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FILE PHOTO: Serviceman patrols in front of the Patriot air defence system during Polish military training on the missile systems at the airport in Warsaw, Poland February 7, 2023. REUTERS/Kacper Pempel/File Photo

© REUTERS/Kacper Pempel

Ukraine-Invasion Tag 628: Was Russlands Raketenkrieg in diesem Jahr noch gefährlicher macht 

Russische Medien stiften mit Rückzugsmeldung Verwirrung, Baerbock sagt Kiew weitere Hilfen zu, Moskauer Delegation bei US-Gipfel. Der Überblick am Abend.

Je näher der Winter auch in der Ukraine rückt, desto konkreter werden die Planungen für eine Stärkung der Luftabwehr dort. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock verspricht Kiew weitere Patriot-Abwehrsysteme. Und wie die niederländische Zeitung „De Telegraaf“ meldet (Quelle hier), haben die USA in Jordanien 60 Gepard-Panzer für die Ukraine gekauft. Sie sind besonders effektiv in der Drohnenabwehr. 

Die Frage ist, ob das am Ende reichen wird, um wahrscheinliche russische Angriffswellen über viele Monate abzuwehren. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba rechnet mit „dem schlimmsten Winter jemals“ für die Ukraine. Der ukrainische Militärgeheimdienst schätzt, dass Russland sein Raketenarsenal wieder aufgefüllt hat und wohl auf dieselbe Zahl Raketen zurückgreifen kann – rund 900 – wie im vergangenen Jahr.

Was anders ist als vergangenes Jahr: Moskau verfügt höchstwahrscheinlich über ein sehr viel größeres Arsenal an Drohnen, vor allem aus dem Iran. Und genau die Kombination aus Drohnen und Raketen könnte zu einem harten Test für die vom Westen gelieferte Luftabwehr werden.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Wagner-Söldner werden in die russische Nationalgarde eingegliedert: Im Juni dieses Jahres probte die Gruppe unter Jewgeni Prigoschin den Aufstand gegen Putin. Die Söldner standen vor der Wahl, sich entweder anderen Streitkräften anzuschließen oder nach Belarus ins Exil zu gehen. Nun werden sie endgültig der von Russlands Präsident Wladimir Putin gegründeten und dem Innenministerium unterstellten Nationalgarde eingegliedert. Mehr hier.
  • Anschlag auf Nord Stream: „Washington Post“ und „Spiegel“ präsentieren Indizien für eine neue Spur in die Ukraine. Sie führt zu einem ukrainischen Ex-Geheimdienstler. Der Verdächtigte spricht von „russischer Propaganda“. Mehr hier.
  • Ampelkoalition will Militärhilfe für Ukraine 2024 verdoppeln: Die sogenannte Ertüchtigungshilfe für Kiews Truppen soll deutlich von vier auf acht Milliarden Euro aufgestockt werden. Das würde sich für Deutschland auch auf das ausgegebene Nato-Ziel der Militärausgaben auswirken. Mehr hier.
  • Gleich zwei staatliche russische Nachrichtenagenturen haben kurzzeitig über einen angeblichen Rückzug der eigenen Armee im südukrainischen Gebiet Cherson berichtet - die Meldung allerdings wenig später wieder zurückgezogen. „Die Leitung der Gruppierung „Dnepr“ hat eine Umgruppierung der Streitkräfte auf günstigere Positionen im Osten des (Flusses) Dnipro beschlossen“, hieß es etwa bei der Staatsagentur Tass am Montagvormittag. Die Agentur Ria Nowosti verbreitete einen ähnlichen Text. Einige Minuten später verkündeten beide, die Meldungen seien „annulliert“ worden. Mehr in unserem Newsblog.
  • Im September 2023 berichtete das unabhängige russische Magazin „Vertska“ über Drogenkonsum unter russischen Soldaten, die in der Ukraine kämpfen. Es betrifft demnach bis zu 15 Prozent der Männer. Unter den Drogen seien Amphetamine und Cannabis. Das britische Verteidigungsministerium bezeichnet die Recherche in seinem Bericht vom 13. November nun als „glaubwürdig“, basierend auf Geheimdienstinformationen.
  • Weil er einem russischen Waffenhersteller trotz Handelsbeschränkungen Maschinen zur Serienproduktion von Scharfschützengewehren verkauft hat, will die Bundesanwaltschaft dem Geschäftsführer einer Firma aus Baden-Württemberg den Prozess machen. Die Karlsruher Behörde klagte den Deutschen nach Angaben vom Montag wegen mehrerer Verstöße gegen das Außenwirtschaftsgesetz vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart an.
  • Außenministerin Annalena Baerbock hat eine deutliche Ausweitung der Unterstützung der Ukraine angekündigt. „So stark die aktuelle Krisendiplomatie mit Blick auf den Nahen und Mittleren Osten ist, so wichtig ist es auch, uns den geopolitischen Herausforderungen hier vor Ort zu stellen“, sagte die Grünen-Politikerin am Montag bei einem Außenministertreffen in Brüssel.
  • Ungeachtet der Bemühungen um eine Isolation Moskaus wegen des Ukraine-Krieges wollen die USA beim Apec-Gipfel in San Francisco auch für die russische Delegation ein „guter Gastgeber“ sein. Die russische Delegation wird vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Alexej Owerschuk angeführt, wie Matt Murray vom US-Außenministerium am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP sagte. Owerschuk werde „als Leiter der Delegation“ behandelt und könne „in vollem Umfang“ an den Veranstaltungen in dieser Woche teilnehmen. 
  • In Rumänien eröffnen am Montag Verteidigungsminister Angel Tilvar und seine niederländische Amtskollegin Kajsa Ollongren in der 150 Kilometer östlich von Bukarest gelegenen Luftwaffenbasis Fetesti das Europäische F-16-Trainingszentrum (EFTC). Die Niederlande stellen für die Ausbildung, die neben ukrainischen auch rumänische Piloten bekommen, 12 bis 18 Kampfjets zur Verfügung. Der F-16-Hersteller Lockheed schickt Ausbilder und Wartungspersonal. 
  • Die Ukrainer müssen sich nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj angesichts des nahenden Winters auf eine neue Welle russischer Angriffe auf die Infrastruktur einstellen. „Wir haben fast die Hälfte des Novembers hinter uns und müssen uns darauf vorbereiten, dass der Feind die Zahl der Drohnen- und Raketenangriffe auf unsere Infrastruktur erhöhen könnte“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. 

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