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Ein Smartphone-Display ist schnell gesprungen. In Thüringen will man erreichen, dass mehr Geräte repariert statt weggeschmissen werden.

© imago/photothek/Florian Gaertner/photothek.net

Bis zu 100 Euro für defekte Geräte: Thüringen legt Reparaturbonus neu auf

Reparieren statt Wegschmeißen, das ist häufig eine Frage der Kosten. Das Thüringer Förderprojekt geht jetzt in die dritte Runde.

Thüringen hat den Reparaturbonus für defekte Elektrogeräte neu aufgelegt. Bewohner des Bundeslandes können über den Bonus die Hälfte der Reparaturkosten erstattet bekommen. Das hat das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz am Dienstag bekannt gegeben.

Der Bonus ist auf 100 Euro pro Person und Kalenderjahr limitiert. Thüringen ist das erste Bundesland, das seit 2021 eine solche Förderung zur Vermeidung von Elektroschrott und für mehr Nachhaltigkeit anbietet. Neue Anträge können vom 15. Juni 2023 an gestellt werden.

Der Reparaturbonus ist ein gemeinsames Projekt des Umweltministeriums und der Verbraucherzentrale Thüringen, die sich um die Durchführung kümmert. Für den Bonus gilt eine Bagatellgrenze von mindestens 50 Euro. Eine Ausnahme gilt für Repair-Cafés, dort liegt die Mindestgrenze bei 25 Euro.

Alle sprechen von Nachhaltigkeit. Reparieren ist das einfachste, was man dazu tun kann.

Claudia Kreft, Verbraucherzentrale Thüringen.

Thüringen hatte den Reparaturbonus 2021 zunächst als Pilotprojekt gestartet und 2022 erneut aufgelegt. Im vergangenen Jahr wurden über 12.200 Anträge gestellt, in rund 11.300 Fällen wurde der Bonus ausgezahlt. Insgesamt wurden dabei 854.000 Euro ausgeschüttet.

„Für uns ist beides wichtig: Im Bund und in der EU auf mehr Recht auf Reparatur hinzuarbeiten und gleichzeitig im Land das Tüfteln und Reparieren zu belohnen“, erklärte Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele zur Neuauflage des Bonus. „Jedes Elektrogerät, das nicht weggeworfen wird, hilft gegen immer größere Müllberge. Und indem hier vor Ort repariert wird, sichern wir Arbeitsplätze in den Werkstätten.“

Der Haupthinderungsgrund für mehr Reparaturen ist zumeist der Preis. Besonders bei defekten Smartphones haben sich viele Verbraucher bislang eher für Ersatz statt Reparatur entschieden. Während Verbraucher defekte PCs und Küchenmaschinen in 45 beziehungsweise 44 Prozent der Fälle reparieren lassen, liegt die Reparaturquote bei Handys nur bei 27 Prozent.

Der Thüringer Reparaturbonus hat besonders bei Handy-Reparaturwerkstätten zu einer Steigerung der Umsätze um ein Drittel geführt, geht aus dem Abschlussbericht zum Reparaturbonus 2.0 von 2022 hervor. Nach den Erfahrungen der Vorjahre müssen die Anträge nun ausschließlich online gestellt werden.

„In Runde zwei des Reparaturbonus haben uns fast doppelt so viele Anträge erreicht wie in der erfolgreichen Pilotphase. Viele Antragstellende gaben an, sich nur deshalb für eine Reparatur entschieden zu haben, weil es den Reparaturbonus gibt“, berichtete Ralph Walther, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Thüringen, über die Erfahrungen der beiden Vorjahre. Die Reparaturen wurden zur Hälfte von Fachhändlern durchgeführt, zu einem Viertel von Werkstätten, aber auch in Repair-Cafés.

Der IT-Branchenverband Bitkom spricht sich für mehr Reparaturen für einen anderen Weg aus. Mit Blick auf die geplante EU-Richtlinie für ein Recht auf Reparatur setzt sich der Verband auf eine Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes für die Reparatur von Elektrogeräten ein und begründet dies mit dem geringeren Bürokratie-Aufwand.

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