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Das ist der Titel. Das tschechische Team feiert nach der Schlusssirene.

© dpa/Petr David Josek

Eishockey-Weltmeister Tschechien: Ein Land feiert sich

Tschechien gewinnt das Heim-Turnier verdient. Auch wenn ein Weltmeister Schweiz der Sportart wohl mehr genützt hätte, war es ein Turnier der Superlative.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Am Ende war es so, wie von der Eishockeygöttin inszeniert. Die Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien endete am Sonntag mit dem Titel für Tschechien. Was für weniger Interessierte an der Sportart wie eine gewohnte Prozedur aussah, war alles andere als das. Die einst große Eishockeynation Tschechien hatte in den jüngsten zehn Jahren gerade einmal Bronze gewonnen. Der 2:0-Erfolg vor 18.000 Zuschauenden in der Prager Arena gegen die Schweiz war ihr erster WM-Gewinn seit dem Turnier 2010, damals hatte Tschechien die Finnen im Finale von Hannover bezwungen.

Der Erfolg passt zu einem Land, das die Sportart zelebriert. Mit 797.727 Besuchern gab es einen neuen Zuschauerrekord für ein WM-Turnier und das, obwohl der Weltverband für die K.-o.-Spiele in Prag und Ostrava astronomische Ticketpreise abrief. Aber in der Vorrunde war immer was los, selbst wenn Kasachstan auf Deutschland traf. Die WM war in den Straßen auf Werbeplakaten omnipräsent, die Fernseher liefen überall heiß. Allein beim Halbfinalspiel Tschechien gegen die USA gab es einen Marktanteil von 81 Prozent für die TV-Übertragung. Und am Finalsonntag war selbst beim Public Viewing rund um die Arena schon bald kein Einlass mehr, weil alles überfüllt war.

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WM-Titel hat Tschechien nun gewonnen

So schön der Titel für Tschechiens Superstar David Pastrnak, der natürlich ausgerechnet sein erstes Turniertor im Finale schoss, auch ist, für die Schweizer ist es schon tragisch, dass sie wieder in einem WM-Finale gescheitert sind. Zum dritten Mal bereits seit 2013. „Dieses Jahr hatten wir den Glauben, dass wir es schaffen können. Dass es nicht geklappt hat, ist extrem frustrierend“, sagte Verteidiger Roman Josi von den Nashville Predators aus der NHL.

Sie hatten sich knapp gegen Deutschland und Kanada in den K.-o.-Spielen zuvor durchgesetzt. Ein Weltmeister, der noch nie Weltmeister war, hätte die Eishockey-Geschichte bereichert. Da aber ergeht es den Schweizern nun wie den Deutschen, die auch schon zwei Finalniederlagen (Olympia 2018 und WM 2023) auf dem Konto haben. Der letzte Schritt ist eben dann doch der Schwerste.

Und dass die Schweizer, diesmal angetreten mit all ihren Topstars aus der NHL, im kommenden Jahr bei der WM in Dänemark und Schweden oder bei der Heim-WM ein Jahr später wieder in diese finale Position kommen, davon ist nicht unbedingt auszugehen. Jede Weltmeisterschaft ist ein neues Würfelspiel, da kommt es auf die Zusammenstellung des Kaders und auf die Dynamik an, die ein Team dann im Laufe des Turniers entwickeln kann. Den Tschechen ist beides diesmal am besten gelungen.

Der neue Weltmeister hat nicht ein einziges Spiel nach 60 Minuten verloren und den Titel am Ende verdient gewonnen und im Erfolg viele Emotionen gezeigt. David Pastrnak rutschte nach seinem Führungstreffer auf Knien über das Eis und wunderte sich später selbst darüber. „Ich hätte nie gedacht, dass es ein Tor geben wird, das mich auf die Knie zwingen wird. Da explodierte einfach etwas in mir. Es waren all diese Emotionen, die Fans, das ganze Land“, sagte der Profi der Boston Bruins aus der NHL.

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