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Robert Weber (M.) absolvierte bereits sechs Europameisterschaften mit Österreich.

© Imago/wolf-sportfoto/Marco Wolf

Nach Auftakt-Sieg in der Hauptrunde: DHB-Team ist vor EM-Sensation Österreich gewarnt

Nach dem knappen 26:24 gegen Island geht es für die deutschen Handballer nun gegen das Überraschungsteam aus Österreich. Vor allem ein Spieler ragt hier heraus.

Der Ball war eigentlich schon verloren. Doch dann gelang der Abpraller über Umwege noch in die Hände von Lukas Mertens, der sich durch die isländische Abwehr kämpfte und letztlich die deutschen Handballer in der spannenden Schlussphase in Köln wieder in Führung brachte.

Sekunden zuvor war er vom Publikum bereits frenetisch gefeiert worden, nachdem er sich in der Abwehr den Ball erkämpft und seiner Mannschaft dadurch den Vorteil gebracht hatte. Gut sieben Minuten später hieß der Endstand 26:24 – und die DHB-Auswahl hatte die ersten zwei Punkte der Hauptrunde bei der Europameisterschaft in der Tasche.

„Mir fehlen noch etwas die Worte, um dieses Spiel zu beschreiben“, sagte der beim SC Magdeburg unter Vertrag stehende Linksaußen nach dem nervenaufreibenden Spiel. Schlüssel zum Sieg war dabei einmal mehr eine überzeugende Defensive gegen die individuell hochklassigen Skandinavier, die von einem „unglaublichen“ Andreas Wolff im Tor gekrönt wurde.

Omar Ingi Magnusson, Gisli Thorgeir Kristjansson, Janus Dadi Smarason – Mertens kennt die Rückraumreihe der Isländer nur zu gut, steht er mit ihnen schließlich jede Woche beim Champions-League-Sieger zusammen auf dem Parkett. „Wir müssen sie ein bisschen ärgern, damit sie keinen Bock aufs Eins-gegen Eins haben und den körperlichen Vorteil ausspielen“, hatte er vor der Partie als Linie vorgegeben. Und das gelang über weite Strecken dann auch ganz gut.

Die Blau-Weiß-Roten auf der anderen Seite hatten sich aber selbstredend ebenfalls bestens vorbereitet, sodass sich die Partie Bundestrainer Alfred Gislason zufolge zu einer „richtigen Abwehrschlacht“ entwickelte. Der deutsche Angriff um Spielmacher Juri Knorr tat sich dabei gegen die überaus bewegliche gegnerische Deckung schwer – überzeugte jedoch am Ende mit Zusammenhalt und Mentalität. „Die Mannschaft hat einen tollen Charakter gezeigt“, erklärte der 64 Jahre alte Coach, der nach dem dramatischen Duell gegen sein Heimatland einige graue Haare mehr zu verzeichnen hatte, wie er im Anschluss scherzte.

Robert Weber ist das Gesicht der Österreicher

Im Ganzen war Gislason allerdings zufrieden. Weil seine Sieben kämpfte, weil sie nicht zurücksteckte und weil am Ende der für das große Ziel Halbfinale so wichtige Sieg zu Buche stand. Dass er sich darüber hinaus indes für die Zukunft eine breitere Spielanlage wünschte, die die Außen mehr ins Spiel einbindet, dürfte auch Lukas Mertens freuen. Bisher kamen die deutschen Flügelspieler nämlich noch nicht so richtig zum Zug.

Die nächste Chance dafür bietet die Begegnung am Samstag gegen Österreich (20.30 Uhr/ ARD) – mit dem nächsten Spieler, der in der Bundesliga und speziell für Lukas Mertens kein Unbekannter ist: Robert Weber, Rekordtorschütze beim SC Magdeburg, der in der vergangenen Saison einen kurzen Gastauftritt bei den Füchsen Berlin hinlegte und mittlerweile beim HSG Bärnbach/Köflach in seiner Heimat als Spielertrainer angeheuert hat.

Mit über 2500 Treffern hat er sich in der Bundesliga auf Platz fünf der ewigen Torschützenliste geworfen und besitzt ebenso bei den Österreichern Legendenstatus. Sechsmal waren die Rot-Weißen bei einer EM dabei, sechsmal war auch Robert Weber mit von der Partie. Kein Feldspieler hat mehr Länderspiele zu verzeichnen als der 38-Jährige. Gegen Deutschland geht er in seine 221. Partie und freut sich: „Ich hoffe auf ein tolles Spiel vor diesem Weltklasse-Publikum. Wir haben nichts zu verlieren und werden alles reinwerfen. Das wird ein Highlight für mich.“

Österreich gilt als eine der Überraschungen des Turniers, luchste in der Vorrunde Spanien und Kroatien einen Punkt ab und siegte nun gegen die Ungarn, sodass in dem Land bereits von der „Sternstunde für den Handballsport“ gesprochen wird. „Was da zu Hause abgeht, ist abartig. Das ist mega.

Wir wollen das jetzt einfach genießen“, sagte Weber, der weiß, dass es ein nahezu perfektes Spiel braucht, um die DHB-Auswahl zu besiegen. Dass sein Team – noch mehr als die Deutschen – bisher durch Mannschaftsgeist und die an den Tag gelegte Leidenschaft überzeugte.

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