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ARCHIV - 19.08.2020, Brandenburg, Schwarzheide: Blick über das Gelände der BASF Schwarzheide GmbH. Der Chemiekonzern BASF will weiter in seinen Brandenburger Standort Schwarzheide investieren. (zu «BASF plant Pilotprojekt zu Batterierecycling in Schwarzheide») Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Patrick Pleul

Boom und Krise in Brandenburg: Zwischen Ansiedlungsrekord und Jobabbau

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach erwartet, dass Brandenburg 2024 weiter zulegt. Im Vorjahr wurden rund 2,5 Milliarden Euro in neue Fabriken oder Erweiterungen investiert.

Brandenburg trotzt mit einem Investitionsboom weiterhin Krisentendenzen in Deutschland, obwohl sich die Hiobsbotschaften häufen. Während die Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft des Landes (WFFBB) am Donnerstag für 2023 einen neuen Ansiedlungsrekord verkünden konnte, im dritten Jahr in Folge gegen den bundesweiten Trend, kündigte der Papierhersteller Leipa in Schwedt wegen eines Auftragseinbruchs einen Abbau von einhundert der tausend Beschäftigten an. Wie Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) auf der Pressekonferenz deutlich machte, wird dieses Wechselspiel von Erfolgen und Rückschlägen weitergehen, für das Brandenburg besser als andere Bundesländer gerüstet sei.

Für 2024 erwartet Steinbach, dass Brandenburg weiter zulegt, wenn auch womöglich nicht ganz so stark wie im Vorjahr. „Wir werden sicher nicht wieder bei sechs Prozent Wachstum landen“, sagte der Minister. Brandenburg könne allerdings den Bundesschnitt nach wie vor nach oben ziehen. Hintergrund ist, dass Brandenburg nach den letzten offiziellen Zahlen (für das erste Halbjahr 2023) mit 6 Prozent das höchste Wirtschaftswachstum in Deutschland hatte, höher als in Bayern oder Baden-Württemberg.

Unternehmen haben 2,5 Milliarden Euro investiert

Nach der WFBB-Bilanz haben Unternehmen in Brandenburg im Vorjahr in neue Fabriken oder Erweiterungen rund 2,5 Milliarden Euro investiert, so viel wie nie in der jüngeren Geschichte des Bundeslandes, und dabei 5374 neue Jobs geschaffen. Das sei das zweitbeste Ergebnis der WFBB überhaupt, sagte Brandenburgs Chef-Wirtschaftsförderer Jörg Kammradt. In dieses Jahresergebnis fließt das Wachstum des US-Elektroautobauers Tesla mit 3000 Jobs in der Fabrik in Grünheide ein, inzwischen sind es dort zwei Jahre nach Eröffnung bereits 12 500 Jobs. Den bisherigen Rekord hatte die Wirtschaftsförderung 2022 unmittelbar nach der Corona-Krise vermeldet, als rund 9700 neue Arbeitsplätze geschaffen und gesichert wurden.

Trotzdem häufen sich auch in der Mark Hibosbotschaften, nach dem Goodyear-Reifenwerk in Fürstenwalde, ZF Brandenburg, dem Autozulieferer Schaeffler in Luckenwalde, dem Solarmodulhersteller in Tschernitz nun auch noch in Schwedt, wo die PCK Raffinerie um eine tragfähige Zukunft ringt. Am Mittwoch hatte das Unternehmen nach Angaben einer Sprecherin die Belegschaft über den Abbau von einhundert Stellen informiert.

Man suche für die Beschäftigten nach sozialverträglichen Lösungen, so eine Leipa-Sprecherin. Grund ist die Schließung einer Produktionslinie zur Herstellung grafischer Papiere. Bei solchen Papieren – wie beispielsweise Werbeprospekten – sei die Nachfrage rückläufig und die Produktion dieser Blätter am Standort nicht ausgelastet. In Zukunft würden in einem kleineren Rahmen die grafischen Papiere hergestellt, so die Sprecherin.

„Die Verlage stellen zunehmend von Papier- auf App-Marketing um, das kennt sicherlich fast jeder, der zum Beispiel früher die vielen Werbe- und Anzeigenblätter im Briefkasten vorgefunden hatte. Ein Unternehmen wie Leipa ist davon besonders betroffen“, sagte Steinbach dazu. Jeder abgebaute Arbeitsplatz sei einer zu viel. (mit dpa)

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