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Geduld ist gefragt. Seit mehr als drei Wochen hat Fabian Reese seiner Arbeit als Fußballer schon nicht mehr nachgehen können.

© dpa/Sebastian Gollnow

Der Offensivspieler reist nicht mit ins Trainingslager: Hertha BSC muss weiter auf Fabian Reese warten

Ein vermeintlich harmloser Infekt mit Langzeitfolgen: Fabian Reese reist nicht mit Hertha BSC ins Trainingslager nach Spanien. Und niemand weiß, wann er wieder fit ist.

Die Stimmung bei Pal Dardai bewegte sich zwischen Gereiztheit und Sarkasmus. Er lachte sogar, als die Frage nach Fabian Reese kam. „Das ist momentan ein bisschen kompliziert“, sagte der Trainer von Hertha BSC. „Da muss man einfach abwarten.“

Inzwischen wird den Beteiligten in dieser Angelegenheit eine Menge Geduld abverlangt. Reese, Herthas wichtigster Spieler in der Vorrunde und einer der besten der Zweiten Liga, ist am letzten Spieltag vor Weihnachten wegen eines Infekts ausgefallen. Seitdem sind drei Wochen vergangen, und noch immer steht Reese dem Berliner Fußball-Zweitligisten nicht zur Verfügung.

Der Offensivspieler hat beim Trainingsauftakt Anfang der Woche gefehlt. Er hat am Samstagnachmittag gefehlt, als Hertha das erste Testspiel des Jahres gegen den Drittligisten Erzgebirge Aue mit 2:0 (0:0) für sich entscheiden konnte. Und er wird auch fehlen, wenn die Berliner an diesem Sonntag ins Trainingslager nach Spanien aufbrechen. Dass er im Laufe der kommenden Woche noch nachreist, ist laut Trainer Dardai derzeit nicht vorgesehen.

Nach Stand der Dinge wird Fabian Reese also vier Wochen raus gewesen sein, wenn die Berliner am Sonntag kommender Woche aus Spanien zurückkehren. Und bis zum Auftakt der Rückrunde am 21. Januar gegen Fortuna Düsseldorf blieben ihm dann nur noch sieben Tage, um seine Defizite aufzuholen. Falls er bis dahin überhaupt wieder einsatzfähig ist.

Er trifft und trifft und trifft. Florian Niederlechner (r.) erzielte im Testpiel gegen Aue beide Tore zu Herthas 2:0-Sieg.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Denn eine Prognose zu Reeses Gesundheitszustand wagen sie bei Hertha derzeit nicht – was die Angelegenheit noch ein bisschen rätselhafter macht. Dardai wirkt inzwischen fast ratlos, wenn die Sprache auf seinen wichtigsten Spieler kommt. Abgesehen von gelegentlichen SMS-Nachrichten hat er aktuell keinen Kontakt zu ihm.

Der vermeintlich harmlose Infekt, von dem nach dem 0:0 gegen den VfL Osnabrück im letzten Hinrundenspiel die Rede war, hat sich wohl inzwischen als Corona-Infektion herausgestellt. Reeses Werte, so hieß es zu Beginn dieser Woche von Seiten des Vereins, seien noch nicht so, dass er trainieren könne. Und offensichtlich haben sie sich seitdem nicht entscheidend verbessert.

Bevor irgendwelche Gerüchte die Runde machen: Ich beschäftige mich einzig mit dem Ziel, wieder vollständig gesund zu werden.

Fabian Reese am Samstagabend auf seinem Instagram-Account

Am Samstagabend meldete sich Reese auf seinem Instagram-Account zu Wort. „Bevor irgendwelche Gerüchte die Runde machen“, schrieb er. „Ich beschäftige mich einzig mit dem Ziel, wieder vollständig gesund zu werden. Damit ich dabei mithelfen kann, dass wir in der Rückrunde unsere Ziele erreichen.“

Neben Reese werden auch Bence Dardai und Torhüter Robert Kwasigroch das Trainingslager verpassen. Dardai ist nach seiner Sprunggelenksverletzung noch nicht so weit, dass er bereits am Mannschaftstraining teilnehmen kann. „Er muss erst einmal richtig hartes Lauftraining absolvieren“, sagte sein Trainer und Vater. Das soll er in der kommenden Woche in Berlin tun. „Wenn wir zurückkommen, ist er fit“, erklärte Pal Dardai.

Und weil Kwasigroch unter einem Infekt leidet, muss Herthas Trainer von seinem ursprünglichen Plan Abstand nehmen, vier Torhüter mit nach Spanien zu nehmen. Dafür wird Ibrahim Maza, der sich im Sommer in der Vorbereitung verletzt hat und seitdem ausgefallen ist, dem Berliner Tross angehören. Allerdings soll er zunächst separat trainieren. „Wir werden von Tag zu Tag schauen“, kündigte Pal Dardai an.

Jeremy Dudziak und Palko Dardai, die beide ebenfalls lange ausgefallen sind, sollen ihr Pensum im Trainingslager sukzessive steigern. Im Testspiel gegen Aue wurden beide geschont, genau wie Marten Winkler, der wegen muskulärer Probleme zwei Tage pausiert hatte. Angesichts der schwierigen Bodenverhältnisse im Amateurstadion war das eine nachvollziehbare Entscheidung.

„Der Platz war schwer für offensiven Fußball“, sagte Pal Dardai, der seine Mannschaft mit Dreier- respektive Fünferkette hatte spielen lassen. Zur Halbzeit wechselte er die Belegschaft einmal komplett durch, das System aber blieb. Auch im ersten Testspiel in La Manga gegen KV Mechelen am Mittwoch will er diese Variante noch einmal sehen.

U-19-Spieler Tim Hoffmann fährt mit den Profis ins Trainingslager

Dardai hatte am Ende der Hinrunde das Gefühl, dass sich die Gegner besser auf seine Mannschaft eingestellt hatte. Ein neues System soll die Konkurrenz im Ideal vor neue Herausforderungen stellen, weil Hertha dadurch weniger leicht zu durchschauen und zu entschlüsseln ist.

„Wir bilden uns weiter“, erklärte Dardai nach dem Spiel gegen Aue. „Dafür, dass wir zum ersten Mal mit diesem System gespielt haben, ohne es vorher zu üben, haben es die Jungs gut gemacht. Eigentlich bin ich zufrieden.“

Zwei späte Tore von Florian Niederlechner (71. und 82. Minute) entschieden das recht ereignisarme Spiel am Ende für Hertha. Der Offensivspieler machte also da weiter, wo er im vergangenen Jahr aufgehört hatte: Er trifft und trifft und trifft. Gegen Düsseldorf, zum Start der Rückrunde, und eine Woche darauf bei Wehen Wiesbaden wird Niederlechner allerdings wegen seiner Rotsperre fehlen.

Vielleicht lief er deshalb gegen Aue in der vermeintlichen B-Elf auf, die in der zweiten Hälfte zum Einsatz kam. Darin stand auch der erst 18 Jahre alte Tim Hoffmann, der nach seinem Einsatz im Freundschaftsspiel gegen Tennis Borussia im Oktober zum zweiten Mal für die Profis randurfte.

Der Innenverteidiger wird als einziger Spieler aus der U 19 an diesem Sonntag mit den Profis ins Trainingslager reisen dürfen. Anders als Myziane Maolida, Kelian Nsona und Anderson Lucoqui, die den Klub in diesem Winter verlassen sollen und deshalb in Berlin bleiben werden.

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