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Gina Lückenkemper ist in der Form ihres Lebens.

© IMAGO/Chai v.d. Laage

Gina Lückenkemper bei der Leichtathletik-WM: Beständiges Feuerwerk auf der Laufbahn

Gina Lückenkemper ist so stark wie nie. Liegt das Formhoch nun an ihrem niedlichen Dackel oder doch an Trainer Lance Brauman?

Selbst wenn man kein ausgewiesener Hundefreund ist, muss man doch zugeben: Der Dackel von Top-Sprinterin Gina Lückenkemper, er beziehungsweise sie hört auf den Namen Akira, ist ein ausgesprochen niedliches Tier. Das dürfte auch der Grund sein, warum die 26-Jährige den Vierbeiner gerne vorzeigt, auf ihrem Instagram-Kanal oder im ZDF-Sportstudio etwa.

So ein tierischer Freund kann einem das Herz erwärmen. Und offensichtlich fehlte Gina Lückenkemper in den vergangenen Jahren genau so jemand. Lückenkemper, bei den Europameisterschaften 2018 In Berlin zum Star der deutschen Leichtathletik aufgestiegen, musste nach anschließend etwas enttäuschenden Jahren Kritik einstecken, die persönlich, die schwer verdaulich war.

Gerade in den sozialen Medien machte sich Häme breit. Sie solle weniger essen und wieder mehr trainieren. Solche Ratschläge wurden ihr in diversen Kanälen gegeben und offenbar von Lückenkemper nicht ignoriert. Mehrfach beklagte sie sich darüber. 

Sie brauchte also noch jemanden fürs Herz, Akira hat nun einen festen Platz in ihrem. Ob es der Dackel war, der Deutschlands bester Sprinterin Beine gemacht hat, ist abschließend nicht geklärt. Sicher ist nur, bei den Europameisterschaften im vergangenen Jahr raste Lückenkemper wie zu allerbesten Zeiten die Laufbahn über 100 Meter hinunter und gewann in einem spektakulären Foto-Finish im Fallen die Goldmedaille. Und auch danach, in der laufenden Saison, brannte sie beständig ein kleines Feuerwerk auf der Bahn ab. Akira kringelt sich und kläfft vor Freude, ob der Leistungen seines Frauchens.

Akira ist ein possierliches Tierchen.

© IMAGO/Martin Hoffmann

Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest dürfte Lückenkemper einer der wenigen Höhepunkte aus deutscher Sicht werden. „Ich bin in der besten Form bislang in meiner Karriere“, sagt sie. Erstmal klingt ihr großes Ziel, der Einzug ins Finale über 100 Meter, nicht sonderlich ambitioniert. Doch das ist es. Seit dem Ende des turinabolverseuchten DDR-Leistungssports tun sich die deutschen Frauen schwer im Sprint. Am Sonntag zog sie zunächst einmal ins Halbfinale ein, sollte sie dort am Montag (Läufe ab 20:35 Uhr) den Sprung ins WM-Finale (ab 21:50 Uhr) schaffen, wäre sie die erste Deutsche, der dies seit 26 Jahren gelänge.

Ein Blick auf die Saisonbestenliste zeigt aber, dass das Unterfangen schwer wird. 24 Läuferinnen waren in diesem Jahr schon schneller als Lückenkemper, in Budapest ist sie Nummer 16 der Meldeliste.

Lückenkemper gilt als „Wettkampfmonster“

Doch allzu viel muss das in ihrem Fall nicht heißen. Lückenkemper wird von Trainern gerne liebevoll als „Wettkampfmonster“ tituliert. Wenn es drauf ankommt, ist sie da und liefert meist ihre beste Leistung ab. Hinzu kommt, dass sie mit inzwischen 26 Jahren eine erfahrene Sprinterin ist und weiß, dass sie nicht – wie bei den Weltmeisterschaften 2017 – bereits im Vorlauf die beste Zeit laufen muss. Sondern eben danach.

Lückenkemper hat in den vergangenen Jahren an ihrem Start und ihrer Technik gearbeitet. Und man tritt ihrer Begleiterin Akira nicht auf die kleinen Dackelpfoten, wenn man zu der Einschätzung kommt, dass ihre Leistungssteigerung wohl in erster Linie mit Lance Brauman zusammenhängt.

Der US-Amerikaner gilt als Trainerkoryphäe des Sprints. Brauman betreut in seinem Trainingscamp in Clermont im US-Bundesstaat Florida viele Top-Athletinnen und -Athleten wie den extrovertierten Noah Lyles oder Shaunae Miller-Uibo, von denen Lückenkemper im Training nur die die Hacken sehen dürfte. Und dennoch: Das Messen mit den Besten treibt an. Seit 2020 trainiert Lückenkemper mit Unterbrechungen in Florida.

Brauman jedenfalls ist hochzufrieden mit Lückenkemper. „Es macht einen großen Spaß, mit ihr zu arbeiten“, sagte er dem Tagesspiegel. „Gina hat eine tolle Arbeitsmoral und lässt sich sehr gut trainieren.“

Brauman lässt weniger, dafür härter trainieren, als das in Europa und speziell in Deutschland der Fall ist. Er könne das Trainingssystem in Deutschland nicht genau beurteilen. „Aber was ich von den Leuten so höre, ist unser Trainingsprogramm vergleichsweise ziemlich intensiv“, sagt er. Am Montag hofft Lückenkemper, dass sich die Schufterei bezahlt macht. Mit einem Finallauf.

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