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In Rostock gewannen die deutschen Frauen zuletzt 3:0 gegen Dänemark, mehr als vier Millionen Menschen schauten im ZDF zu.

© dpa/Sebastian Gollnow

Nations League der Frauen gegen DFB-Pokal der Männer: ARD und ZDF setzen klare Prioritäten

Frauen-Bundestrainer Horst Hrubesch beklagt, dass das Spiel der deutschen Fußballerinnen in Wales nicht live im Fernsehen gezeigt wird. Warum er recht hat und doch nicht erhört wird.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Für die deutschen Fußballerinnen steht am Dienstagabend das Spiel in der Nations League gegen Wales an. Ab 19.30 Uhr gilt es für das Team von Horst Hrubesch in Swansea, ein Sieg muss her, um sich aus eigener Kraft für die Finalrunde zu qualifizieren. Dort geht es im Februar auch um die Teilnahme an den Olympischen Spielen im kommenden Jahr.

Es steht also einiges auf dem Spiel für die deutschen Frauen und es gäbe gute Gründe, das Duell mit Wales auch live im deutschen Fernsehen zu übertragen. Dafür spräche zum Beispiel die Tatsache, dass am vergangenen Freitag mehr als vier Millionen Menschen im ZDF einschalteten, um den 3:0-Sieg der Hrubesch-Elf gegen Dänemark live zu verfolgen.

„Ich denke, wir hätten es verdient, dass man das live in dieser Form überträgt“, meinte Hrubesch nun leicht angesäuert. Und natürlich hat der aktuelle Interimstrainer des Nationalteams der deutschen Fußballerinnen recht. ARD und ZDF sind diesmal allerdings entschuldigt, es gibt Wichtigeres als ein entscheidendes letztes Gruppenspiel in der Nations League der Frauen – den DFB-Pokal der Männer nämlich.

Der wird am Dienstagabend von 18 Uhr an mit zwei Spielen im Achtelfinale live und den ganzen Abend lang im Ersten übertragen. Die Zweitligisten Kaiserslautern und Nürnberg machen den Anfang, danach folgt der Klassiker Mönchengladbach gegen Wolfsburg, immerhin die Neuauflage des Pokalfinals von 1995. Wer erinnert sich nicht! Für die deutschen Frauen bleibt da logischerweise kein Platz – oder besser: nur der im Onlinestream der ARD-Sportschau.

Über die so zur Schau gestellte Wertigkeit des Frauenfußballs ließe sich nun trefflich diskutieren und ja, ARD und ZDF geben dabei keine glückliche Figur ab. Allerdings sind die Sender an Verträge gebunden und die besagen nun einmal, dass drei Spiele im Achtelfinale im Free-TV übertragen werden. Dafür überweisen ARD und ZDF eine stattliche Millionensumme an den DFB. Die teuer eingekauften Rechte dann nicht wahrzunehmen, ist für die öffentlichen-rechtlichen Sender keine Option.

Das Spiel der Frauen parallel zur ARD-Pokalübertragung im ZDF zu zeigen, war selbst den dem Fußball sehr zugeneigten Programmchefs der Öffentlich-Rechtlichen zu viel des Runden. Und so müssen sie nun mit der Kritik und womöglich auch mit einer schlechteren Quote für den Männerfußball leben, als mit einer Übertragung des Spiels der Frauen aus der Nations League erreichbar gewesen wäre. Der Pokal hat eben seine eigenen Gesetze und das gilt ganz offensichtlich auch für die Sendezeiten im TV.

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