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Im Gegensatz zu christlichen Friedhöfen gilt auf jüdischen  die ewige Ruhe für Gräber. Sie können nicht neu belegt werden.

© Andreas Klaer

Kein Platz mehr: Jüdischer Friedhof in Potsdam wird vergrößert

Für die Erweiterung soll ein fast 2000 Quadratmeter großes Grundstück neben dem bestehenden Friedhof am Pfingstberg genutzt werden. Die Baugenehmigung wurde bereits erteilt.

Auf dem Jüdischen Friedhof am Pfingstberg nahe dem Belvedere wird es allmählich eng: „Durch die verstärkt aufgetretenen Beisetzungszahlen der vergangenen dreißig Jahre ist die Fläche zu über neunzig Prozent ausgeschöpft“, sagt Stadtsprecher Markus Klier auf Nachfrage der PNN. Deshalb soll der bestehende Friedhof erweitert werden.

Der Grund dafür liegt in der jüdischen Begräbniskultur: „Bestehende Gräber auf jüdischen Friedhöfen sollten niemals neu belegt werden und besitzen die sogenannte ewige Ruhe“, sagt Klier. Im Gegensatz zu christlichen Friedhöfen, wo Grabstätten nach einer gewissen Ruhezeit eingeebnet und zur Neubelegung freigegeben werden können, ist die Beisetzungsfläche auf jüdischen Friedhöfen also endlich.

Innerhalb der bestehenden Mauern des Potsdamer Friedhofs ist keine Erweiterung möglich. Genutzt werden soll eine 1966 Quadratmeter große Fläche direkt neben dem Grundstück.

Die Baugenehmigung wurde bereits erteilt, laut Stadt können damit in diesem Jahr die Erschließungsarbeiten durch den Landesverband Jüdischer Gemeinden Land Brandenburg begonnen werden.

Angelegt im Jahr 1743

Aktuell hat der Jüdische Friedhof eine Größe von 9300 Quadratmetern und umfasst etwa 900 Grabstätten. Angelegt wurde er 1743 am damaligen Eichberg, Friedrich II. hatte das Stück Land den in Potsdam lebenden Juden geschenkt. Er selbst hatte für das Grundstück keine Verwendung, da es an einem Hang lag und von der Stadt aus schlecht erreichbar war. Bis dahin mussten die Verstorbenen der jüdischen Gemeinde Potsdam meist zur Bestattung nach Berlin gebracht werden.

Schon im 19. Jahrhundert kam es zu Vandalismus auf dem Friedhof, während das Dritte Reich existierte, plünderten Nationalsozialisten die Trauerhalle. Und auch zu DDR-Zeiten gab es Schändungen des Friedhofs, der zunehmend verwahrloste. Unter anderem wurde die Trauerhalle als Möbellager zweckentfremdet.

1977 wurde der Jüdische Friedhof in die Denkmalliste der Stadt Potsdam aufgenommen, seit 1999 gehört er zum UNESCO-Weltkulturerbe. Am 16. Februar stellt die Historikerin Anke Geißler-Grünberg im Potsdam-Museum ihr Buch „Jüdischer Friedhof Potsdam. Dokumentation – Geschichte – Erinnerungsort“ vor, das die Geschichte des Ortes aufarbeitet und den gesamten Grabmal-Bestand des Friedhofes dokumentiert.

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