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Für die gesetzliche Krankenversicherung wird im laufenden Jahr mit einem Defizit von rund 17 Milliarden Euro gerechnet.

© dpa/Uncredited

„Flatrate-Mentalität beenden“: Unionspolitiker fordert höhere Eigenbeteiligung der Krankenversicherten 

Mit neuen Tarifmodellen will die Union die Milliardenlöcher bei den gesetzlichen Kassen stopfen. Der gesundheitspolitische Sprecher schlägt ein „Lotsenmodell“ für Versicherte vor.

Die Kassen sind klamm: Für die gesetzliche Krankenversicherung wird im laufenden Jahr mit einem Defizit von rund 17 Milliarden Euro gerechnet. Für 2024 erwarten die Krankenkassen ein Minus von bis zu sieben Milliarden Euro. Die Union fordert nun eine höhere Eigenbeteiligung der Versicherten sowie neue Tarifmodelle, um die wachsenden Defizite der gesetzlichen Krankenkassen in den Griff zu bekommen.

„Wir müssen die weit verbreitete Flatrate-Mentalität in der gesetzlichen Krankenversicherung beenden“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Tino Sorge (CDU), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Viele denken, ich zahle doch Beiträge, also steht mir alles in beliebiger Höhe zu.

Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion (CDU)

„Viele denken, ich zahle doch Beiträge, also steht mir alles in beliebiger Höhe zu“, sagte er. „Niemand will wichtige Leistungen zusammenstreichen, aber wir brauchen mehr Eigenbeteiligung und -verantwortung, mehr Kostensensibilität, mehr Steuerung und mehr Flexibilität“, sagte Sorge.

Der demografische Wandel setze die Gesundheitsversorgung unter massiven Druck. „Das System lebt zunehmend über seine Verhältnisse“, argumentierte der Gesundheitsexperte.

Konkret fordert Sorge unter anderem ein „Lotsenmodell“, bei dem Versicherte sich verpflichten, vor einer neuen Behandlung immer erst zum Hausarzt zu gehen und sich von dort bei Bedarf zum Facharzt überweisen zu lassen. Dafür soll es dann einen gewissen Bonus geben. Der CDU-Politiker plädiert zudem für Tarife mit einem bestimmten Eigenanteil, die im Gegenzug reduzierte Beitragssätze haben.

Möglich sei auch, einen Eigenanteil erst bei einer übermäßigen Inanspruchnahme von ärztlichen Leistungen zu erheben, wobei dann chronisch Kranke oder Härtefälle ausgenommen werden sollten, sagt der CDU-Politiker.

In der letzten Juli-Woche hatten bereits die gesetzlichen Kassen angesichts der inflationsbedingten Finanzprobleme der Krankenhäuser vor weiter steigenden Beiträgen gewarnt. „Auf jeden Fall wird es für die Versicherten teurer“, sagte der DAK- Vorstandsvorsitzende Andreas Storm der „Augsburger Allgemeinen“.

„Die Finanzprobleme der Gesetzlichen Krankenversicherung werden in den nächsten Jahren noch zunehmen.“ Der Kassenchef forderte die Bundesregierung auf, die im Koalitionsvertrag versprochene Milliarden-Entlastung für die Krankenkassen umzusetzen.

Auch die AOK-Bundesvorstandsvorsitzende Carola Reimann kritisierte, dass die Bundesregierung die versprochene Entlastung der Kassen bislang schuldig bleibe. Dabei lägen Lösungsansätze „seit Jahren auf dem Tisch – etwa eine auskömmliche Finanzierung der Gesundheitsversorgung von Bürgergeld-Beziehenden über zusätzliche Bundesmittel oder die Absenkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel“, sagte Reimann.

Allein diese Maßnahmen zusammen brächten dauerhaft schon rund zehn Milliarden Euro mehr auf der Einnahmenseite und etwa fünf Milliarden Euro Entlastung bei den Ausgaben“, betonte die AOK-Chefin. „Gerade in Zeiten knapper werdender Mittel sind echte Strukturreformen und effizienter Mitteleinsatz dringend erforderlich.“ (lem)

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