in vielen Fällen sei es möglich, Solarpaneele auf denkmalgeschützten Gebäuden anzubringen. 2022 wurden bei der unteren Denkmalschutzbehörde 40 Anträge zur Installation von Solaranlagen gestellt, 34 davon wurden genehmigt. „Denkmalschutz ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung“, legte Drachenberg dar. Der Kern der Denkmalpflege bestehe darin, durch Pflege die Lebensdauer zu verlängern. „Die Denkmalpflege ist die Mutter der Nachhaltigkeit.“

40
Anträge zur Installation von Solaranlagen wurden bei der unteren Denkmalschutzbehörde 2022 gestellt, 34 genehmigt

Wie das in der Praxis aussehen kann, illustrierte Rubelt mit dem Haus des Handwerks. Der Sitz der Handwerkskammer in der Charlottenstraße wurde bei der 2022 abgeschlossenen Sanierung mit einer Solaranlage ausgestattet. Allerdings nicht zur exponierten Straßenseite – auch aufgrund der Ausrichtung ungeeignet – sondern zum Hof. „Im Sommer haben wir es an manchen Tagen geschafft, unseren gesamten Strombedarf selbst zu decken“, sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Bühring.

Von der Straße aus sind die Photovoltaikanlagen auf dem Haus des Handwerks nicht zu sehen.
Von der Straße aus sind die Photovoltaikanlagen auf dem Haus des Handwerks nicht zu sehen.

© Ottmar Winter PNN

Unauffällige Solarziegel

Auch auf der Käthe-Kollwitz-Oberschule, der Seniorenwohnanlage Hasenhayerstift oder dem Apothekerhaus in Babelsberg sei das im Rahmen von Umbauarbeiten in den vergangenen Jahren gelungen. Im Fall des Eckhauses gegenüber des Kulturhauses Babelsberg wurde das Dach mit Solarziegeln gedeckt. Deren Wirkungsgrad ist zwar niedriger als bei klassischen Paneelen, zudem sei diese Lösung teurer. „Aber die technische Lösung ist sehr unauffällig“, so Rubelt.

Baudezernent Bernd Rubelt will Bauherren ermutigen, ihre Denkmäler energetisch aufzurüsten.
Baudezernent Bernd Rubelt will Bauherren ermutigen, ihre Denkmäler energetisch aufzurüsten.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Mit diesen Beispielen will der Baudezernent die Besitzer von denkmalgeschützten Gebäuden in der Stadt ermutigen, ihre Objekte auszustatten. „Die künftigen Projekte sind die, die die Bauherren uns auf den Tisch legen“, sagte er. Werde das Thema angegangen, so die Empfehlung von Drachenberg, sollten sich die Bauherren fachliche Beratung von Architekten oder anderen Spezialisten holen. „Auch die Expertise des Handwerks ist unverzichtbar bei der Umsetzung der Energiewende“, so Bühring.

Um den Diskurs im Spannungsfeld zwischen Energiewende und Denkmalschutz voranzutreiben und den Klimaschutz besser zu berücksichtigen, haben die Fraktionen der rot-grün-roten Rathauskooperation im November einen Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Rubelt lobte diese Initiative: „Die Debatte muss aus den Amtsstuben herauskommen.“ Die Verwaltung plant laut Mitteilung 2023 einen Leitfaden zur energetischen Sanierung von Denkmälern.

Zu bedenken gab Drachenberg, dass Denkmäler nur 2 Prozent der stadtweiten Dachfläche ausmachten – nur damit lasse sich die Energieversorgung nicht decken. Doch Rubelt sieht noch großes Potenzial bei Gebäuden in der Innenstadt. Das Bergmann-Klinikum, die Wilhelm-Galerie oder die Karstadt-Filiale könnten geeignet sein, so Rubelt: „Ich verstehe das als Aufforderung.“

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