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Twitter hat die Investoren mit guten Zahlen überrascht.

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Update

Fußball-WM hilft: Twitter kommt mobil groß raus

Twitter überrascht die Börsianer mit guten Zahlen: Der Kurznachrichtendienst verdoppelt seinen Quartalsumsatz - und kopiert das Erfolgsrezept der Konkurrenz.

45 Dollar, 58 Dollar, 63 Dollar – die Analysten kamen aus dem Anheben der Kursziele für die Twitter-Aktie gar nicht mehr heraus. Weil sich der Umsatz im abgelaufenen Quartal mehr als verdoppelte und die Nutzerzahl um ein Viertel stieg, gehen immer mehr Investoren davon aus, dass der Kurznachrichtendienst eine ähnlich dominante Internetplattform werden könnte wie Facebook. Unmittelbar nachdem der neue Finanzchef Anthony Noto am späten Dienstagabend die Bücher des Konzerns geöffnet hatte, schossen die Papiere nachbörslich um 35 Prozent auf mehr als 51 Dollar. Am Mittwoch lag das Plus noch bei mehr als 20 Prozent.

Mit einem solch guten Ergebnis hatten sie schlicht nicht gerechnet – weder Analysten noch Anleger. Nach dem Börsengang im November 2013 hatte Twitter zunächst mit Wachstumsraten aufgewartet, die viele Experten enttäuschten. Zweifel am Geschäftsmodell und ein bröckelnder Aktienkurs waren die Folge. Nun hätten vor allem die Zuwächse in den USA positiv überrascht, sagt Analyst Arvind Bhatia vom Handelshaus Sterne Agee.

Facebook als Vorbild

Der Schlüssel für das Umsatzplus von 124 Prozent auf 312 Millionen Dollar (233 Millionen Euro) liegt nach Ansicht von Branchenkennern in einem erfolgreichen Strategiewechsel. Wie Facebook wird auch Twitter inzwischen vor allem auf mobilen Geräten wie Smartphones oder Tablet-Computern genutzt. Lange hatten die sozialen Netzwerke Schwierigkeiten gehabt, wirksame Werbeplätze auf den kleineren Bildschirmen der Mobilgeräte zu entwickeln. „Für die Internetkonzerne geht es um die Monetarisierung der Reichweite“, erläutert Digitalexperte Ralf Kaumanns im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Twitter habe hier zuletzt die Kurve bekommen. Und zwar, indem sich das Team um Firmenchef Dick Costolo an Facebook orientierte: Seit geraumer Zeit lässt der Konkurrent Werbung einfach in den Newsfeed der Nutzer einlaufen, häufig ohne dass die Anzeigen als solche gekennzeichnet sind. Das funktioniert – auch bei Twitter. „ Twitter kopiert diese Strategie mit Erfolg: 80 Prozent der Werbeeinnahmen stammen aus der mobilen Nutzung“, sagt Kaumanns.

Der positive Effekt hält noch eine Weile

Zum Quartalserfolg – zu dessen Wahrheit allerdings auch ein bereinigter Minigewinn von 14,6 Millionen Dollar gehört – trug den Angaben zufolge auch die Fußball-WM bei. Auch viele Spieler aus dem deutschen Weltmeister-Team griffen auf den Dienst zurück, um Fotos und Befindlichkeiten zu teilen. Twitter-Chef Costolo sieht das als Ansporn. „Wir sind überzeugt, dass wir Twitter einem noch breiteren Publikum nahebringen können“, sagte er in San Francisco.

Für das laufende Vierteljahr stellte Twitter mit bis zu 340 Millionen Dollar höhere Erlöse in Aussicht als bislang erwartet. Angesichts des aktuellen Ergebnisses erscheint dieser Ausblick realistisch. „Der positive Effekt aus dem mobilen Anzeigengeschäft wird noch eine Weile anhalten, aber dann auch abebben“, sagt Kaumanns. Dann müsse Twitter zeigen, dass es sich weiterhin gegen Facebook behaupten kann. (mit rtr)

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