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Die Bayern-Funktionäre Hainer, Kahn und Salihamidzic verfolgen fassungslos den Auftritt ihres Teams gegen Mainz.

© AFP/DANIEL ROLAND

FC Bayern steckt tief in der Krise: Für Kahn wäre die Saison ohne Titel „eine Katastrophe“

Der deutsche Fußball-Rekordmeister läuft Gefahr, in der aktuellen Spielzeit nicht mal die Schale zu gewinnen. Vorstandschef Kahn sucht schon Ausflüchte mit Verweis auf die nächste Saison.

Von Jens Marx, dpa

Nach dem nächsten herben Rückschlag in Mainz ist die Führungsetage des FC Bayern München bemüht, die Lage zu beruhigen. Vorstandschef Oliver Kahn verteidigte abermals die Trennung von Ex-Trainer Julian Nagelsmann, Präsident Herbert Hainer schloss unmittelbare Konsequenzen aus der aktuellen schweren sportlichen Krise aus. 

„Ich habe immer auch von langfristigen Zielen gesprochen“, sagte Kahn im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF am Samstagabend. Es sei „da jetzt nicht rein nur um die Saisonziele“, beim deutschen Fußball-Rekordmeister gegangen.

Nach dem Doppel-Aus im Viertelfinale des DFB-Pokals und in der Runde der besten Acht in der Champions League – beides unter der Ägide Tuchels – hatten die Bayern am Samstag in der Fußball-Bundesliga eine bittere 1:3-Pleite beim FSV Mainz 05 kassiert und damit die Tabellenführung eingebüßt.

Wir konzentrieren uns erst einmal auf die deutsche Meisterschaft. Über alles andere reden wir dann später“

Bayern-Präsident Herbert Hainer

Der Rekordmeister aus München musste am 29. Spieltag Borussia Dortmund vorbeiziehen lassen. Der BVB hatte 4:0 gegen Eintracht Frankfurt gewonnen und nun hat nun einen Punkt Vorsprung vor den Bayern. Mit leuchtenden Augen kehrte Torhüter Gregor Kobel von der minutenlangen Jubelorgie nach dem Spiel der Dortmunder vor der Südtribüne in die Kabine zurück: „Dass wir nun auf Platz eins sind und alles in eigener Hand haben, ist ein überragendes Gefühl. Das macht uns stolz.“

Nicht nur die deutliche teaminterne Aussprache nach der desolaten Leistung von Stuttgart, wo die Borussia gegen dezimierte Schwaben eine 2:0-Führung verspielt hatte, zeigte in Dortmund positive Wirkung. Möglicherweise trug auch das ungewohnt mutige Bekenntnis von Sportdirektor Sebastian Kehl und Trainer Terzic unter der Woche, Meister werden zu wollen, zu einer anderen Körpersprache der Profis bei. Aus Demut wurde Mut, aus Zurückhaltung Entschlossenheit.

Ganz anders ist die Stimmung nun bei den Bayern. Eine Saison ohne auch nur einen Titel wäre laut Kahn „natürlich für uns alle eine Katastrophe“. Doch sieht sich der einstige Weltklasse-Torhüter auch selbst mit schwerer Kritik an seiner Bilanz und mit Zweifeln konfrontiert, ob er noch der Richtige ist als Vorstandvorsitzender.

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Kahn betonte: „Für mich gibt es nur ein einziges Ziel: Diese Saison rumzubringen und zwar mit dem deutschen Meistertitel, um dann nächste Saison noch mal richtig anzugreifen.“ Zuvor hatte er der „Bild“-Zeitung bereits gesagt, dass er im Moment nicht eine Sekunde daran verschwende, „mir über meinen Vertrag Gedanken zu machen, es geht immer um den FC Bayern“.

Präsident Herbert Hainer teilte mit, sich vor dem Saisonende nicht mit möglichen Konsequenzen beschäftigen zu wollen. „Wir konzentrieren uns erst einmal auf die deutsche Meisterschaft. Das wird schwer genug sein, wie wir heute gesehen haben“, sagte er. „Über alles andere reden wir dann später.“

Oliver Kahn will „keinen Millimeter nachgeben“

Hainer zeigte sich enttäuscht, dass die Mannschaft nach der 1:0-Führung in der ersten Halbzeit in der zweiten Spielhälfte eingebrochen war: „Wenn man zwei so unterschiedliche Halbzeiten sieht und wir dann so einbrechen, ist das schwer zu erklären.“

Nach dem Ausscheiden in den Viertelfinals in der Champions League gegen Manchester City und im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg war auch heftige Kritik an den für den Sport beim Rekordmeister verantwortlichen Vorstandsvorsitzenden Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic laut geworden. Kahn betonte erneut, dass er die Kritik „sehr gerne“ annehmen würde und „kein Problem“ damit habe.

„Ich habe in meiner Karriere vieles erlebt und weiß, was es bedeutet, wenn es nicht gut läuft beim FC Bayern. Die Verantwortung tragen wir alle, damit muss man jetzt einfach umgehen“, sagte er in Mainz. „Aber trotzdem werde ich hier keinen Millimeter nachgeben.“

Auch in dieser Saison könnten sie trotz der schlechten Leistung, deutscher Meister werden. Alle anderen Titelchancen haben die Münchner unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel verspielt.

Oliver Kahn machte aber deutlich, wo er das Problem sieht: „Zum Schluss sind das elf Mann, die auf dem Platz stehen und für die Ziele dieses Clubs sich den Hintern aufreißen müssen. Um das geht es im Fußball und um nichts anderes.“

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