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Zerstörte Häuser in der verwüsteten Hafenstadt Darna. Nach dem verheerenden Unwetter in Libyen wird das Ausmaß der Zerstörung nun sichtbar.

© dpa/Jamal Alkomaty

Enorme Wucht : Meteorologe Latif sieht die Mittelmeer-Unwetter als Folge des Klimawandels

Die heftigsten Regenfälle seit Jahrzehnten haben in Libyen Tausende von Menschenleben gefordert. Die Forschung sieht einen Zusammenhang mit dem Klimawandel.

Von Matthias Armborst, dpa

Die jüngsten schweren Mittelmeer-Unwetter wie in Libyen lassen sich nach Expertenmeinung wahrscheinlich dem Klimawandel zuordnen. Dafür sprächen „diese extremen Niederschläge in ganz, ganz kurzer Zeit“, sagte der Kieler Meteorologe und Klimaforscher Mojib Latif im Bayerischen Rundfunk.

Die Wetterstation Al-Marj unweit der Mittelmeerküste registrierte am Wochenende 142 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Solche Regenmengen sind in dieser Region sehr selten, heißt es bei Wetteronline. 

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Inoffizielle Messungen sprechen teilweise sogar von bis zu 400 Litern. Die international anerkannte Regierung in der libyschen Hauptstadt spricht von den schwersten Regenfällen seit mehr als 40 Jahren.

Für Klimaforscher Mojib Latif muss es nun auch darum gehen, wie eine Region sich anpassen kann.
Für Klimaforscher Mojib Latif muss es nun auch darum gehen, wie eine Region sich anpassen kann.

© dpa/Sina Schuldt

Zum Hintergrund der Libyen-Katastrophe sagte Latif: „Es handelt sich hier um ein sogenanntes Mittelmeertief, und diese Tiefs können – gerade im Herbst – besonders intensiv sein, weil das Mittelmeer noch sehr, sehr aufgeheizt ist. Auf der anderen Seite kann dann auch kalte Luft aus dem Norden auf diese warme Luft treffen, und das ist dann so ein explosives Gebräu.“

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Latif fügte hinzu: „Dieses Tiefdruckgebiet beschäftigt uns ja schon viele Tage lang – es hat ja zuerst in Südosteuropa gewütet, in Griechenland, Bulgarien, der Türkei, und dann hat es sich auf dem Mittelmeer noch mal richtig intensiviert und ist zu einer Art Medicane geworden.“

Medicane hat Ähnlichkeit mit tropischem Wirbelsturm

Als Medicane bezeichnet man einen Mittelmeer-Sturm, der Ähnlichkeiten mit einem tropischen Wirbelsturm hat.

Dieses Satellitenfoto von Planet Labs PBC zeigt den libyschen Küstenort Derna vor den Überschwemmungen.
Dieses Satellitenfoto von Planet Labs PBC zeigt den libyschen Küstenort Derna vor den Überschwemmungen.

© dpa/Uncredited

Dieses Satellitenfoto zeigt die Zerstörungen durch die Sturzflut in dem Küstenoprt.
Dieses Satellitenfoto zeigt die Zerstörungen durch die Sturzflut in dem Küstenoprt.

© dpa/Uncredited

Ein wirklicher Medicane (Kunstwort aus „mediterran“ und „Hurricane) war das verantwortliche Tief „Daniel“ laut Meteorologen allerdings nicht. Als Medicane wird ein Sturm mit tropischen Eigenschaften über dem Mittelmeer bezeichnet, offiziell spricht man ab einem mittleren Spitzenwind von 112 Kilometern pro Stunde davon.

Das erreichte Sturmtief „Daniel“ jedoch nicht, und kann somit der Definition nach nicht als Medicane bezeichnet werden.

Ein Vielfaches der Ahrtal-Flut

Latif betonte aber, welch enorme Wucht die jüngsten Unwetter im Mittelmeerraum hatten: „In der letzten Woche haben wir Niederschläge gemessen, die hat es so in Europa noch nie gegeben. Das war zum Teil ein Vielfaches dessen, was wir bei uns während der Ahrtal-Flut hatten. Da kann man vielleicht ermessen, um welche Regenmassen es geht und welche Zerstörungskraft hinter diesen Regenmassen steckt.“

Für Latif muss es nun auch darum gehen, wie eine Region sich anpassen kann. Da sehe er aber auch Grenzen: „Ich glaube, wir waren viel, viel zu sorglos, was den Klimawandel angeht. Ich denke, das ändert sich gerade, dass wir erkennen, Klimawandel bedeutet nicht einfach nur höhere Temperaturen, sondern bedeutet vor allem extremeres Wetter, mehr Schadenspotenzial und vor allen Dingen auch eine gigantische Herausforderung für die Menschen im Sinne der Gesundheit.“

Man könne sich ein Stück weit anpassen, aber es gebe auch Grenzen: „Bei solchen Wassermassen, was wollen sie da noch tun?“ (mit Kix)

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