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Wilfried Kanga hat vor der Winterpause zwei Tore für Hertha BSC erzielt.

© IMAGO/Contrast

„That’s it! Tore!“: Hertha BSC arbeitet in Florida an der offensiven Wucht

Hertha BSC hat mit Davie Selke einen Stürmer abgegeben. Ersatz kann sich der Klub nicht leisten. Der Verlust muss durch vorhandene Mittel kompensiert werden.

Wenn Wilfried Kanga ins Rollen kommt, ist er nur schwer aufzuhalten. Das hat der Stürmer von Hertha BSC dieser Tage im Trainingslager bewiesen, nicht nur im Testspiel am vergangenen Sonntag gegen den US-amerikanischen Viertligisten The Villages SC. Da steuerte der Ivorer drei Tore zum 7:1-Erfolg des Berliner Fußball-Bundesligisten bei.

Auch bei einer Übung im Training war Kanga kaum zu stoppen gewesen. Trainer Sandro Schwarz hatte eine Spielform erdacht, bei der eine Mannschaft auf zwei Tore spielte. Beim ersten Angriff seines Teams traf Kanga mit Wucht ins rechte Tor. Der Gegenangriff wurde umgehend gestoppt, wieder landete der Ball bei Kanga. Diesmal traf er aufs linke Tor. Beim nächsten Spielzug machte er den Hattrick perfekt.

Zack. Zack. Zack. Alles in weniger als einer Minute.

„Ihm tut jedes Tor gut“, sagt Trainer Schwarz über den 24-Jährigen, den Hertha im Sommer für mehr als drei Millionen Euro von Young Boys Bern verpflichtet hat. „Das merkt man auch im Training, da ist er sehr treffsicher.“

Das ist eine erfreuliche Erkenntnis, denn im Trainingslager in Bradenton ist die Offensive ein wichtiges Thema. Tore anbahnen, Tore erzielen, immer mit der nötigen Gier: Darum geht es in diesen Tagen. „That’s it! Tore!“, ruft Schwarz und klatscht dreimal in die Hände, als es so läuft, wie er sich das vorstellt.

Genau daran hat es vor der Winterpause noch ein wenig gemangelt. „Im letzten Drittel haben wir Luft nach oben“, hat Schwarz in seinem Zwischenfazit unmittelbar nach Beginn der WM-Pause gesagt. 19 Tore haben die Berliner in den ersten 15 Saisonspielen erzielt, 14 davon entfallen auf die Angreifer im Kader. Eine ordentliche Bilanz, zumindest auf den ersten Blick. Allerdings ist allein die Hälfte dieser Tore Dodi Lukebakio gelungen, Herthas stärkstem Spieler der Vorrunde.

Nicht von ungefähr hat der Klub auf die Probleme in der Offensive reagiert und in diesem Winter zwei neue Angreifer verpflichtet. Der Haken daran ist: Florian Niederlechner und Fabian Reese kommen erst im Sommer – weil sie dann ablösefrei zu haben sind. „Wir haben keinen Euro“, sagt Sportgeschäftsführer Fredi Bobic zu Spekulationen, dass Hertha noch daran arbeitet, zumindest einen der beiden bereits in diesem Winter unter Vertrag zu nehmen.

Die Stelle von Davie Selke wird nicht neu besetzt

Statt neue Stürmer zu verpflichten, hat Hertha sogar einen Angreifer abgegeben. Davie Selke ist Anfang des Jahres ablösefrei zum Ligakonkurrenten 1. FC Köln gewechselt. Mit nur drei Startelfeinsätzen und einem Tor in dreizehn Spielen war sein Beitrag überschaubar. Aber: „Davie ist ein besonderer Typ, der für die Kabine, für die Gruppe immer sehr wichtig war“, sagt Sandro Schwarz. „Das, was er im Tank hatte, hat er immer komplett rausgefeuert.“

Herthas Trainer muss sich wohl darauf einstellen, dass Selkes Stelle nicht neu besetzt wird. Das sei kein Problem, findet Bobic: „Der Trainer vertraut der Truppe.“ Tatsächlich unterstützt Schwarz den Weg der Konsolidierung, zu dem es keine Alternative gibt. „Wir wissen, wie die finanzielle Situation ist“, sagt er. „Trotzdem müssen wir nicht mit Sorge in die Rückrunde gehen.“

Wir haben keinen Euro.

Sportgeschäftsführer Fredi Bobic über Herthas finanziellen Spielraum

Mit Jessic Ngankam, der seit dem Sommer kein einziges Pflichtspiel für die Profis bestritten hat und jetzt wieder fit ist, steht ihm ein zusätzlicher Stürmer zur Verfügung. Aber nicht nur bei Ngankam beruht die Hoffnung darauf, dass in Herthas Kader noch Potenzial schlummert, das bisher noch nicht zur Geltung gekommen ist.

Ähnlich verhält es sich mit Stevan Jovetic, der in der Vorsaison Herthas gefährlichster Offensivspieler war und in dieser Spielzeit immer wieder durch diverse Zipperlein ausgebremst worden ist. Ein Tor hat der 33 Jahre alte Montenegriner in acht Einsätzen, davon vier in der Startelf, erzielt.

Anders als im Sommer ist Jovetic diesmal fit und kann die komplette Vorbereitung mitmachen. „Über seine fußballerischen Qualitäten müssen wir uns nicht unterhalten“, sagt Schwarz.

Auch bei Wilfried Kanga, Herthas Mittelstürmer Nummer eins, besteht die berechtigte Hoffnung, dass er sich noch merklich steigert. Für einen Stürmer nicht untypisch hat er eine gewisse Zeit gebraucht, um sich an die neue Liga zu gewöhnen.

Erst in seinem zehnten Spiel für Hertha hat Kanga sein erstes Bundesligator erzielt, bis zur Winterpause kam noch ein weiteres hinzu. Fredi Bobic, früher selbst Angreifer, ist sicher, dass es dabei nicht bleiben wird. „Der arbeitet ohne Ende, gefühlt für drei“, sagt Herthas Geschäftsführer über Wilfried Kanga. „Das Glück wird zu ihm kommen. Und die Tore auch.“

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