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Laura Freigang hatte nach ihrer Einwechslung entscheidenden Anteil an der erfolgreichen Aufholjagd des DFB-Teams.

© imago/Beautiful Sports/IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl

Neue Ordnung in der Offensive: Alexandra Popp ist derzeit nur im Verbund zu ersetzen

Die deutschen Fußballerinnen haben gegen Österreich erneut zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten gezeigt. Dass es am Ende für einen Sieg reichte, lag vor allem an zwei Spielerinnen.

Allein optisch hinterlässt Alexandra Popp eine Lücke auf dem Platz. Wenn die 33-Jährige vom VfL Wolfsburg auf dem Rasen steht, macht das Eindruck. Sie geht mit ihrer körperlichen Präsenz voran und wichtige Tore zu erzielen gehört zu ihren Lieblingsaufgaben. Umso mehr wurde die derzeit verletzte Stürmerin am Freitagabend auf Seiten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vermisst.

Im ersten Qualifikationsspiel für die Europameisterschaft 2025 in der Schweiz brauchte das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch gegen Österreich fast die komplette erste Halbzeit, um auswärts in Linz ins Spiel zu finden und anschließend einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg umzuwandeln.

„Ich bin heilfroh, dass wir gewonnen haben. Das Entscheidende ist, dass wir von Anfang an gewusst haben, was auf uns zukommt und wir nicht dagegengehalten haben“, haderte Hrubesch später. „Wir haben sie selbst aufgebaut, wir haben sie gelassen, wir haben ihnen auch geholfen in den Zweikämpfen, die wir alle verloren haben.“

Das Spiel offenbarte, dass vor allem die etwas jüngeren Spielerinnen sich noch mit der gewachsenen Verantwortung zurechtfinden müssen. In der Defensive aufgrund erfahrener Spielerinnen wie Kathrin Hendrich oder Giulia Gwinn eher weniger, dafür aber in der Offensivreihe. Man kann sich eben nicht mehr auf eine Alexandra Popp verlassen, die allein mit ihrer Körperlichkeit in Zweikämpfen und im Kopfballspiel immer in der Lage ist, das Momentum auf ihre Seite zu ziehen.

Wir haben es uns heute echt selbst schwer gemacht. Die ersten 30 Minuten waren gar nix.

Klara Bühl, deutsche Nationalspielerin

Nominell ist Lea Schüller ihr Ersatz, die 26-Jährige des FC Bayern wird dieser Rolle jedoch nicht immer gerecht. Zwar ist ihr Kopfballspiel ähnlich stark wie das von Popp, Schüller mangelt es allerdings zuweilen an Durchsetzungsvermögen. Vielmehr ist es Klara Bühl, welche die Lücke, die Popp gerade, aber womöglich auch nach Olympia bei einem potenziellen Rücktritt hinterlassen würde, füllen kann.

Die Flügelspielerin ist in fast allen Spielen an gefährlichen Aktionen Deutschlands beteiligt und scheint eine der wenigen Spielerinnen im DFB-Team zu sein, die mit ihrer individuellen Klasse in der Lage ist, ein Spiel zu drehen. Auch in Linz war es Bühl, die das deutsche Team mit zwei Toren (39. Und 49. Spielminute) zurück ins Spiel brachte. „Wir haben es uns heute echt selbst schwer gemacht. Die ersten 30 Minuten waren gar nix“, sagte Bühl. „Es waren viel zu viele Spielerinnen nicht auf der Höhe. Das darf uns auf diesem Niveau in einer EM-Qualifikation nicht passieren.“

Brand und Freigang beleben das Offensivspiel

Bei Jule Brand sind durchaus gute Ansätze zu erkennen, die 21-Jährige vom VfL Wolfsburg trifft aber noch zu oft die falschen Entscheidungen im letzten Drittel. „Bei Jule Brand geht noch mehr und Klara Bühl auf der anderen Seite ist jemand, die mehr und mehr in ihre Rolle reinwächst“, sagt Hrubesch. „Wir dürfen nicht nur ein, zwei oder drei Leute haben, die Verantwortung übernehmen, wenn es mal nicht läuft, sondern sechs oder sieben.“ Grundsätzlich habe man aber einige Junge dabei, die „sich Stück für Stück dahin entwickeln“.

Dass Deutschland lange Zeit so gar nicht ins Spiel fand, lag auch an dem hohen Pressing der Österreicherinnen. Ein sauberes Aufbauspiel trotz Druck ist weiterhin keine Stärke des DFB-Teams. In der zweiten Hälfte lief der Gastgeber nur noch selten hoch an, wodurch Deutschland dominanter wurde und in gute Abschlusssituationen kam. Die Einwechslung von Laura Freigang, die trotz konstant starker Leistungen bei Eintracht Frankfurt vergleichsweise wenig spielt, war dafür der entscheidende Faktor.

„Sie hat sich sehr gut zwischen den Ketten bewegt und Möglichkeiten gehabt. Das Einzige bei Laura ist, sie muss die Tore machen“, sagte Hrubesch. Die 26-Jährige agierte entweder als zweite Spitze oder auf der Zehnerposition und war an einigen aussichtsreichen Szenen des deutschen Teams beteiligt. Vor dem Ausgleichstreffer legte sie gut ab, den von Giulia Gwinn verwandelten Elfmeter (63.) holte sie heraus.

Durch den Ausfall Popp verändert sich zudem das Offensivspiel Deutschlands, das lange nicht mehr so flankenlastig und stärker auf Kurzpassspiel ausgelegt ist. Eine Taktik, die Freigang zum Beispiel deutlich mehr zugutekommt.

Letztlich hat sich gegen Österreich gezeigt, dass Alexandra Popp derzeit noch nicht eins zu eins zu ersetzen ist, sondern nur im Verbund. Vor allem Bühl und Schüller haben das Potenzial für mehr, rufen dieses aber noch zu selten ab.

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