zum Hauptinhalt
Emily Bölk, Julia Behnke und Mia Zschocke (v.l.n.r.) feiern die Olympia-Qualifikation.

© dpa/Marco Wolf

Handball-Frauen qualifizieren sich für Olympia: „Das kann der Start für die Zukunft sein“

Zum ersten Mal seit 16 Jahren sind Deutschlands Handballerinnen wieder bei den Spielen dabei. Für den Verband ist dieser Erfolg geradezu elementar, denn die Sportart kämpft um Reichweite.

Emily Bölk konnte es kaum fassen. Strahlend saß sie auf der Bank, die Hände vorm Gesicht, die die Freudentränen aber nicht verbergen konnten – schon am Samstag war eine emotionale Flut aus ihr herausgebrochen, als feststand, dass Deutschlands Handballerinnen das Ticket für die Olympischen Spiele in Paris gelöst haben. Der 37:20-Sieg gegen Paraguay am Sonntagnachmittag machte das Glück dann perfekt.

Für Bölk war nicht nur aufgrund des sportlichen Erfolgs bedeutsam. Im Vorfeld des Qualifikationsturniers in Neu-Ulm hatte die 25-Jährige berichtet, wie ihre Mutter, die 201-fache Nationalspielerin Andrea Bölk, ihr von Kindheit an von Olympia berichtet hatte. Jetzt kann sie ihre eigenen Erfahrungen machen.

Dies ist nicht nur für die Rückraumspielerin ein Grund zum Feiern, sondern für den deutschen Handball. Erstmals seit 16 Jahren sind wieder Frauen und Männer bei Olympia – für den größten Handballverband der Welt ist das ein wichtiges Statement. Denn Olympia ist das Turnier, auf das Millionen Menschen auf der ganzen Welt schauen. Eine größere Chance, neue Zielgruppen zu erreichen, gibt es kaum.

Handball muss globaler werden

Deswegen ist es für die Sportart auch elementar, bei den Spielen dabei zu sein. Gegeben ist das nämlich nicht. Handball konzentriert sich schließlich noch immer vorrangig auf Europa, in Amerika ist das Interesse mehr als ausbaufähig und auf dem afrikanischen Kontinent spielt die Disziplin nahezu gar keine Rolle. Der unerwartete Rückzug Saudi-Arabiens, das in den vergangenen Jahren eine große Offensive gestartet hatte und sich für die Austragung mehrerer Turniere bewerben wollte, verdeutlicht dies einmal mehr – ganz unabhängig von der begründeten Menschenrechtsdebatte.

„Wenn wir die nächsten Turniere weiter nur in Deutschland und Europa austragen, gibt es uns irgendwann nicht mehr. Handball muss globaler werden, sonst fliegen wir aus dem olympischen Programm“, mahnt der Vorstand Sport der Füchse, Stefan Kretzschmar. „Das ist eine bedrohliche Entwicklung.“

Das ist ein Riesenschritt in die richtige Richtung – für den Verband, die Jugend und die Nachwuchstalente.

Handball-Nationalspielerin Xenia Smits

Bei den Frauen zeichnete sich das an diesem Wochenende insofern ab, als nach dem spontanen Nichtantritt der Handballerinnen aus Kamerun und aufgrund der Kürze der Zeit kein anderes afrikanisches Team für das Qualifikationsturnier in Ungarn nachgeholt wurde und der freigewordene Platz an Großbritannien ging.

Für die deutschen Handballerinnen war all das an diesem Wochenende allerdings hintergründig. Sie hatten eine andere Aufgabe und die haben sie erfüllt. Mit der ersten Qualifikation für Olympia seit 2008 haben sie ihren Teil dazu beigetragen, dass die Sichtbarkeit der deutschen Frauen im Handball zunimmt.

Mit der Qualifikation sind auch Fördergelder verbunden

„Das ist ein Riesenschritt in die richtige Richtung – für den Verband, die Jugend und die Nachwuchstalente. Das kann der Start für die Zukunft sein“, sagte Xenia Smits, die mit zu den Aushängeschildern des aktuellen Teams gehört. „In den nächsten Jahren ist es dann hoffentlich normal, dass die Frauen so etwas schaffen.“

Das wäre auch insofern wünschenswert, als mit der Qualifikation gleichermaßen Fördergelder verbunden sind. Zwar wollte sich der Vorstand Sport des DHB, Axel Kromer, nicht auf eine Zahl festlegen – nicht zuletzt, da finanzielle Mittel vom aktuellen Haushaltsetat der Regierung abhängen –, doch dass eine Teilnahme am größten Sportevent überhaupt, die Aussicht auf Zuschüsse erhöht, ist kein Geheimnis.

„Die Zuwendungen hängen von Leistung und Perspektive ab. Der Sport kämpft gerade viel um Mittel. Wenn wir da belegen können, dass wir international konkurrenzfähig sind, hilft das natürlich“, erklärte Kromer. Den ersten Schritt dafür haben Emily Bölk und die deutschen Handballerinnen an diesem Wochenende getan.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false