Der Geruch von Anstrengung und Leistungswillen: Wie sich Hertha BSC auf die Bundesliga vorbereitet
Nur keine Ablenkung. In Bradenton sollen sich die Fußballprofis von Hertha BSC voll und ganz auf die Vorbereitung für die Rückrunde konzentrieren können.
Am Vormittag, wenn die Spieler von Hertha BSC auf ihrer Anlage in Bradenton trainieren, klingt es ganz anders als in der Heimat. Dann sammelt sich ein Schwarm Glanzkrähen unter dem Tribünendach am Rand und macht ordentlich Rabatz.
Glanzkrähen unterm Tribünendach, Wildgänse auf dem Nebenplatz, Pelikane und Kormorane an der Küstenlinie. Floridas Vogelwelt hat einiges zu bieten. Aber aus ornithologischem Interesse sind Herthas Fußballer Anfang dieser Woche nicht über den Atlantik geflogen.
Wenn man Sandro Schwarz, den Trainer des Berliner Bundesligisten, zu den Vorzügen des derzeitigen Winterquartiers befragt, dann nennt er andere Sinneseindrücke, die für ihn entscheidend sind. Am beeindruckendsten sei, „dass du überall Sport riechst“.
Der Geruch von Anstrengung und Leistungswillen liegt über dem Areal, das aus der Tennisakademie des legendären Nick Bollettieri hervorgegangen ist, der Anfang Dezember verstorben ist.
Nur knapp 60.000 Menschen leben in Bradenton, einer Agglomeration, die scheinbar ausschließlich aus mehrspurigen Einfalls- und Ausfallsstraßen besteht. Und doch hat der Ort zumindest in der Welt des Sports einen fast schon legendären Klang.
Bollettieri hat hier vor 45 Jahren seine Akademie gegründet, aus der etliche Weltklasse-Tennisspieler hervorgegangen sind; André Agassi und Pete Sampras zum Beispiel, aber auch die beiden Deutschen Thommy Haas und Sabine Lisicki.
Inzwischen hat der Sportrechtevermarkter IMG den Campus übernommen, mehrere hundert Millionen Dollar in dessen Ausbau investiert und ihn nach eigener Einschätzung zur „weltweit führenden Einrichtung für Sportausbildung“ gemacht. Wer sein Kind auf dem Internat unterbringen will, muss dafür pro Jahr einen hohen fünfstelligen Dollarbetrag investieren.
Allein hundert Tennisplätze mit unterschiedlichen Belegen beherbergt die 240 Hektar große Academy. Inzwischen wird hier aber auch Basketball gespielt, Fußball, Baseball, American Football, Golf, Lacrosse und einiges mehr.
„Für mich ist das die Top-Anlage“, sagt Herthas Sportgeschäftsführer Fredi Bobic, der in seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt bereits zweimal zur Wintervorbereitung in Bradenton gewesen ist.
Du kommst hier nicht auf andere Gedanken, du bist komplett auf Sport fokussiert.
Sandro Schwarz, Trainer von Hertha BSC, über die Akademie in Bradenton
Herthas Aufenthalt in weiter Ferne wird finanziell auch durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) unterstützt, die es gerne sieht, wenn Bundesligisten im Ausland Werbung für die Marke Bundesliga betreiben.
Rund um den Trainingsplatz in Bradenton sind Werbebanden mit dem Schriftzug „Hertha Berlin“ und dem Logo der DFL angebracht. Das Spiel gegen den 15-fachen Kolumbianischen Meister Millonarios FC, das letzte von vier Testspielen der Berliner in Florida, wird in 13 Länder live übertragen.
Der Vermarktungsaspekt ist allerdings nur nettes Beiwerk. Viel wichtiger ist die sportliche Performance im zweiten Teil der durch die Winter-WM unterbrochenen Saison. Dafür finden die Berliner während des elftägigen Aufenthalts in den USA (bis 14. Januar) die passenden Bedingungen vor. „Du kommst hier nicht auf andere Gedanken“, sagt Sandro Schwarz, „du bist komplett auf Sport fokussiert.“
Zeefuik wechselt auf Leihbasis zu Hellas Verona
Im Unterschied zu vielen anderen Bundesligisten hat Hertha während der WM-Pause noch drei Wochen trainiert, bevor die Spieler in Urlaub gegangen sind. Da nach der Rückkehr nach Deutschland nur noch eine Woche bis zum ersten Bundesligaspiel beim VfL Bochum bleibt, kommt den Tagen in Florida eine umso größere Bedeutung zu. „Es ist schon intensiver geworden“, sagt Schwarz über das Programm in Bradenton. „Das, was wir nach dem Flug in den Klamotten hängen hatten, haben wir gut überstanden.“
Zweimal täglich trainieren die Profis, ehe am Sonntag und Mittwoch je zwei Spiele pro Tag (Ortszeit) anstehen. Von den 28 Spielern, die am Dienstag in die USA geflogen sind, stehen Trainer Schwarz jedoch nur noch 27 zur Verfügung. Deyovaisio Zeefuik ist am Donnerstag schon wieder abgereist.
Der Niederländer, seit 2020 bei den Berlinern unter Vertrag, wird – einen erfolgreichen Medizincheck vorausgesetzt – bis zum Saisonende an Hellas Verona verliehen. Für den Sommer besitzt der italienische Erstligist dann die Option, den Rechtsverteidiger fest zu verpflichten.
Bei Trainer Schwarz hat Zeefuik ohnehin keine Rolle gespielt. In der Bundesliga schaffte er es nur einmal in den Kader, am ersten Spieltag. Gespielt hat er in dieser Saison lediglich beim Erstrundenaus im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten Eintracht Braunschweig. Kurz vor Ende der Verlängerung wurde Zeefuik damals eingewechselt.
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