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Charles Doolittle Walcott (1850-1927), Sidney Stevens Walcott (1892-1977), and Helen 3378213857 o

© mauritius images / Alamy Stock Photos / Len Collection/Alamy Stock Photos / Len Collection

Heute vor 114 Jahren: Die Fossilien von Familie Walcott

Bei einem Ausflug machte Charles Walcott im Fels eine Entdeckung, die Einblicke in längst vergangene Zeiten ermöglichte. Und auch der Mensch verewigt sich mit aggressiven Mitteln im Gestein.

Eine Kolumne von Stephanie Eichler

Der US-Amerikaner Charles Walcott legte eine beachtliche Karriere hin. Er verdankte sie keiner formalen Qualifikation (die er nicht hatte), sondern einem Hobby, das er schon als Kind ausübte: Er sammelte Fossilien. Dank seiner dabei erworbenen Kenntnisse brachte es Walcott zum Museumsmitarbeiter, wechselte an die neu gegründete Behörde „Geological Survey“ und stieg schließlich zum Direktor des Smithsonian auf, einer bedeutenden Forschungs- und Bildungseinrichtung.

Da er nur noch im Sommer Zeit zum Fossiliensammeln fand, bezog er seine ganze Familie mit ein, wie auf der Internetseite des Smithsonian zu lesen ist. Sie war wohl dabei, als er im kanadischen Teil der Rocky Mountains eine bahnbrechende Entdeckung machte, die allerdings ihm allein zugeschrieben wird.

Die Kambrische Explosion

An den Hängen des Mount Burgess stieß Familie Walcott am 30. August 1909, heute vor 114 Jahren, auf eine Reihe auffälliger, dunkler Felsformationen, was sie veranlasste, in dem Gebiet zu graben. Ihr Instinkt täuschte sie nicht.

Ein Pfad im Yoho National Park, Kanada, der durch Platten des berühmten Burgess-Schiefer führt.

© mauritius images / Alamy Stock Photos / Jason Bazzano/Alamy Stock Photos / Jason Bazzano

Sie entdeckten eine wahre Schatzkammer fossiler Meereslebewesen aus dem Kambrium, einem Zeitalter der Erdgeschichte, das vor etwa 540 Millionen Jahren begann und zwischen sechzig und siebzig Millionen Jahre dauerte. Zu den Funden gehörten die fünfäugige Opabinia, oder Marrella: ein winziges Tier mit Kopfschild, Rumpf- und Endabschnitt, Antennen, Dornen und Borsten.

Prä-kambrische Trilobiten-Fossilien (Olenoides serratus), die im Burgess-Schiefer gefunden wurden.

© mauritius images / Alamy Stock Photos / Kevin Schafer/Alamy Stock Photos / Kevin Schafer

Die Fossilien der Familie Walcott krempelten das damalige Wissen um. Es galt, dass die Lebewesen des Kambriums einfach und primitiv gewesen seien. Doch der Burgess-Schiefer enthüllte eine Vielfalt komplexer Organismen, einige mit komplizierten Körperstrukturen und bizarren Anhängseln. Die Funde zeigten: Im Kambrium war es zu einer explosionsartigen Zunahme der Lebensformen gekommen – Fachleute sprechen von der Kambrischen Explosion.

Diese hat auf den ersten Blick nichts mit der Explosion einer Atombombe gemeinsam. Doch genauso wie die von Walcott entdeckten Fossilien auf das Kambrium verweisen, so hinterlässt auch der Mensch Spuren für die Nachwelt. Radioaktive Niederschläge von Atombombentests, die die USA, die Sowjetunion, England, Frankreich und China in der Mitte des 20. Jahrhunderts durchführten, können auch in tausenden von Jahren noch nachgewiesen werden.

Das Brennmaterial, etwa Plutonium-239 oder Plutonium-240, kommt nicht natürlich in der Natur vor und verweist daher auf die Einwirkung durch den Menschen. Diese Elemente gelten daher für die Geologen und Geologinnen der Anthropocene Working Group als Geomarker des menschengemachten Zeitalters. Ob das Anthropozän aber offiziell ausgerufen wird, muss die International Union of Geological Sciences erst noch entscheiden.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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