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Arsenii Shapiro lernt am Rechenzentrum zeichnen.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Start-Stipendium für mehr Chancen: 16-Jähriger aus der Ukraine plant seine Zukunft in Potsdam

Bundesweit unterstützt das Start-Programm Jugendliche mit Migrationsgeschichte bei ihrer Karriere. In Potsdam lernt der Ukrainer Arsenii Shapiro dadurch Zeichnen und übt Deutsch.

Arsenii Shapiros Staffelei steht in einem kleinen Raum im Rechenzentrum. Mit feinen Bleistiftlinien zeichnet der 16-Jährige einen Würfel. Es ist eine seiner ersten Zeichnungen. Seit Januar lernt der Ukrainer an der Kunstschule „Die Meister“ von Natalia Kovalenko das Zeichnen. Möglich macht es das Start-Programm der Start-Stiftung, ein Stipendium für Jugendliche mit Migrationsgeschichte.

Seine Tante hatte ihn vor einem Jahr ermutigt, sich auf das dreijährige Förderprogramm zu bewerben. Es unterstützt Schülerinnen und Schüler mit 1000 Euro Bildungsgeld pro Jahr sowie technischen Neuanschaffungen. Dort könne er Deutsch lernen, hatte sie gesagt. „Ich hab’s probiert, jetzt bin ich drin“, sagt Arsenii Shapiro stolz.

Er ist einer von 180 Jugendlichen aus ganz Deutschland, die seit dem Schuljahr 2023/24 drei Jahre lang gefördert werden. Aus Brandenburg werden derzeit insgesamt 18 junge Menschen unter anderem aus Afghanistan, Chile, Kamerun, Polen und Syrien unterstützt. Das Bildungsministerium Brandenburg stellt eine Lehrkraft zur Betreuung ab, deren Stelle bei den Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie Brandenburg (RAA Brandenburg) angesiedelt ist.

Von der Ukraine nach Potsdam

Arsenii Shapiro war im Juni 2022, nach vier Monaten Zuflucht in den Karpaten, mit seiner Mutter aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Nach einem Zwischenstopp bei der Tante in Berlin und einem dreiviertel Jahr in Werder/ Havel waren die zwei im Februar 2023 nach Potsdam gezogen.

Arsenii Shapiro im Rechenzentrum.
Arsenii Shapiro im Rechenzentrum.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Bereits im August 2022 hatte Arsenii Shapiro eine Willkommensklasse in Potsdam besucht. Nach einem halben Jahr wurde er mit anderen ukrainischen Jugendlichen in eine 9. Klasse an der Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Gesamtschule am Kirchsteigfeld eingeschult. Mittlerweile besucht er die 10. Klasse und steht kurz vor dem Schulabschluss.

Mein Ziel ist es, hier meine Ausbildung zu machen und eine gute Arbeit zu bekommen.

Arsenii Shapiro, Stipendiat des Start-Programmes

„Mein Ziel ist es, hier meine Ausbildung zu machen und eine gute Arbeit zu bekommen“, sagt der 16-Jährige. Er möchte in Deutschland bleiben, idealerweise in Potsdam oder Berlin. Hier habe er für seine Zukunft mehr Optionen als in der Ukraine, sagt er. Aktuell sucht er eine passende Lehrstelle. Vielleicht etwas mit IT oder Design. Der Privatunterricht an der Kunstschule ist sein Weg dahin.

In seiner Schulzeit in Kiew habe er viel mit Ton gearbeitet, erzählt Arsenii Shapiro. Er habe Fußball und Schach gespielt. Neben Sport, IT und ein paar Freunden aus der Ukraine und Moldawien, die er in seiner Klasse kennengelernt hat, verbringt der 16-Jährige seine Freizeit in Potsdam in der Kunstschule von Natalia Kavalenko.

Begeistert von der Kunstschule

Zweimal pro Woche lernt er für zweieinhalb Stunden von der Kunsthistorikerin Zeichentechniken. Auch sie ist Ukrainerin, hatte an der Nationalen Kunstakademie in Kiew unterrichtet. Im März 2022 war sie nach Potsdam gekommen, seit einem Jahr gibt sie Zeichenkurse für Familien mit Kleinkindern und Jugendlichen aus der Ukraine, Russland und Deutschland. Das stärke die Familien, sagt sie.

Die 52-Jährige schätzt Arsenii. „Höflich, intelligent, talentiert“ sei er und gebe ihr Tipps. „Ich frage, was Arsenii denkt und meint“, sagt Natalia Kovalenko. Sie unterstützen einander.

Arsenii Shapiro mit seiner Lehrerin Natalia Kovalenko.
Arsenii Shapiro mit seiner Lehrerin Natalia Kovalenko.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Aktuell hilft der 16-Jährige ihr bei der Vorbereitung einer Kunstausstellung in der Nikolaikirche ab 25. Februar, rahmt die 50 Bilder, darunter auch zwei seiner Zeichnungen, verfasst die Bildunterschriften und betreut den Social-Media-Auftritt. In der Zukunft soll daraus ein Minijob werden, bereits jetzt nennt er sich selbstbewusst „Manager“.

Arsenii Shapiro macht den Eindruck eines engagierten jungen Mannes. In den Winterferien reiste er zu einem jüdischen Seminar für 16- bis 26-Jährige nach Wien, er und seine Eltern sind Juden. Über das Start-Programm hat er bereits an Seminaren in Weimar und im Spreewald teilgenommen. „Im Juni fahre ich zu einer Ostsee-Exkursion“, sagt er.

Über das Stipendium sagt er: „Das Geld ist für mich nicht interessant. Zu den Seminaren fahren und Leute sprechen ist für mich interessant.“ Arsenii Shapiro möchte Neues lernen, sich mit anderen austauschen und seine Sprache verbessern. Er sagt: „Start hilft mir. Meine Motivation ist, viel Deutsch zu lernen und in der Zukunft etwas Gutes und Interessantes zu machen.“ In Deutschland, seinem neuen Zuhause.

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