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1864 gesunken, 1995 wiederentdeckt und 2000 gehoben: die „Hunley“.

© PICTURE ALLIANCE / ASSOCIATED PRESS / Bruce Smith

Tagesrückspiegel – Heute vor 159 Jahren: U-Boot „Hunley“ sinkt zum letzten Mal

Die „Hunley“ versenkte im amerikanischen Bürgerkrieg als erstes U-Boot ein Schiff mit einem Torpedoangriff. Die Besatzung sollte die Mission jedoch nicht überleben.

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Wie es so ist, mit Erfolgsmeldungen aus Kriegen – meist verlieren Menschen dabei ihr Leben, oft auf beiden Seiten. So geschah es auch, als im Amerikanischen Bürgerkrieg am 17. Februar 1864 erstmals ein U-Boot „erfolgreich“ gegen ein feindliches Schiff eingesetzt wurde. Die „Hunley“ versenkte im Dienst der Konföderierten Südstaaten die „Housatonic“ der Nordstaatenmarine, die bei der Blockade des Seehafens von Charleston im US-Bundesstaat North Carolina im Einsatz war.

Der Dreimaster mit Dampfantrieb sank innerhalb von Minuten und fünf der 160 Mann starken Besatzung starben. Die Hunley sollte nach dem Angriff nicht wieder auftauchen. Sie ging mit ihrer gesamten Besatzung unter. Wie die acht Männer an Bord umkamen, war nach der Bergung des U-Bootes samt deren sterblicher Überreste im Jahr 2000 unklar. Doch inzwischen hat man eine Vorstellung davon, was passiert ist.

Die Hunley war ein zwölf Meter langes U-Boot mit Handantrieb. Im Inneren des an der dicksten Stelle 1,2 Meter breiten Gefährts war Platz für bis zu neun Menschen, von denen acht gemeinsam eine Kurbel betätigten, mit der eine Schraube angetrieben wurde. Das Gefährt soll es damit auf vier Knoten gebracht haben, etwa 7,4 Kilometer pro Stunde.

Das U-Boot wird heute im Warren Lasch Conservation Center in North Charleston ausgestellt.

© picture alliance/AP Images / Michael Pronzato

Die begrenzte Geschwindigkeit und auch die begrenzte Atemluft für die Besatzung für maximal zwei Stunden schränkten den Aktionsradius des U-Bootes ein. Zudem hatte es bereits mehrere wenig erfolgreiche Testfahrten absolviert. Bei einer davon kam auch der Mann ums Leben, der die Entwicklung des U-Bootes bezahlt hatte und nach dem es benannt war: Horace Lawrence Hunley. Bevor sie in Charleston zu ihrem letzten Einsatz kam, hatte sie soweit heute bekannt bereits dreimal geborgen werden müssen.

Ursprünglich war das U-Boot mit einer Sprengladung bewaffnet, die es hinter sich herzog. Es sollte unter feindlichen Schiffen durchtauchen und die Ladung gegen die Schiffswand ziehen. Für den Einsatz gegen die Housatonic wurde die Hunley aber mit einem Spierentorpedo ausgestattet, einer etwa fünf Meter langen Stange am Bug, mit einer Sprengladung vorn. Das Design sollte nicht nur der Housatonic, sondern auch der Besatzung der Hunley zum Verhängnis werden.

Als das U-Boot im Jahr 2000 geborgen wurde, zeigten die Positionen der Leichen, dass die Männer nicht versucht hatten, ihre Plätze zu verlassen. Lange war angenommen worden, sie seien an Bord erstickt oder ertrunken, denn die Hunley hatte Lecks. Doch dann wären die Männer sicher nicht an ihren Plätzen geblieben. Versuche eines Teams um Rachel Lance von der Duke University mit einem Modell zeigten, dass die Druckwelle der Sprengladung so stark war, dass sie zu schweren inneren Verletzungen führen musste. Die Männer starben demnach sofort oder verloren zumindest das Bewusstsein und ertranken danach.

Sie hatten ihren Torpedo ans Ziel gefahren, aber die Explosion selbst nicht überlebt – ja nicht einmal den „Erfolg“ er-lebt. Ihr Einsatz war ein verzweifelter Versuch, die Blockade der für den Handel der Konföderierten wichtigen Seehäfen aufzubrechen. Das sollte trotz der Versenkung der Housatonic nicht gelingen.

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