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Julia Sergon, Sebastian Adamski und Saskia Sergon (v.l.) bilden das Vorstandsteam des Regenbogen Potsdam e.V.

© privat

Gründer der Regenbogen-Rad-Demo in Potsdam: „Straftaten gegen queere Community scheinen wieder salonfähig“

Am Samstag steigt die Stadt wieder aufs Rad, um für Gleichstellung einzutreten. Die Initiatoren über die Anfänge und ihre Ziele.

2020 haben Sie die erste Regenbogen-Rad-Demo organisiert und dann einen Verein gegründet. Wie kam es dazu?
Saskia Sergon: Mit Beginn der Pandemie wurden sämtliche Angebote für die LSBTIQ*-Community abgesagt, was zu einer Isolation führte. Im Juli 2020 entschieden wir uns deswegen, eine pandemiekonforme Alternative zu traditionellen Pride-Veranstaltung zu schaffen. Nachdem die erste Demo schon eine Resonanz von 250 Teilnehmenden erreichte, war klar: Unser Projekt braucht einen offiziellen Rahmen! So haben wir einen gemeinnützigen Verein ins Leben zu rufen. Dies ermöglicht es uns, eine feste Institution für queere Menschen und alle Interessierten in Potsdam zu werden.

Wie ist die Situation für die LSBTIQ*-Community in Potsdam?
Sebastian Adamski: Natürlich genießt die LSBTIQ*-Community in Potsdam, verglichen beispielsweise mit unseren polnischen Nachbarn, eine geschützte Stellung. Jedoch zeigen Entwicklungen, wie die rechte Anschlagsserie in Golm und anderen Potsdamer Stadtteilen, dass diese Sicherheit sehr volatil ist. Um ein offenes und geschütztes Umfeld für die queere Community zu schaffen, haben wir Forderungen im Rahmen unserer Demo an Kommune und Bund: Ein Vielfaltsbudget für ehrenamtliche Personen von 100.000 Euro im Jahr durch die Stadt. Eine finale Anpassung und Durchsetzung für ein wirkliches Selbstbestimmungsrecht sowie eine zeitnahe Reform des Abstammungsrechtes und den Schutz von Regenbogenfamilien

In Dallgow und Spremberg wurden Regenbogenfahnen angezündet. Bereiten Ihnen solche Taten in Brandenburg zunehmend Sorgen?
Julia Sergon: Auf jeden Fall! Dass es zunehmend wieder salonfähiger zu werden scheint, Straftaten gegen die queere Community zu begehen und Symbole wie Regenbogenflaggen zu zerstören, ist eine ähnlich besorgniserregende Entwicklung, wie das Wiedererstarken rechter und rassistischer Einstellungen. Die Sichtbarkeit der LSBTIQ*-Community beschränkt sich ohnehin schon sehr stark auf den Pride-Monat Juni. In nur einem von elf Monaten im Jahr wehen vermehrt Regenbogenflaggen vor Institutionen, Ministerien und anderen öffentlichen Orten. Diese dann zu zerstören, ist jedes Mal ein Stich ins Herz der Community und ein Angriff auf unsere Menschenrechte. Mich trifft die Aktion in Spremberg besonders, weil ich in der Gegend groß geworden bin. Es schmerzt, das Gefühl zu haben, dort nicht mehr bedingungslos erwünscht zu sein.

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