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Die Wirtschaft in der EU wird in diesem Jahr nach einer Prognose der EU-Kommission langsamer wachsen als zuletzt erwartet.

© dpa/Arne Immanuel Bänsch

EU-Kommission hofft auf 2024: Wirtschaftliche Erholung in Europa verliert an Schwung

Die Wirtschaft in der EU wächst offenbar langsamer als Brüssel im Frühjahr erwartet hatte. Mehr Wachstum, vor allem für Deutschland, dürfte es erst 2024 geben – unter bestimmten Bedingungen.

Die wirtschaftliche Erholung in Europa hat im Sommer an Dynamik verloren. Die EU-Kommission senkt ihre Wachstumsprognose für die EU leicht auf 0,8 Prozent in 2023 und 1,4 Prozent in 2024, wie Kommissar Paolo Gentiloni am Mittwoch in Brüssel mitteilte. Für Deutschland korrigiert die Kommission ihre Erwartungen stärker nach unten und rechnet mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,4 Prozent in 2023 sowie einer Erholung von 1,1 Prozent in 2024.

Ihre Prognose für die Preisentwicklung lässt die Kommission nahezu unverändert und rechnet weiterhin mit einer Inflation in der Eurozone von 5,6 Prozent in 2023 und 2,9 Prozent in 2024. Die Unsicherheit bleibe allerdings angesichts der ungewissen Entwicklung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter hoch.

Die Rezession im vergangenen Winter zu vermeiden sei angesichts der gewaltigen Schocks keine leichte Aufgabe gewesen, so Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. „Allerdings haben die zahlreichen Gegenwinde, mit denen unsere Volkswirtschaften in diesem Jahr konfrontiert sind, zu einer schwächeren Wachstumsdynamik geführt, als wir im Frühjahr prognostiziert hatten.“

Im Mai hatte die Kommission ihre Wachstumsaussichten in der EU noch auf 1,0 in 2023 sowie 1,7 Prozent in 2024 erhöht. Für Deutschland rechnete die Kommission sogar noch mit einem Wachstum von 0,2 Prozent in 2023 sowie 1,4 Prozent 2024.

Ursache für die gesenkte deutsche Prognose ist laut Kommission der stagnierende private Konsum sowie die sinkenden Bauinvestitionen. Auch die schwache Auslandsnachfrage aufgrund der weltweit trüben Konjunkturlage treffe Deutschland als Exportland besonders stark.

Der EU-Kommissar für Wirtschaft, Paolo Gentiloni, erwartet sinkende Wachstumsdynamik bei sich abkühlender Inflation.
Der EU-Kommissar für Wirtschaft, Paolo Gentiloni, erwartet sinkende Wachstumsdynamik bei sich abkühlender Inflation.

© picture alliance/ZUMAPRESS/Claudio Furlan

Doch auch im Rest von Europa belastet vor allem die Schwäche der Binnenfrage aufgrund der weiterhin hohen Verbraucherpreise. Dazu habe sich die Kreditvergabe der Banken im Zuge der Straffung der Geldpolitik drastisch verlangsamt und damit der wirtschaftlichen Erholung entgegengewirkt. Auch die Schwäche der Industrie hält weiter an und die Dynamik im Dienstleistungssektor lässt nach. Immerhin der Arbeitsmarkt zeigt sich aktuell bei niedrige Arbeitslosenquoten und einer kontinuierlichen Ausweitung der Beschäftigung stabil.

Ende vergangener Woche hatten bereits zahlreiche Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognosen nach unten korrigiert. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet mit einem Wachstum von 0,6 Prozent in 2023, gefolgt von einem Zuwachs um 1,4 Prozent (2024) und 1,7 Prozent (2025).

Die größten Risiken sehen die Ökonominnen und Ökonomen im anhaltenden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und den allgemeinen geopolitischen Spannungen. Darüber hinaus könne eine weitere Straffung der Geldpolitik die Wirtschaftstätigkeit stärker belasten als erwartet, gleichzeitig aber auch zu einem schnelleren Rückgang der Inflation führen und so positiv auf den privaten Konsum wirken.

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