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Die Polizei hofft auf ein friedliches Derby, ist aber auf alles vorbereitet.

© dpa/Friso Gentsch

Brisantes Revierderby Schalke gegen Dortmund: Wenn der Fußball fast zur Nebensache wird

Das 160. Duell zwischen Schalke und Dortmund ist sportlich bedeutend, vorab richtet sich der Blick aber verstärkt auf Fans und Polizei – Hausdurchsuchungen inklusive.

So richtig wissen sie beim FC Schalke 04 nicht, was am späten Samstagnachmittag auf sie zukommt. Und dabei geht es nicht allein um die äußerst herausfordernde sportliche Aufgabe gegen Borussia Dortmund. Das 160. Pflichtspielderby der beiden einander in herzlicher Abneigung verbundenen Reviernachbarn hat auch in Sachen Fan-Rivalität gerade wieder einen unerfreulichen Höhepunkt erreicht. „Wir haben den großen Wunsch, dass das Derby friedlich abläuft“, sagte ein Sprecher des S04.

Die Polizei hat in dieser Frage aber offenbar so ihre Bedenken und deshalb ein Alkoholverbot für das Revierderby verhängt. Der Grund: Am 19. Februar gab es vor der Bus-Abfahrt im Gelsenkirchen zum Auswärtsspiel beim 1. FC Union einen Angriff auf die Schalker Fanszene. Am Treffpunkt tauchten plötzlich Anhänger von Borussia Dortmund und Rot-Weiß Essen auf und attackierten die Schalker mit Baseballschlägern und anderen Handwaffen. Das Resultat: mehrere schwerverletzte Personen.

Zwei Tage vor dem Anpfiff in der Schalker Arena führte die Polizei nun Hausdurchsuchungen bei allen beteiligten Fangruppen durch, ein SEK-Kommando sprengte in den frühen Morgenstunden sogar eine Haustür auf. „Das war eine klare Ansage an die Hooligan-Szene. Wir dulden keine Gewalt, weder auf Tribünen, noch in Vereinsheimen, auf der Straße oder sonst wo“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul.

Dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) – anders als in den vergangenen Jahren ob der stets vorhandenen Brisanz üblich – die Partie in der Dunkelheit (Anpfiff: Samstag um 18.30 Uhr) und nicht wie sonst am Nachmittag stattfinden lässt, löste bei den Schalker Verantwortlichen zudem nur verständnisloses Kopfschütteln aus.

Um diese Fragen muss sich Thomas Reis indes nur am Rande kümmern. Der Trainer der Königsblauen konzentriert sich auf das eigentliche Ereignis, das ob der unerfreulichen Umstände beinahe in den Hintergrund zu rücken droht: das Fußballspiel. „Wenn beide Mannschaften 100 Prozent bringen, dann wird es für uns sehr schwer“, sagte Reis in Anerkennung der qualitativen Überlegenheit des BVB. „Also müssen wir Dortmund daran hindern.“

Schalke und Dortmund sind in der Rückrunde noch ungeschlagen

Genau das ist seinem Team seit Rückrundenbeginn gut gelungen. Die Gegner dauerhaft zu bearbeiten, auf den Füßen zu stehen, kaum Zeit zum Atmen zu lassen. Und damit die Konkurrenten aus dem Tritt bringen. Die Zerstörung als Erfolgsrezept. Das taktische Konzept, das der 49-Jährige den Schalkern verordnet hat, ist häufig nicht schön anzusehen. Es ist aber effektiv – und wohl das einzige Mittel, wie dieser kaum durchschnittliche Bundesliga-Kader die Chance bewahren kann, in der Liga zu verweilen.

„Von der Einstellung sind wir oft bei 100 Prozent“, sagte Reis. Das ist wohl die hervorstechendste Leistung, die der Trainer seit seiner Verpflichtung Ende Oktober herausgearbeitet hat. Die Spieler haben sich wieder alle einem Ziel verschrieben, treten als Team auf und glauben daran, dass sie mit ihren ganz eigenen Mitteln mithalten können. Nicht mit spielerischen oder stilistischen Attributen. Dafür reicht das kollektive Talent kaum aus. Vielmehr mit Präsenz, Leistungsbereitschaft, Einsatz.

Das hat sich in den vergangenen Wochen ausgezahlt, neben den Dortmundern sind die Schalker als einziges Team in dieser Rückrunde ungeschlagen geblieben. Selbst die komplizierteste Disziplin im Fußball, das Erzielen von Toren, hat zuletzt wieder besser funktioniert. „Mir ist es völlig egal, ob die Tore, die wir erzielen, vielleicht glücklich zustande gekommen sind“, sagte der S04-Coach. „Wir sind in der Lage zu gewinnen.“

Knochentrockener Pragmatismus bestimmt Reis’ Handeln. Und: Das als überaus kritisch bekannte Schalker Publikum honoriert diesen Entwicklungssprung zudem mit schier grenzenloser Unterstützung. Immerhin darauf können sich die Schalker Verantwortlichen und das Team in diesen Tagen verlassen.

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