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Stern 1900 in der ersten Pokalrunde bei einem Spiel gegen den SV Grün-Weiss Brieselang.

© Ralf Seedorf

DFB-Pokalkracher in der zweiten Runde: Stern 1900 empfängt Bundesligisten 1. FC Köln

Überraschend erreichten die Frauen des Berliner Vereins Stern 1900 die zweite Runde des DFB-Pokals. Dort wartet gleich der Bundesligist Köln – und das am ersten Doppelspieltag der Geschichte im Stadion Lichterfelde.

Von Alishya Tanoku

Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Auch wenn das keine bahnbrechende Neuigkeit ist, könnte sie umso wichtiger werden, wenn der Berliner Verbandsligist Stern 1900 am Samstag gegen den Bundesligisten aus Köln antritt. Nachdem sie sich im August mit einem knappen 1:0 gegen den Landesligisten SV Grün-Weiss Brieselang durchsetzen konnten, sehen sie sich nun mit Gegnerinnen einer anderen Klasse konfrontiert.

In Berlin-Steglitz bleibt man dennoch gelassen. „Die Euphorie ist dem Anlass entsprechend groß, wir erwarten um die 800 Fans im Stadion Lichterfelde“, sagt Bernd Fiedler, seit über 40 Jahren erster Vorsitzender von Stern 1900. Natürlich ist es bei den Steglitzerinnen aber bekannt, dass die Möglichkeiten begrenzt sind. „Bei 30 Grad um 13 Uhr zu spielen, ist schon eine Nummer. Die Kölnerinnen werden mit ihrer körperlichen Stärke und Schnelligkeit wahrscheinlich den längeren Atem haben. Wir sehen es allerdings ganz sportlich, nicht verkniffen“, sagt Fiedler dem Tagesspiegel gegenüber.

Es gibt so einige Besonderheiten, die dieses Pokalspiel am Samstag begleiten. Zum einen ist es die erste Doppelbegegnung im DFB-Pokal überhaupt. Mit Viktoria ist ein weiterer Berliner Verein in die zweite Runde eingezogen, zudem liegen beide Klubs im gleichen Bezirk und haben ein Heimspiel-Los gezogen.

Im Stadion wehen zwei Fahnen

„Wir hatten mit den Verantwortlichen bei Viktoria sehr angenehme, kooperative und hilfreiche Gespräche über eine mögliche Stadionteilung. Der DFB musste das Konzept einer Doppelveranstaltung dann noch absegnen. Ich habe das Gefühl, im Frauenfußball ist man bei solchen Kooperationen etwas entspannter“, sagt Fiedler.

Hätte der DFB nicht zugestimmt, wäre Viktoria als ausgegliederte Kapitalgesellschaft wohl nach Mariendorf ausgewichen, da Stern als gemeinnütziger Verein zuerst Anspruch auf das Stadion gehabt hätte. So aber wehen am Samstag beide Fahnen im Stadion Lichterfelde.

Tradition und Zwangsabstieg

Die Beziehung zwischen Viktoria und Stern hat Tradition. In der Regionalliga gab es schon mehrere Aufeinandertreffen und im April wurde sogar noch um den Landespokal im Finale gespielt, den Viktoria dann mit nach Hause nehmen durfte. Noch besser in Erinnerung dürfte den Frauen von Stern aber der unglückliche Abstieg in der vergangenen Saison geblieben sein. 

Durch den Verbleib der Viktorianerinnen in der Regionalliga Nord-Ost und dem gleichzeitigen Streichen von zwei Startplätzen in der Liga, stieg Stern als zehnter Platz in die Berlin-Liga ab. Das hatte noch weitreichendere Folgen: Die zweite Mannschaft von Stern hatte zwar den Klassenerhalt in der Berlin-Liga geschafft, musste aber in die Landesliga zwangsabsteigen.

Kritik an Ligasystem

„Das war natürlich total unglücklich“, sagt Fiedler, der zudem kritisiert, dass Berolina Mitte als Dritter der Berlin-Liga und mit einigem Abstand zum Zweiten um den Aufstieg mitspielen darf. „Das macht für mich sportlich keinen Sinn.“

Doch Groll gegen Viktoria gibt es nicht, die vergangene Saison ist bei Stern aufgearbeitet, der Fokus liegt auf der laufenden Spielzeit. Fiedler hat eine klare Vision: „Wir wollen in der Berlin-Liga unter die besten Drei kommen, ein direkter Wiederaufstieg wäre natürlich grandios.“

Ich hätte damals auch nicht gedacht, dass Frauenfußball was für mich ist. Jetzt bin ich sehr stolz auf unsere Erfolge und unser Team. 

Bernd Fiedler, 1. Vorstandsvorsitzender bei Stern 1900, über das Frauenteam.

Weniger Geld für den Frauenfußball

Bei dem kommenden Doppelspieltag gibt es auch nur „Doppeltickets“ zu kaufen. Eine große Einnahmequelle ist der DFB-Pokal der Frauen allerdings nicht. Hier werden wieder einmal die großen Unterschiede zwischen Frauen- und Männerfußball deutlich.

Für das Erreichen der ersten und zweiten Runde haben die Viktorianerinnen insgesamt 8500 Euro bekommen. „Ich will diese Summe nicht kleinreden, für uns als Verein ist das toll, so können die Frauen ein Trainingslager machen. Bei Männern allerdings erhält man für die gleiche Leistung rund 648.000 Euro. Hier muss sich was ändern“, sagt Fiedler.

Für die Frauen von Stern geht es vor Samstag noch zu einem Vorbereitungstraining ins Stadion. Die Stimmung im Team ist positiv, die Gegnerinnen werden freudig erwartet. Fiedler resümiert:„Ich hätte damals auch nicht gedacht, dass Frauenfußball was für mich ist. Jetzt bin ich sehr stolz auf unsere Erfolge und unser Team. Auch in diesem Spiel steht es erst einmal 0:0. Alles weitere wird man dann sehen.“

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