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Auf der Brache am Campus Jungfernsee ist ein Standort für eine Flüchtlingsunterkunft geplant.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Geflüchtete am Campus Jungfernsee: Wie die Stadt Potsdam ihre Entscheidung für ein Containerdorf dort erklärt

Am Campus Jungfernsee soll eine große Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete entstehen. Nun informierte die Potsdamer Stadtverwaltung über Details. Vor Ort gibt es Sorgen, aber auch Ideen.

Das dürfte kontrastreich werden: Unten kräuseln sich die Wellen des Potsdamer Jungfernsees, am Hang hinauf bis zur Bundestraße 2 sind in den vergangenen Jahren Dutzende Villen entstanden. Daneben das Büroviertel des Campus Jungfernsee mit dem SAP Innovationszentrum. Auf der anderen Straßenseite soll nun ein Containerdorf für bis zu 500 geflüchtete Menschen errichtet werden.

Warum das nötig ist und wie das vonstatten gehen soll, erklärte die Stadtverwaltung am Dienstagabend bei einer Infoveranstaltung vor Ort. Rund 150 Interessierte hatten sich im Foyer des „SimpliOffice“ im Konrad-Zuse-Ring versammelt. Und auch aus dem Rathaus war eine große Delegation angereist: Neben Oberbürgermeister Mike Schubert und der zuständigen Sozialbeigeordneten Brigitte Meier (beide SPD) kamen auch mehrere hochrangige Verwaltungsmitarbeiter.

Die Entscheidung für den Standort hatte das Rathaus erst vor einer Woche kurzfristig bekanntgegeben. Damit reagierte die Stadt auf die Ankündigung des Landes, Potsdam in diesem Jahr rund 1500 Geflüchtete zuzuweisen. In bestehenden Unterkünften ist aber nur Platz für 500. Entsprechend gab es viele Fragen – zum Beispiel nach dem Sicherheitskonzept, der Herkunft und der Zusammensetzung der Bewohnerschaft und zu den Kriterien der Standortwahl.

Fläche kurzfristig verfügbar

Letzteres nahm auch einen Großteil der Diskussion ein. Die Stadtverwaltung hatte für ihre Präsentation eine Matrix mit insgesamt 13 Flächen in öffentlichem Besitz vorbereitet. In der Summe der Kriterien schneide die „Trapez-Fläche“ am Nedlitzer Holz am besten ab. Positiv sei ins Gewicht gefallen, dass die seit Jahren brachliegende Ackerfläche sofort nutzbar ist. An der Haltestelle Campus Jungfernsee fahren mehrere Buslinien und die Tram. Wasser, Abwasser- und Stromleitungen seien auf der anderen Straßenseite vorhanden.

Der frühere Stadtverordnete Lutz Boede von der Wählergruppe Die Andere fordert erneut, den Wohnblock Staudenhof in der Innenstadt nicht abzureißen, sondern dort Geflüchtete in Wohnungen unterzubringen. Dann könnte ein Großstandort verhindert werden, der auch nicht dem Integrationskonzept der Stadt entspreche. Schubert verwies auf die Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung.

Eine Dauerlösung ist der Standort ohnehin nicht. Die Regelung des Baugesetzes, die Unterkünfte für Geflüchtete auch auf Flächen erlaubt, die eigentlich nicht für den Wohnungsbau zugelassen sind, läuft Ende 2027 aus. Bis dahin dürfte die Stadt aber über neue, erschlossene Flächen auf dem früheren Kasernenareal Krampnitz verfügen. Aktuell fehlt dort noch die komplette Infrastruktur.

Dennoch wird es aufwendig: Acht zweistöckige Wohncontainer mit unterschiedlichen Zimmergrößen und Platz für je 60 Bewohner:innen sollen entstehen. Dazu ein weiteres Containergebäude mit Gemeinschaftsräumen und Büros für den Träger. Mit Kosten von 20 Millionen Euro rechnet man allein für die Anschaffung der Container. Für maximal vier Jahre Betrieb werden rund 34,5 Millionen Kosten erwartet. Das meiste bekommt die Stadt erstattet.

Es wurde deutlich, dass die Stadtverwaltung unter Zugzwang ist. „Wir müssen pro Monat 122 Geflüchtete aus der Erstaufnahme in Eisenhüttenstadt unterbringen“, erklärte Schubert. Im Mai seien die vorhandenen Kapazitäten erschöpft. Bis die ersten Menschen einziehen, werde es wohl rund sieben Monate dauern, schätzt man im Rathaus. Weder die Anschaffung der Container noch die Trägerschaft sei bisher ausgeschrieben. Man habe zuerst die Anwohner informieren wollen. Wie an anderen Standorten soll ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr vor Ort sein, die Betreuer:innen des Trägers tagsüber. Das Gelände soll eingezäunt werden.

Schon jetzt gebe es Probleme mit dem Abfall im Wohngebiet, gaben mehrere Anwohner:innen zu bedenken. Darauf müsse die Stadt künftig mehr achten, wenn 500 Menschen mehr dort leben. Eine Anwohnerin verwies auf die guten Erfahrungen mit der Unterkunft am Lerchensteig. Außerdem schlug sie vor, dass die Ausländerbehörde in der Unterkunft selbst Sprechzeiten anbiete. Das Rathaus will das nun prüfen.

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