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Hintendran. Marc Kempf (hinten) war in Magdeburg nicht immer zur rechten Zeit am rechten Fleck.

© Ottmar Winter/Ottmar Winter

Marc Kempf wollte weg – und durfte nicht: Hertha BSC hat einen Wechsel verhindert

Beim 4:6 in Magdeburg hinterließ Innenverteidiger Marc Kempf einen indisponierten Eindruck. Trotzdem setzt Trainer Pal Dardai weiterhin auf ihn.

Wie wichtig im Fußball das richtige Timing ist, das ist Marc Kempf als Innenverteidiger natürlich bekannt. Sollte ihm das trotzdem entfallen sein, dann ist es ihm in den vergangenen Tagen noch einmal nachdrücklich in Erinnerung gerufen worden. Und das auf höchst schmerzhafte Weise.

Zum einen bei der 4:6-Niederlage von Hertha BSC gegen den 1. FC Magdeburg, bei der Kempf in einigen Situationen eben nicht zur richtigen Zeit am richtigen Fleck war und einen insgesamt bemitleidenswerten Eindruck hinterlassen hat. Zum anderen in den Tagen unmittelbar vor dem Spiel, als sich für ihn kurzfristig doch noch die Möglichkeit ergeben hatte, den Berliner Zweitligisten zu verlassen. Kempf wollte weg, doch Hertha ließ ihn nicht gehen.

Man habe lange hin- und herüberlegt, berichtete Trainer Pal Dardai am Montag. Aber letztlich war die Zeit bis zum Transferschluss zu kurz, um noch einen Ersatz für die Abwehr zu verpflichten. „Dann kannst du das Risiko nicht eingehen“, sagte der Ungar. „Wir haben eine Entscheidung getroffen: Die Kette bleibt.“

Toni Leistner und Marton Dardai sind verletzt

Dafür gab es aus Sicht des Trainers gute Gründe. Zum einen hätten Kempf und Toni Leistner als Duo in der Innenverteidigung funktioniert. Zum anderen gebe es außer Kempf mit Marton Dardai nur noch einen Linksverteidiger im Kader, der noch dazu zuletzt im defensiven Mittelfeld benötigt wurde.

Dass Herthas Vorsicht berechtigt war, zeigte sich am Montag, als die Mannschaft erstmals nach der Niederlage in Magdeburg wieder trainierte. Neben einigen A- und U-Nationalspielern fehlten auch Marton Dardai und Toni Leistner.

Dardai leidet schon seit einigen Wochen an Knieproblemen und konnte zuletzt nur mit Schmerzen spielen. Der Deutsche Fußball-Bund hatte am Freitag sogar schon vermeldet, dass der 21-Jährige wegen einer Verletzung nicht für die beiden anstehenden U-21-Länderspiele nominiert worden sei. Am Samstag dann stand Dardai in Magdeburg bei Hertha in der Startelf.

Es habe nichts passieren können, berichtete sein Vater und Trainer Pal Dardai, aber die medizinische Empfehlung sei, den Defensivspieler nun erst einmal komplett aus dem Trainingsbetrieb herauszunehmen, damit er die Verletzung vollständig auskurieren kann. Die Länderspielpause kommt dafür wie gerufen.

Herthas neuer Kapitän Toni Leistner wiederum hat sich eine Zerrung zugezogen. Bei ihm ist eine Pause von sieben bis zehn Tagen veranschlagt. Bei idealem Verlauf könnte Leistner also für das nächste Spiel, am Sonntag kommender Woche zu Hause gegen Eintracht Braunschweig, wieder zur Verfügung stehen.

„Ich gehe davon aus, dass es klappt“, sagte Trainer Dardai. „Ich hoffe es.“ Aber auch für Leistner gelte: lieber die Verletzung einmal richtig auskurieren, statt immer wieder aufs Neue pausieren zu müssen.

Ich bin froh, dass er hier ist. Für uns ist er ein sehr wichtiger Spieler.

Herthas Trainer Pal Dardai über Marc Kempf

Wie auch immer sich die Dinge bei den beiden angeschlagenen Defensivspielern entwickeln werden, klar ist: Marc Kempf wird bei Hertha auch weiterhin benötigt, selbst wenn er am Samstag in Magdeburg erschreckend indisponiert wirkte.

Die Deutung, dass seine unzureichende Leistung ursächlich mit dem geplatzten Wechsel zu tun hatte, liegt auf der Hand und wurde von Trainer Dardai nach dem Spiel auch bestätigt.

Kempf selbst bat nach einer Stunde um seine Auswechslung. Dardai klatschte ihn an der Seitenlinie ab, dann zog Herthas Verteidiger sein Trikot aus und verschwand gleich im Kabinengang, anstatt sich, wie es sonst üblich ist, für den Rest des Spiels auf die Ersatzbank zu setzen.

In den sozialen Medien wurde später der Vorwurf laut, dass Kempfs Leistung auf mangelnde Identifikation mit Hertha zurückzuführen sei. Einer solchen Unterstellung hat Pal Dardai implizit widersprochen. „Ich bin froh, dass er hier ist. Für uns ist er ein sehr wichtiger Spieler“, sagte Herthas Trainer. „Und ein ehrlicher Junge. Wir werden ihn aufbauen. Wir brauchen ihn.“

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