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Friedenskirchen-Kantor Caspar Wein gibt mit dem Oratorienchor sein erstes großes Konzert in Potsdam in der Friedenskirche. 129 Sänger:innen sind beteiligt.

© Andreas Klaer

Schöne Souveränität, expressive Wucht: Der Oratorienchor Potsdam singt Schubert

Caspar Wein, der neue Dirigent des Oratorienchores Potsdam, gab seinen Einstieg mit der Messe Es-Dur von Franz Schubert. Mit Liebe zum Detail und Lust am musikalischen Gegenstand.

Angenehm leicht und entspannt begann der Konzertabend am vergangenen Samstag (29.4.) in der Friedenskirche Sanssouci mit Franz Schuberts 5. Sinfonie. Der 30-jährige Caspar Wein, der seit Anfang des Jahres Kantor an der Friedenskirche Sanssouci und zugleich Künstlerischer Leiter des Oratorienchores ist, gab seinen Potsdamer Einstieg in die Chorsinfonik mit Werken von Franz Schubert.

Bevor die mit vielfältigem Ausdruck komponierte Messe Nr. 6 Es-Dur des Wiener Komponisten erklang, musizierte Caspar Wein mit dem Neuen Kammerorchester Potsdam die Sinfonie Nr. 5 D 485.

Neunzehn Jahre alt war Schubert, als er das Werk schrieb, bei dem Haydn und Mozart ganz deutlich über die Schulter schauen. Fehlte dem Auftakt noch die notwendige Gelöstheit – vielleicht war dies dem Lampenfieber Weins geschuldet –, wurde nach wenigen Takten die sprühende Inspiration des jugendlichen Schubert wunderbar ausgespielt.

Caspar Wein und das Neue Kammerorchester Potsdam scheinen miteinander eine entspannte Partnerschaft zu pflegen, denn man vernahm in der Wiedergabe die Liebe zum Detail und den Spaß am musikalischen Gegenstand.  

Der Dirigent führt Orchester und Sänger gekonnt

Caspar Wein, der sein Kirchenmusikstudium an der Universität der Künste Berlin im vergangenen Jahr mit einem Master-Diplom beendete und zuvor ein Jahr lang den Kantor des Doms von Brandenburgs vertrat, ist eine dirigentische Begabung.

Er vermochte mit klarer Zeichengebung, zügigen, jedoch nicht gehetzten Tempi sowie klaren dynamischen Abstufungen eine spannende Version der selten zu hörenden Messe Es-Dur Nr. 6 D 950 von Franz Schubert aus dessen Todesjahr 1828 mit dem Oratorienchor Potsdam, dem Neuen Kammerorchester sowie dem sehr homogen singenden Solistenquintett mit Veronika Würfl, Sopran, Michelle Baum, Alt, Benjamin Glaubitz und Sören Richter, Tenor, sowie Simon Robinson, Bass, zu entlocken.

Der Chor, der nach der Corona-Pandemie nun wieder mit gut 80 Sängerinnen und Sängern besetzt ist, wusste seine umfangreiche und nicht immer leicht zu singenden Partie mit schöner Souveränität wiederzugeben. Man erlebte eine großartige klangliche und gestalterische Arbeit Caspar Weins mit dem Oratorienchor, die sich im Konzert exzellent niederschlug.

Vor allem die polyphonen Abschnitte beeindruckten durch filigranes Musizieren. Der schlanken Dramatik, die der Dirigent wählte, kam die expressive Wucht nicht abhanden, Dumpf-Pathetisches wurde nicht zugelassen. Das groß besetzte Neue Kammerorchester war an diesem Abend ein verlässlicher Partner Weins und somit des Chores. Es vermochte die faszinierenden Farben des Werkes optimal hörbar zu machen. 

Das Auditorium in der voll besetzten Friedenskirche brachte seine Begeisterung durch langen und herzlichen Applaus zum Ausdruck. Zugleich galt dieser der Begrüßung des neuen Kantors und des Künstlerischen Leiters des Oratorienchores.

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