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Nils Petersen beendet seine Karriere nach der Saison.

© dpa/Robert Michael

Zum Karriereende von Nils Petersen: Der beste Joker der Bundesliga hört auf

Auf und neben dem Platz war Nils Petersen ein besonderer Spieler der Bundesliga. Einer, der manchmal den Profisport kritisierte und deswegen auch perfekt zum SC Freiburg passte.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Der beste Joker der Bundesliga-Geschichte hört auf. Nils Petersen verkündete am Mittwochnachmittag in den Sozialen Medien, dass er nach der Saison die Fußballschuhe an den Nagel hängen wird. Zum ersten Mal trug er sie im Profibereich bei Carl Zeiss Jena. Nach seinem Wechsel zu Energie Cottbus, wo er in der Saison 2010/11 mit 25 Toren Zweitliga-Torschützenkönig wurde, blieb ein Interesse des FC Bayern München natürlich nicht aus.

Die ganz große Karriere in München gelang ihm aber nicht und so kam er über Umwege (Werder Bremen) schließlich 2015 zum SC Freiburg. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass er sich dort zu einer absoluten Vereinslegende entwickelte. In seinem ersten halben Jahr traf er in zwölf Spielen neun Mal und trat dennoch am Ende der Spielzeit gemeinsam mit Freiburg den Gang in die Zweite Liga an.

Nils Petersen ist ein Fußballer, der sich zu jedem Zeitpunkt vollkommen in den Dienst der Mannschaft stellte. Auch deshalb passte er so gut zu Freiburg. Dass er den Klub aus dem Breisgau mit 21 Toren quasi allein zurück in die Erste Bundesliga schoss und in der anschließenden Saison oft nur als Joker ins Spiel kam, war für ihn kein Grund, sich laut oder überhaupt zu beschweren. Denn das ist nicht die Art des mittlerweile 34-Jährigen. Der Erfolg der Mannschaft stand stets über allem.

Den schönsten Treffer erzielte Petersen in Dortmund

Einen Stürmer misst man an seinen Toren, und die schoss Petersen in seinen besten Zeiten wie am Fließband. In 289 Bundesliga-Spielen gelangen ihm bislang 88 Tore, seine Quote im DFB-Pokal – 36 Spiele, 20 Tore – ist noch beeindruckender. Seit dem 9. Spieltag der Saison 2019/20 ist er außerdem mit 22 Toren als Einwechselspieler bester Joker der Bundesliga-Geschichte.

Aber er war nicht nur der Mann der vielen Jokertore, sondern auch der der besonders schönen Treffer. Unvergessen ist das Tor von der Mittellinie im Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund 2018, das von den Zuschauern der Sportschau zum Tor des Jahres gewählt worden war. Sein größter sportlicher Erfolg wird wohl der zweite Platz bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio bleiben, bei denen er sechs Tore für Deutschland schoss und dabei nur einmal von Anfang an auflief.

Die Fußballbranche ist oberflächlich und wir Fußballer sind nicht so belesen.

Nils Petersen im Jahr 2017

Nach dieser Saison ist allerdings Schluss. „Es waren schwierige Wochen, die dazu geführt haben, dass ich mit meiner Frau und meiner Familie entschieden habe, dem Fußball 'goodbye' zu sagen", erklärte Petersen in einem vereinseigenen Interview. In dieser Spielzeit konnte er bislang kaum Spielminuten sammeln und das wird sich wohl auch am Samstag im Spiel gegen Hertha BSC nicht ändern.

Mit Nils Petersen verliert die Bundesliga einen begnadeten Fußballer mit einem besonderen Torriecher, vor allem aber eine große Persönlichkeit neben dem Platz. Denn dort fiel Nils Petersen mehrmals mit Aussagen auf, die wohl kaum ein Fußballprofi heutzutage so äußern würde. „Die Fußballbranche ist oberflächlich und wir Fußballer sind nicht so belesen“, sagte er etwa im Focus 2017. „Salopp gesprochen, verblöde ich seit zehn Jahren, halte mich aber über Wasser, weil ich ganz gut kicken kann.“

Während einige seiner Kollegen in den Sozialen Medien ihre mit Gold überzogenen Steaks posten, sieht man bei Nils Petersen vielmehr, wie er seiner Schwester, die in Wernigerode als Busfahrerin arbeitet, einen Besuch im Nahverkehr abstattet. Vor Kurzem erst leitete er ein Spiel in der Bezirksliga, um auf das Schiedsrichterwesen aufmerksam zu machen. was neben dem Platz passiert, war Petersen eben schon immer wichtig.

Auf Instagram kündigte der Freiburger nun an, seiner Statistik in den letzten Spielen noch ein paar Tore hinzufügen zu wollen. Und wer weiß – vielleicht schießt er seinen Herzensverein am Ende noch in die Champions League. Als Joker versteht sich.

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