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Wurstwaren hängen auf der Internationalen Grünen Woche 2023.

© dpa/Fabian Sommer

Hohe Energiekosten noch nicht weitergegeben: Fleischindustrie rechnet mit weiterhin steigenden Preisen

Für karnivore Menschen wird sich die Krise wohl weiter im Geldbeutel bemerkbar machen. Die Fleischerzeuger ächzen unter enorm erhöhten Energiekosten.

Die Fleischindustrie rechnet mit weiteren Preissteigerungen für ihre Produkte in den kommenden Monaten. Wie die „Bild“-Zeitung am Montag unter Verweis auf den Deutschen Fleischverband berichtete, ist der bisherige Anstieg der Preise vor allem auf die gestiegenen Erzeugerpreise zurückzuführen.

„Was sich noch nicht im Preis wiederfindet, sind die enorm gestiegenen Energiepreise, die sich teilweise mehr als verzehnfacht haben“, erklärte der Verband dem Bericht zufolge.

„Vor einem Jahr lag der Erzeugerpreis für ein Kilogramm Schwein bei ca. 1,20 Euro, aktuell liegt er bei 2,10 Euro. Das ist eine Erhöhung von 75 Prozent“, erläuterte der Verband. Dieser Anstieg sei an die Verbraucher weitergegeben worden.

Hinzu kämen nun noch die Energiekosten sowie höhere Personalkosten. „Wir müssen im laufenden Jahr daher mit weiteren Zuschlägen rechnen.“

Allgemein gingen die Preise für Nahrungsmittel im vergangenen Jahr bereits um 13,4 Prozent nach oben. „2022 war noch eine Mischkalkulation mit alten 2021er-Preisen. Die Spitzen der Preise 2022 machen sich auch 2023 noch bemerkbar und schlagen durch“, hatte Christian von Boetticher, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, am Mittwoch vor der Eröffnung der Grünen Woche in Berlin erklärt.

Özdemir-Pläne als weitere Herausforderung

Die Branche appellierte auch mit Blick auf den vorgesehenen Wandel zu mehr Tier- und Naturschutz an die Konsumenten, im Einkaufsverhalten die Richtung vorzugeben. „Wenn die Weiterentwicklung der deutschen Landwirtschaft gelingen soll, dann muss auch weiterhin der Griff ganz gezielt zu höherwertigen Produkten erfolgen“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied am Mittwoch.

Bundesagrarminister Cem Özdemir verteidigte die Pläne zum Umbau der Tierhaltung gegen Kritik und sagte gesicherte Bedingungen zu. „Es geht hier nicht um Revolution und Disruption“, sagte er in einem aufgezeichneten Grußwort bei einer Veranstaltung des Bauernverbands. „Ich möchte, dass wir in Deutschland unter hohen qualitativen Standards Fleisch erzeugen und unsere Bäuerinnen und Bauern damit wirtschaftlich erfolgreich sein können“, betonte Özdemir.

Der Grünen-Politiker will ein verpflichtendes Tierhaltungslogo mit fünf Stufen vom gesetzlichen Mindeststandard bis Bio an den Start bringen - im ersten Schritt für Schweinefleisch im Handel. Ein Programm mit einer Milliarde Euro bis 2026 soll Neu- und Umbauten von Schweineställen und laufende Mehrkosten einer besseren Haltung fördern.

Der Bauernverband hatte scharf gegen Bedingungen etwa zu maximalen Tierzahlen protestiert. Rukwied sagte, ein Öko-Flächenanteil von 30 Prozent bis 2030 sei ein sehr anspruchsvolles politisches Ziel. „Wenn die Nachfrage da ist, werden wir deutschen Bauern die Nachfrage auch bedienen“, betonte er. (AFP, dpa)

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