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Benefiz-Familienfest für die Ukraine-Hilfe im Volkspark Potsdam. Auf dem Fest werden Spenden zugunsten der Kinder-Hilfe-Ukraine des Freundes- und Förderkreis Klinikum Ernst von Bergmann gesammelt.

© Foto: Andreas Klaer

Stadt lässt Finanzierung auslaufen: Potsdamer Ukraine-Büro schließt

Die Koordination der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe in der Landeshauptstadt wird nicht mehr von der Stadt bezahlt. Viele Hilfsangebote laufen aber weiter.

Kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gab es auch in Potsdam eine Welle der Hilfsbereitschaft. Nun werden die geschaffenen Strukturen in der Stadt aber zurückgefahren - obwohl jetzt über den Winter hinweg womöglich viele weitere Ukrainer durch die russischen Attacken gezwungen werden, zu fliehen.

So endet Ende des Jahres der Vertrag zwischen der Stadt und der Arbeiterwohlfahrt (Awo) zur Förderung des Büros für die ehrenamtliche Ukraine-Hilfe in Potsdam, bestätigte Stadtsprecherin Juliane Güldener auf PNN-Anfrage. Mit dem Vertrag wurden zwei Stellen finanziert, um ehrenamtliche Helfer zu koordinieren. Die Hilfe war im März 2022 kurzfristig unter damals geltenden vereinfachten Vergabebedingungen ausgeschrieben worden.

Ein Vertrag läuft aus

Derzeit prüfe die Stadt eine Auswertung der Awo zur geleisteten Arbeit, so die Sprecherin. Nächste Woche werde man ferner über Förderanträge für weitere Awo-Angebote entscheiden, die auch Flüchtlinge nutzen können - zum Beispiel das Büro Kinder(ar)mut oder die Ehrenamtsagentur. Einen neuen Antrag für Fortsetzung des Awo-Büros hat der Wohlfahrtsträger aber nicht gestellt, sagte Awo-Chefin Angela Schweers auf Anfrage. Hier sei nun die Stadtverwaltung gefragt. Deren Sprecherin sagte, „sollte es einen sprunghaften Anstieg an Geflüchteten geben, wird deren Betreuung selbstverständlich sichergestellt“. Dann werde auch über das „Wie“ des ehrenamtlichen Engagements entschieden.

Sollte es einen sprunghaften Anstieg an Geflüchteten geben, wird deren Betreuung selbstverständlich sichergestellt

Juliane Güldener, Sprecherin der Stadtverwaltung Potsdam.

Anlass für die Anfrage war auch Kritik von Helfern, die sich an die PNN gewandt haben. Wegen fehlender Finanzierung durch die Stadt laufe das Projekt Ende des Jahres aus, trotz wieder steigender Flüchtlingszahlen, so ihr Einwand. Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) hatte bereits im PNN-Interview Anfang November erklärt, der Vertrag laufe aus. Man benötige „eine stabile Fortsetzung der jetzt etwas professionalisierten Ehrenamtsarbeit“, hatte sie damals auch geworben, ohne Details zu nennen.

6000
Menschen erhielten Hilfe in der Awo-Ausgabestelle

Schon einige Wochen geschlossen ist eine Awo-Ausgabestelle am Hauptbahnhof. Dort halfen nach Awo-Angaben rund 280 Menschen vor allem bei der Sortierung von Spenden und deren Verteilung, rund 6000 Betroffene kamen an 56 Ausgabetagen vorbei. Wer jetzt noch spenden wolle, könne das zum Beispiel im „Schatztruhe“-Laden des Sozialträgers am Schlaatzer Erlenhof tun. Dort haben Menschen auch weiter die Möglichkeit, sich mit dem Nötigsten auszustatten, so die Awo. Ein Chor für geflüchtete Menschen im Awo-Rathaus Babelsberg läuft ebenfalls jeden Mittwoch weiter.

Awo-Chefin Angela Schweers.
Awo-Chefin Angela Schweers.

© Foto: Andreas Klaer

Zurückgefahren worden ist die Ukraine-Hilfe auch an anderer Stelle. So hatte die Initiative „Seite an Seite“, die auch zu den diesjährigen Trägern des diesjährigen Integrationspreises gehört, bereits im Oktober das Ende ihrer Sammelstelle in der Wetzlarer Straße bekannt gegeben. Nun suche man aktuell nach neuen Lagerräumen, hieß es von der Initiative gegenüber den PNN.

Nachbarschafts- und Begegnungshäuser bleiben aktiv

Und tatsächlich gibt es noch Hilfen ganz unterschiedlicher Art: Potsdamer Nachbarschafts- und Begegnungshäuser bieten ukrainischen Geflüchteten nach wie vor Möglichkeiten zur Begegnung und Kursangebote für Bewegung, Kreativität und Spracherwerb, heißt es zum Beispiel in der neuen „Integreat“-App, die das Rathaus auf seiner Internetseite bewirbt. Dort erhalten Betroffene auch wichtige Kontakte zu Behörden und Beratungsstellen. Gerade der Bedarf an Sprachkursen scheint groß. Selbst die „zusätzlichen Kurse für Ukrainer*innen“ in dem Bereich seien momentan ausgebucht, heißt es auf der Seite der Volkshochschule.

Im Zuge des russischen Angriffskriegs waren laut Rathaus schätzungsweise mehr als 3000 Geflüchtete nach Potsdam gekommen. Experten mahnen, dass im Zuge der Angriffe auf die Energie-Infrastruktur des Landes, gerade im Winter, weitere Ukrainer:innen zur Flucht gezwungen werden.

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