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Lean Bergmann (r.) will seine Qualitäten wieder besser aufs Eis bringen.

© imago/Eibner-Pressefoto/Uwe Koch

Nach schwerem Jahr 2022: Bei den Eisbären will Lean Bergmann wieder auftrumpfen

Verletzungen und Rückschläge prägten die jüngere Vergangenheit des Ex-NHL-Spielers. In Berlin sollen seine Stärken nun wieder zum Tragen kommen.

Lean Bergmann sammelte in diesem Sommer Erfahrungen, an die er sich zuletzt kaum noch erinnern konnte. Der 24 Jahre alte Eishockey-Stürmer, der in der kommenden Woche sein erstes DEL-Spiel mit den Eisbären bestreiten wird, muss keine Gedanken daran verschwenden, eine Krankheit oder eine Verletzung auszukurieren. Sondern kann sich endlich mal wieder darauf konzentrieren, seine besten Leistungen auf dem Eis herauszukitzeln und sich im Teamtraining für wichtige Rollen zu empfehlen.

„Ich fühle mich körperlich viel besser als in den letzten Jahren“, sagt Bergmann, „aber auch für den Kopf ist das unglaublich wichtig. Wenn man viel auf dem Eis ist und verschiedene Situationen mit den Kollegen durchspielen kann, wird man lockerer.“

Lockerheit ist das Stichwort schlechthin. Diese war Bergmann in der jüngeren Vergangenheit etwas abhandengekommen. Nachdem er für die deutsche Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Peking gespielt hatte, erkrankte Bergmann an einer Herzmuskelentzündung.

Die Diagnose sorgte nicht nur dafür, dass er den Rest der Saison 2021/2022 verpasste. „Natürlich denkt man denkt zweimal darüber nach, was man macht und was man nicht macht“, erinnert sich Bergmann. Denn falscher Ehrgeiz oder übermäßige Belastungen können bei einer solchen Krankheit dramatische Auswirkungen haben.

Bergmann ließ sich auf eigenen Wunsch verleihen

Im Sommer ließ sich Bergmann dann bis Ende Dezember von Mannheim auf eigenen Wunsch hin zu den Iserlohn Roosters verleihen. Wegen eines privaten Vorfalls wollte er näher bei seiner Familie sein, die unweit des DEL-Standorts lebt, an dem er vor fünf Jahren seinen internationalen Durchbruch gefeiert hatte.

Dank einer beeindrucken Saison am Seilersee galt Bergmann vor einem halben Jahrzehnt als angehender deutscher Eishockeystar. Dass er als Jugendlicher ohne jegliche Sprachkenntnisse nach Schweden aufgebrochen war, um sich in einem eishockeyverrückten Land ausbilden zu lassen, hatte sich ausgezahlt.

Ich hatte das Gefühl, dass es oftmals weniger darum geht als zu gewinnen, sondern um den eigenen Erfolg.

Lean Bergmann über seine Eindrücke in Nordamerika.

„Der Schritt nach Schweden war für mich der wichtigste Schritt in meiner Karriere“, sagt Bergmann. „Das Training und der Lifestyle dort haben mich sehr geprägt.“ 24 Stunden lang sei es nur ums Trainieren, Regenerieren und Verarbeiten der Erfahrungen gegangen. Der damals 15-Jährige war zweitbester Scorer seines Teams (Frölunda HC) in der U16-Liga.

Nachdem er bereits vor seinem DEL-Durchbruch Erfahrungen im Juniorenbereich in den Vereinigten Staaten gesammelt hatte, kehrte er 2019 nach Nordamerika zurück. Er folgte dem Ruf der San José Sharks in die NHL. 13 Mal lief er sogar in der schillerndsten Eishockey-Liga der Welt auf. Ansonsten tummelte er sich beim Farmteam San José Barracuda. Hier traf er unter anderen auf Manuel Wiederer, mit dem er jetzt bei den Eisbären wieder zusammenspielt.

Ein Horrortrip durch den Süden der USA

An die Zeit in Nordamerika hat Bergmann nicht nur gute Erfahrungen. Ein AHL-Roadtrip hatte sich 2021 zum Desaster entwickelt. Nicht nur, weil der Teambus im winterlichen Texas ins Schlingern kam. Fehlendes Wasser, eine provisorische Umkleide auf dem Parkplatz und strenge Corona-Regeln hatten dem Team zugesetzt.

Ganz grundsätzlich hatte Bergmann das Gefühl, von Einzelkämpfern umgeben zu sein. „In Nordamerika sind alle mehr bei sich. Ich hatte das Gefühl, dass es oftmals weniger darum geht als zu gewinnen, sondern um den eigenen Erfolg. Für mich ist es genau das Gegenteil von dem, wie man in Deutschland oder Schweden geprägt wird.“

Bei den Eisbären genießt er das Zusammengehörigkeitsgefühl. Vor dem DEL-Start in der kommenden Woche können die Berliner bei zwei Testspielen in Bremerhaven ihre Fortschritte überprüfen. Zunächst tritt die Mannschaft von Serge Aubin am Freitag beim Gastgeber an (20 Uhr). Am Samstag trifft sie dann im kleinen Finale oder im Endspiel auf die Grizzlys Wolfsburg oder Valerenga Oslo.

Aubin hofft, dass Bergmann seine bisherigen positiven Eindrücke erneut zeigen kann. „Er hat eine herausragende Arbeitsauffassung“, sagt der Kanadier. „Er arbeitet viel und bringt eine große Sicherheit in seinen Aktionen mit.“ Die acht Tore und zehn Assists, die er in der vergangenen Saison in 42 Spielen für Iserlohn und Mannheim sammelte, sind durchaus ausbaufähig. Zumal Bergmann, der über Jahre in der Nationalmannschaft gesetzt war, in diesen Kreis schnellstmöglich zurückkehren möchte.

Zunächst mal wird er in der vierten Reihe auflaufen, ist also vermehrt auch mit defensiven Aufgaben betraut. Im Laufe des Jahres traut ihm Aubin große Entwicklungssprünge zu. „Er kann eine großartige Saison bei uns spielen.“ Nach einer Vorbereitung, die sich so wunderbar normal anfühlt.

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