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Robert Witzsche vom Kita-Elternbeirat Potsdam ist Mitinitiator des Bündnisses „Kita !st“, das sich am Montag in Potsdam trifft.         

© André Gehrmann/André Gehrmann

Neues Bündnis in Brandenburg: „Es gibt keine ausreichende Lobby für Kitas“

Das Bündnis „Kita !st“ kommt am Montag zum Auftakttreffen in Potsdam zusammen. Mitinitiator Robert Witzsche über Personalmangel und das fehlende Interesse an frühkindlicher Bildung.

Herr Witzsche, am Montag findet in den Räumen der Investitions- und Landesbank in Potsdam ein Auftakttreffen des Bündnisses „Kita !st“ statt. Das klingt wie eine Lobby für frühkindliche Bildung. Haben Kitas aktuell keine Lobby in Potsdam und Brandenburg?
Wir tun uns zwar schwer mit dem Wort „Lobby“, aber eigentlich trifft es das. Auch dass es keine ausreichende Lobby für Kitas im Land gibt, ist zutreffend.

Wie und warum ist das Bündnis entstanden?
Das ist entstanden aus dem Zusammenwirken verschiedener Elternbeiräte und der regionalen Liga der Wohlfahrtsverbände, als 2022 überraschend die Kitarechtsreform abgebrochen wurde. Da sind sowohl Kitaträger als auch Eltern zusammengerückt und haben mehrere große Demos gemacht: Im Herbst 2022 gab es den Kitagipfel in Potsdam und der Lausitz und im Frühjahr 2023 gab es den Kitakollapstag. Wir wollten endlich von einer breiten Öffentlichkeit gesehen werden und nicht nur von denen, die sich ohnehin mit dem Thema beschäftigen. Anfang 2023 gab es dann einen zweiten Kitagipfel in Potsdam, wo sich das Bündnis gegründet hat.

Was ist aus Sicht von „Kita !st“ das größte Problem der Kitas?
Das dringendste Problem ist sicher der Personalmangel und die Frage nach Ausbildung: Wie schaffen wir es, dass wir ausreichend motivierte und talentierte Leute für eine Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher gewinnen?

Welche Probleme gibt es noch?
Wir haben vier Kernforderungen zusammengefasst: Das erste ist die Personalsituation, das zweite ist der Mangel an Kitaplätzen. In Potsdam gab es in der Vergangenheit immer wieder Platzmangel; das hat sich mittlerweile verbessert, aber auch hier gibt es immer noch Kitas mit Wartelisten. Der dritte Punkt sind die rechtlichen Vorgaben: Brandenburg hat eines der ältesten Kitagesetze in Deutschland und es gibt zahlreiche Fallstricke darin. Wir brauchen hier mehr Klarheit bei der Finanzierung, beim Personalschlüssel und bei Zuständigkeitsfragen. Die vierte Forderung ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Kitas und Eltern.

Wie wollen Sie erreichen, dass Ihre Forderungen umgesetzt werden?
Das Bündnis richtet sich nicht so sehr an die Politik, sondern möchte das Thema vor allem in die Öffentlichkeit tragen. Frühkindliche Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, an der sehr viel dranhängt, zum Beispiel die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Uns ist auch der Blick auf die Zukunft wichtig: Wenn wir ein gutes frühkindliches Bildungssystem haben, das den Kindern wichtige Fähigkeiten und Kompetenzen vermittelt, dann gewinnen wir als Gesellschaft, etwa im Bereich Demokratiebildung oder Fachkräfteausbildung. Die Kinder sind die Gesellschaft von morgen, und alles, was wir da reinstecken, wird der Gesellschaft von morgen gut tun.

Ist das Bündnis auf Potsdam konzentriert?
Wir haben das Bündnis zwar in Potsdam gegründet, aber es bezieht sich auf ganz Brandenburg. Das muss auch nicht an der Landesgrenze Halt machen: Perspektivisch könnte das Bündnis auch bundesweit aktiv werden.

Wer ist aktuell Teil von „Kita !st“?
Das sind die Alexianer vom St. Josefs-Krankenhaus, der AWO Bezirksverband Potsdam, der Paritätische Brandenburg e.V., die Fachhochschule Potsdam, die Fröbel GmbH, die Hoffbauer Stiftung, der Kita-Elternbeirat Potsdam, das Oberlinhaus, das Waschhaus Potsdam sowie die Landeshauptstadt Potsdam.

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