zum Hauptinhalt
Gute Haltungsnoten. Serge Gnabry hat mit 20 Treffern in 31 Länderspielen die beste Torquote der aktuellen Nationalspieler.

© dpa

Der Nationalspieler des FC Bayern München: Serge Gnabry und die fehlende Wertschätzung

Serge Gnabry spielt in der Offensive der deutschen Fußball-Nationalmannschaft eine herausragende Rolle. Beim FC Bayern wünscht er sich mehr Anerkennung.

Über Serge Gnabry sind zu Beginn dieser Woche ein paar fast schon ehrenrührige Dinge in Umlauf geraten. Der „Kicker“ hat berichtet, dass der Offensivspieler des FC Bayern München ein Angebot seines bisherigen Arbeitgebers vorliegen habe; dass er sich aber trotz einer Jahresgage von 19 Millionen Euro bisher noch nicht dazu habe durchringen können, dieses Angebot auch zu akzeptieren.

Vermutlich ist es ganz gut, solchen Meldungen – egal wie seriös sie auch sein mögen – andere, freundlichere Bilder entgegenzusetzen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Am Mittwoch saßen die deutschen Fußball-Nationalspieler nach dem Training in einem abgedunkelten Saal, um einer Podiumsdiskussion zu den Zuständen im WM-Gastgeberland Katar zu folgen. Kurz bevor es losging, verschwand Gnabry noch einmal in der Kulisse und kehrte mit etlichen Wasserflaschen bepackt zurück, die er an seine Kollegen verteilte. Das ganze Prozedere wiederholte sich noch zwei Mal, ehe der Münchner sich auf seinen Platz setzte.

Serge Gnabry als Wasserträger? Das trifft seine Situation bei der deutschen Nationalmannschaft ganz sicher nicht. Seit seinem Debüt im November 2016 genießt Gnabry hohe Wertschätzung bei seinen Vorgesetzten. Das war bei Joachim Löw so. Und das ist auch bei Hansi Flick, dessen Nachfolger als Bundestrainer, nicht anders.

Kein Wort zu seiner Vertragssituation

Zu Hause, bei den Bayern, ist das hingegen womöglich nicht der Fall. Zur obersten Hierarchieebene gehört der 26-Jährige in München eher nicht, und daran würde sich wohl auch nach einer Verlängerung seines Vertrags nichts ändern.

„Es ist nicht so, wie die Medien häufig behaupten, dass jeder von uns ans Geld denkt“, sagt Gnabry, als er auf das Thema Wertschätzung angesprochen wird. „Im Arbeitsverhältnis gibt es auch viele andere Dinge, die eine große Rolle spielen.“ Aber das Gehalt liefert gewisse Aufschlüsse. Fußballprofis wird nachgesagt, dass sie zumindest in groben Zügen darüber informiert sind, wie das Gehaltsgefüge innerhalb ihrer Mannschaft aussieht und dass sie aus der Gehaltstabelle auch ihren eigenen Stellenwert im Team ablesen.

Aktuell gibt es viele Gerüchte um Serge Gnabry, um seine berufliche Zukunft bei den Bayern oder andernorts, und natürlich wird er darauf angesprochen, als er bei der Nationalmannschaft, zwei Tage vor dem Nations-League-Spiel gegen Europameister Italien am Samstag (20.45 Uhr, live bei RTL), in Herzogenaurach zur Pressekonferenz erscheint. „Zu meiner eigenen Vertragssituation will ich mich hier nicht äußern“, antwortet er. „Dazu bitte keine weiteren Fragen mehr.“

Selbst zu Sadio Mané, dem potenziellen Zugang der Bayern, äußert er sich nicht. Die Verpflichtung des Senegalesen, aktuell beim Champions-League-Finalisten FC Liverpool unter Vertrag, könnte schließlich gravierende Auswirkungen auf sein Standing im Team haben – und ein Kommentar zu dieser Personalie zumindest indirekt Aufschlüsse über seine eigenen Pläne liefern.

Bester Torschütze hinter Lewandowski

Mit Robert Lewandowski, der unbedingt weg will, und Serge Gnabry, von dem man nicht genau weiß, was er eigentlich will, droht den Bayern der Verlust der beiden besten Torschützen der gerade zu Ende gegangenen Spielzeit. Beide stehen nur noch ein Jahr in München unter Vertrag.

Doch während der Rekordmeister den Polen auch auf die Gefahr hin, ihn im Sommer 2023 ablösefrei zu verlieren, unbedingt halten will, sieht das beim deutschen Nationalspieler Gnabry womöglich anders aus. Derzeit wird über einen Wechsel zu Real Madrid und eine Ablöse von 40 Millionen Euro spekuliert.

Gnabry hat die Spielzeit mit den Bayern als „ein bisschen unzufriedenstellend“ empfunden, was vor allem in dem frühen Aus in der Champions League begründet liegt. Seine eigene Performance hingegen war durchaus ansprechend. Mit 14 Treffern war er neben Lewandowski der einzige Spieler der Münchner, der in der Bundesliga zweistellig getroffen hat. „Er ist ein ganz wichtiger Baustein bei uns in der Mannschaft“, sagt Leon Goretzka über seinen Kollegen aus dem Verein und der Nationalmannschaft.

Seitdem der gebürtige Stuttgarter Gnabry 2016 aus England in die Bundesliga zurückgekehrt ist, hat er in jeder Spielzeit zweistellig getroffen – sowohl für Werder Bremen, für die TSG Hoffenheim als auch, in inzwischen vier Jahren, für den FC Bayern. In der Nationalmannschaft kommt er bei 31 Länderspielen auf 20 Tore. Kein anderer Spieler des deutschen Teams kann eine derart gute Quote vorweisen.

Gnabrys Vorteil ist, dass er in der Offensive auf verschiedenen Positionen einsetzbar ist, nicht nur auf der offensiven Außenbahn, sondern auch als verkappter Mittelstürmer. „Ich denke schon, dass ich da einen recht guten Job gemacht und eine ordentliche Quote habe“, sagt er über seine Auftritte im Sturmzentrum. Dummerweise brauchen die Bayern keinen Mittelstürmer. Sie haben ja Robert Lewandowski.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false