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Eine Frau trauert um ein Ebola-Opfer

© Reuters

Folgen der Epidemie: WHO zieht Lehren aus Ebola

Die Weltgesundheitsorganisation hat nicht die Kapazitäten, um auf einen Notfall dieses Ausmaßes adäquat zu reagieren, heißt es in einer Stellungnahme. "Ärzte ohne Grenzen" fordert bessere Hilfe für die betroffenen Länder.

Ebola habe der Welt brutal vor Augen geführt, dass sie auf eine große und lange anhaltende Epidemie schlecht vorbereitet ist. Das betont nicht nur „Ärzte ohne Grenzen“. Nachdem sich in Westafrika bisher 25 855 Menschen infiziert haben und 10 702 an dem Virus gestorben sind, übt nun die Führung der Weltgesundheitsorganisation WHO Selbstkritik.

Mit Demut sollten sowohl alte als auch neue Krankheitserreger behandelt werden, wenn sie in einem neuen Kontext gefunden werden, heißt es in der aktuellen WHO-Stellungnahme. Wenn Gesundheitssysteme zu schwach sind, um während einer Epidemie weiter zu funktionieren, seien Fortschritte zum Beispiel bei der Kinder- und Müttersterblichkeit schnell dahin. Die WHO habe festgestellt, dass ihr Kapazitäten fehlten, um auf einen Notfall diesen Ausmaßes adäquat zu reagieren: „Wir waren dem einfach nicht gewachsen.“ Die WHO habe gelernt, dass es für den Erfolg der Seuchenbekämpfung essenziell ist, auf die Ängste der Menschen vor Ort zu hören, ihre Traditionen zu respektieren und lokale Gruppen in die Lage zu versetzen, sich selbst zu helfen. Dazu gehöre auch eine bessere Kommunikation.

WHO will bessere Zusammenarbeit

In einer globalisierten Welt sei die Früherkennung von Ausbrüchen nur so gut wie das schwächste Glied. Die Verantwortung dafür müsse solidarisch getragen werden. Die WHO erkenne die Kompetenzen anderer Partner an und wolle künftig besser mit ihnen zusammenarbeiten. Ebola habe außerdem gezeigt, dass der Markt bei vernachlässigten Krankheiten versagt. Um Medikamente und Impfungen zu entwickeln, die vor allem den Ärmsten nützen, seien neue Anreizsysteme nötig. Die WHO umriss außerdem ihre Pläne für die Zukunft. Dazu gehöre unter anderem eine „Global Health Emergency Work Force“, die schnell vor Ort sein kann, eine Stärkung der „International Health Regulations“ sowie ausreichende Finanzen für den Notfall.

Erst im September sei maßgebliche Hilfe in Westafrika angekommen, beklagt „Ärzte ohne Grenzen“. Für die Organisation selbst sei der Ausbruch „eine der größten Herausforderungen unserer Geschichte“ gewesen, sagt Florian Westphal, Geschäftsführer von „Ärzte ohne Grenzen“ in Deutschland. „Wir haben hunderte Mitarbeiter geschult und sind trotzdem irgendwann an unsere Grenzen gestoßen.“

Tagung in Berlin zu den Lehren aus Ebola

In Berlin versammeln sich an diesem Dienstag 250 Ärzte, Wissenschaftler, Politiker und andere Experten, um über die Lehren aus Ebola zu diskutieren. Unter anderem das Fehlen von Ebola-Medikamenten, Impfstoffen und einfacher Diagnostika sei ein grundlegendes Problem. Es gebe noch keine abschließenden Ergebnisse der klinischen Studien, sagt Philipp Frisch, der die Medikamentenkampagne in Deutschland koordiniert. „Man kann nicht innerhalb kürzester Zeit jahrzehntelange Versäumnisse bei Forschung und Entwicklung aufholen.“

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