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Die Baustelle der Villa Liegnitz.

© PNN / Ottmar Winter

Zukunft im Welterbe: Zeitgemäß bewahren statt alte Dogmen pflegen

Die Schlösserstiftung will dazu beitragen, den Klimawandel zu bremsen. Was sie wagt, sollte an anderer Stelle in der Stadt Vorbild sein.

Ein Kommentar von Klaus D. Grote

Moderne Zeiten in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten: Dort, wo das Bewahren Verpflichtung ist, werden frühere Überzeugungen über Bord geworfen. In Sichtweite des Schlosses Sanssouci wird das Schweizerhaus nicht im Original, sondern in moderner Interpretation wieder aufgebaut. Am Fuße der Orangerie entsteht eine Gärtnerei in Holzbauweise. Die Römischen Bäder erhalten Erdwärme und barrierefreie Zugänge. Modernes Bauen bedeutet heute vor allem, Ressourcen zu schonen. Denn der Bausektor trägt wesentlich zu Treibhausgasen und Klimawandel bei.

Die Parks der Schlösserstiftung sind vom eingetretenen Klimawandel besonders betroffen. Buchen leiden unter der Hitze im Sommer, ihre Blätter verbrennen. Trockenheit und Krankheiten führen zum Absterben großer Baumbestände. Die Stiftung sucht nach Möglichkeiten zum Erhalt der Welterbelandschaft. Dazu werden beispielsweise angepasste Arten, Substrate und Bewässerungsmethoden getestet. Der Ruinenberg ist zum Experimentierfeld geworden, auf dem der klimaresistente und vorbildliche Park der Zukunft entstehen könnte.

Doch die Stiftung will auch dazu beitragen, den Klimawandel zu bremsen. Noch vor wenigen Jahren wäre niemand auf die Idee gekommen, traditionelle Baumaterialien an Denkmalen in Frage zu stellen. Doch sogar der Einsatz moderner Farben mit isolierendem Effekt ist heute möglich, erklärt Architektur-Direktor Ayhan Ayrilmaz. Was die Stiftung wagt, sollte an anderer Stelle in der Stadt Vorbild sein: Dort, wo noch immer die Rekonstruktion von Barock als alternativlos erachtet wird.

Die Einsicht zur Notwendigkeit unterliegt auch einem gesellschaftlichen Wandel, zu dem neben der Klimafreundlichkeit ein sensiblerer Umgang mit preußischer Kolonialgeschichte und dem Thema Inklusion zählen. So wird es möglich, dass ein Fahrstuhl im Neuen Palais eingebaut wird. Menschen im Rollstuhl dürfen sich freuen. Die Schlösserstiftung auf dem Weg in die Moderne sollte zum Vorbild genommen werden. Potsdam hat da noch Potenzial.

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