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Noussair Mazraoui hat bei Instagram ein Pro-Palästina-Video verbreitet.

© dpa/Tom Weller

Update

Bayern-Profi Noussair Mazraoui teilt Palästina-Video: Wie Profis und Fans ihre Klubs in Erklärungsnot bringen

Wie umgehen mit Solidaritätsbekundungen für Palästina oder Hamas? Mehrere Beispiele zeigen, wie schwer sich die Profiklubs damit tun.

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Der brutale Angriff der Hamas auf die Zivilbevölkerung Israels geht am Sport nicht vorbei. Auch am FC Bayern München nicht. Der Deutsche Meister hatte kurz nach Bekanntwerden der Terrorattacken auf der Plattform X (ehemals Twitter) geschrieben, dass man sich um seine Freunde in Israel sorge. Münchens Ersatztorwart Daniel Peretz ist Israeli und verbreitete am Sonntagmorgen eine emotionale Botschaft bei Instagram, in der er Sportler aufforderte, sich gegen Terrorismus auszusprechen.

Seinen Mitspieler Noussair Mazraoui erreichte er mit diesem Appell ganz offenbar nicht. Der marokkanische Fußball-Nationalspieler in Diensten der Münchner hat in den sozialen Netzwerken ein Video verbreitet, in dem den Palästinensern im Konflikt mit Israel ein Sieg gewünscht wird.

Mazraoui teilte bei Instagram einen kurzen Clip, in dem eine Stimme im Stil eines Gebets sagt: „Gott, hilf unseren unterdrückten Brüdern in Palästina, damit sie den Sieg erringen. Möge Gott den Toten Gnade schenken, möge Gott ihre Verwundeten heilen.“ Im Bild ist eine wehende Flagge Palästinas zu sehen. Dazu schrieb Mazraoui in dem Eintrag vom frühen Sonntagmorgen „Ameen“ (Amen) neben einem Emoji mit gefalteten Händen.

FC Bayern äußert sich nicht

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge teilte der Außenverteidiger zudem folgenden Koran-Vers. „Und denke nicht, Allah sei dem gegenüber achtlos, was diejenigen tun, die Unrecht begehen. Er hält sie nur bis zu dem Tag zurück, an dem die Augen in Horror erstarren werden.“

Der FC Bayern äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Post seines 25 Jahre alten Profis. Mazraoui weilt derzeit bei der marokkanischen Nationalmannschaft, mit der er am Samstagabend ein Testspiel gegen die Elfenbeinküste bestritt.

In einer anderen Instagram-Story teilte Mazraoui einen Post, in dem vier Beiträge marokkanischer Nationalspieler abgebildet werden, nämlich jene des Bayern-Verteidigers selbst sowie des früheren Bundesligaspielers Abdelhamid Sabiri (Siegen, Nürnberg, Paderborn), von Hakim Ziyech (Galatasaray Istanbul) und Zakaria Aboukhlal (FC Toulouse).

In dem Beitrag wird unter anderem behauptet, dass die Spieler mundtot gemacht werden sollten. „Es ist buchstäblich wir gegen die Welt!“, heißt es darüber hinaus. Alle vier Fußballer teilten den Beitrag auf ihren Seiten.

Aissa Laidouni steht wegen eines geteilten Posts in den Schlagzeilen.
Aissa Laidouni steht wegen eines geteilten Posts in den Schlagzeilen.

© imago/Beautiful Sports/IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Luciano Lima

In einer ähnlichen Lage wie der FC Bayern befindet sich der 1. FC Union Berlin. Der Klub solidarisiert sich mit den Opfern der Anschläge in Israel. Er verbreitete auf X einen Post, in dem zum Gedenken an die Opfer und ihrer Familien aufgerufen wird.

Trotzdem steht der Klub aus Köpenick in negativen Schlagzeilen. Der Grund: Mitte der Woche hatte Mittelfeldspieler Aissa Laidouni ein Bild geteilt, das die Flagge der Palästinenser zeigt, dazu betende Hände. Die „Bild“-Zeitung berichtete zuerst davon. Nach 24 Stunden war die Instagram-Story nicht mehr sichtbar.

Dennoch wünschte man sich eine Reaktion von Seiten Laidounis respektive des sich mit Israel solidarisierenden Klubs aus Berlin. Aus dem Umfeld des Klubs heißt es, dass Laidouni noch nie durch antisemitische Äußerungen oder ähnliches aufgefallen sei.

Die Frage sei ohnehin, ob die betenden Hände zu der Flagge als feindschaftliche oder antisemitische Geste zu beurteilen seien. Der 1. FC Union hat bisher mit dem Spieler nicht sprechen können, da sich dieser auf einer Nationalmannschaftsreise befindet. Ein solches Gespräch kann offenbar erst nach dessen Rückkehr stattfinden.

Laidouni wechselte Anfang dieses Jahres von Ferencvaros Budapest zum 1. FC Union. Der 26-Jährige gilt als hochveranlagter Techniker, dem für die Zukunft noch eine Menge zuzutrauen ist. Laidouni hat einen algerischen Vater und eine tunesische Mutter, er ist im Besitz von drei Staatsbürgerschaften: der französischen, der tunesischen und der algerischen.

Kaum Kontrolle über Social-Media-Aktivitäten

Für den 1. FC Union wie für sämtliche andere Profiklubs aus dem Bereich des Sports, die sich zu humanitären Werten bekennen, ist der Umgang ihres beschäftigten Personals mit den sozialen Medien immer wieder ein Problem. Sie haben nur bedingt die Kontrolle darüber.

In aufgeheizten Zeiten wie diesen reicht es, wenn – wie von Laidouni getan – ein Bild der palästinensischen Flagge vorübergehend geteilt wird, um die Vereine in Erklärungsnot zu bringen. Fast identisch gelagert ist der Fall des jungen Schalker Profis Yusuf Kabadayi. Am Dienstag veröffentlichte er auf Instagram ein Foto, auf dem „I stand with Palestine” geschrieben stand. Auch dieses Foto wurde schnell gelöscht, im Gegensatz zu Laidouni folgte aber eine schnelle Entschuldigung von Kabadyi.

Noch schwerer als das angestellte Personal sind die Fans zu kontrollieren. Als am Samstag, nur wenige Stunden nach Beginn der Hamas-Angriffe in Israel, der schottische Traditionsverein Celtic Glasgow sein Heimspiel gegen Kilmarnock austrug, zeigten etliche Fans der sogenannten „Grünen Brigade“ auf Bannern und Flaggen ihre Solidarität zu Palästina und der Hamas.

Celtic reagierte umgehend und machte deutlich, dass der Klub kein Vehikel für politische, rassistische oder antisemitische Anfeindungen sei. Doch die „Grüne Brigade“ ist mächtig. Von einem Stadionausschluss einzelner Mitglieder oder gar einem Verbot der ganzen Gruppe ist von Seiten des Klubs nicht die Rede. Im Gegenteil: Die „Grüne Brigade“ lässt sich nicht einschüchtern und forderte ihre Fans dazu auf, auch in den kommenden Spielen ein Zeichen für die Anliegen Palästinas zu setzen. (mit dpa)

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