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In jedem Spiel ein Scorerpunkt, nur gegen die Schweiz nicht: Leo Pföderl (links) im Einsatz.

© Imago/Bildbyran/Maxim Thore

Schluss im Viertelfinale der Eishockey-WM: „Die wissen, was jetzt kommt“

Das deutsche Eishockeyteam beendet das WM-Turnier in Tschechien auf Rang sechs. Der große Wurf war es diesmal nicht, aber insgesamt doch ein ordentlicher Auftritt.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Eishockey auf höchstem Niveau ist ein ausgeleuchtetes Geschäft. Die Kameras folgen den Spielern inzwischen bei einer Weltmeisterschaft bis in die Kabinen. Und so war eine Kampfansage von Moritz Müller, eingefangen in der zweiten Drittelpause des Viertelfinalspiels gegen die Schweiz, klar zu hören.

Der Kapitän der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft war davon überzeugt, dass am Ende alles so wie immer läuft, wenn die Schweizer gegen die Deutschen spielen. Die hatten nach einem schläfrigen Start aus seinem 0:2 ein 1:2 im zweiten Drittel gemacht und schienen nun am Drücker zu sein. Müller sagte zu den Mannschaftskameraden: „Sehr stark. Die wissen, was jetzt kommt.“

Oft schon haben die Deutschen bei großen Turnieren in jüngsten Jahren zuverlässig den zittriger werdenden Schweizern den Sieg am Ende noch geklaut, doch am Donnerstag in Ostrava kam es anders. Das deutsche Team schied im Viertelfinale aus, nach knapper, aber nicht unverdienter 1:3-Niederlage gegen die Schweizer.

Es gibt ja ein paar starke Spieler, die bei uns nicht dabei waren.

Eishockeynationalspieler Nico Sturm

Scheitern wäre ein zu großes Wort, ein Ausscheiden in der ersten K.-o.-Runde einer Weltmeisterschaft ist erlaubt, das passiert auch anderen Großen des Welt-Eishockeys.

Und zu denen gehören die Deutschen inzwischen mit einem Bein. Als Fünfter der Weltrangliste sind sie beim aktuellen Turnier in Tschechien angetreten, sie haben es als Sechster beendet. Insofern ist der Status Quo gehalten.

Aber das ganz große Kino des Teams von Harold Kreis war es nicht, trotz der vielen erzielten Tore (35 in acht Spielen), von denen allerdings zu wenige gegen Schweden, die USA oder eben gegen die Schweiz erzielt wurden.

Sicher, die Schweizer hatten ihre bestmögliche Mannschaft dabei, den Deutschen fehlten ihre drei besten Profis, was Nico Sturm nach dem Spiel gegen die Schweizer auch hervorhob. „Es gibt ja noch ein paar starke Spieler, die bei uns nicht dabei waren“, sagte der Angreifer von den San José Sharks aus der NHL. „Aber wir haben gelernt, mit der größeren Verantwortung und höheren Erwartungen, die wir auch an uns selbst haben, umzugehen und damit zu spielen“, sagte Sturm. „Es ist kein Prozess, der von einem Jahr auf das andere abgeschlossen ist. Der Prozess wird lange andauern. Trotzdem glaube ich, dass wir uns sehr gut verkauft haben.“

Eine Medaille ist eben keine Selbstverständlichkeit

Beim finalen Auftritt fehlte vielleicht etwas von dem Geist, der das Team im Vorjahr bis ins WM-Finale von Helsinki getragen hat. Trotzdem ist es erstaunlich, wie sehr sich die Deutschen seit 2018, als es die olympische Silbermedaille gab, in der Weltspitze festgesetzt haben. Abgesehen von Kanada sind Erfolge auch in der Spitze keine Selbstverständlichkeit.

Die Schweizer zum Beispiel sind nun zum ersten Mal seit sechs Jahren ins Halbfinale eingezogen, Schweden hat seit 2018 keine Medaille mehr geholt, Tschechien hat in zehn Jahren bei Weltmeisterschaften gerade mal eine Bronzemedaille gewonnen und steht nun nach einem 1:0 gegen die USA, die wieder einmal bei einer WM nichts mitnehmen, endlich einmal wieder im Halbfinale.

Enttäuscht. Das deutsche Team nach dem Spiel.

© Imago/ActionPictures

Nicht nur in diesem Zusammenhang ist es achtbar, wie sich das deutsche Team auch diesmal wieder präsentiert hat, auch wenn das in der Heimat ziemlich irrelevant erscheint. Während es in Tschechien dieser Tage kein anderes sportliches Thema als die Eishockey-WM gibt, werden deutsche Eishockeyspieler noch pumpend unmittelbar nach einem WM-Spiel danach gefragt, wen sie für die Fußball-Nationalmannschaft nominieren würden.

Deutschland ist in der öffentlichen Wahrnehmung Männerfußballland, Erfolge anderer Sportarten versenden sich. Die Weltmeister-Basketballer können ein Lied davon singen, Alba Berlin spielte zuletzt Play-offs in halbleerer Halle. 

Für die Eishockey-Nationalmannschaft kann die Zukunft in jedem Fall spannend werden. Nach der WM im kommenden Jahr in Dänemark und Schweden steht 2026 in Italien das olympische Turnier an, zu dem nach Stand der Dinge alle NHL-Profis kommen werden. Auch Leon Draisaitl, momentan noch in den Play-offs der NHL beschäftigt, dürfte dann mitmischen.

Deutschland könnte 2026 mit seinen Topspielern Draisaitl, Tim Stützle und Moritz Seider antreten. Die Gegnerschaft wird allerdings auch sehr stark besetzt sein. Und nach der WM 2026 steht dann die Weltmeisterschaft in Deutschland an. Genug Gelegenheiten für das deutsche Team, wieder mal an einer Medaille zu schnuppern.

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