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Es brauchte 20 Jahre Forschung, bis die Barcodes eingelesen werden konnten.

© Getty Images/C.J. Burton

Heute vor 49 Jahren: Wie ein Zehnerpack Kaugummi unseren Alltag revolutionierte

Zwei kluge Männer haben etwas erfunden, was heute für uns selbstverständlich erscheint: den Barcode. Es brauchte 20 Jahre Forschung, bis die Striche und Lücken zum ersten Mal eingelesen werden konnten.

Es sollte eine kleine Zehnerpackung Kaugummi sein, die einen riesigen Meilenstein setzte: Sharon Buchanan zog die Wrigley’s Juicy Fruit am 26. Juni 1974, heute vor 49 Jahren, über die Kasse der Supermarktkette Marsh in Troy, Ohio. Die Packung kostete 67 Cent, war quietschgelb, mit dem Schriftzug „Faszinierender Geschmack“ versehen – und einem Barcode.

Die Kassiererin scannte die Packung, die zum ersten Mal in der Geschichte mit ein paar parallelen Strichen und Lücken versehen war – eine geniale Erfindung, die nicht nur die internationale Logistik, sondern auch den Alltag revolutionierte. Heute ist das Beep-Geräusch in Supermärkten und Drogerien, Bekleidungsgeschäften, im Buch- oder Technikhandel gar nicht mehr wegzudenken. So ziemlich alles wird mit einem Barcode versehen. So auch Flug- und Zugtickets, Pakete oder Laborproben.

Doch viele können sich noch an sie erinnern, an die Zeit vor dem Barcode. Produkte mussten händisch etikettiert werden. Die Beträge wurden dann einzeln in der Kasse eingegeben und addiert. Auf den extremen Aufwand wurde Bernard Silver aufmerksam. Er studierte am Drexel Institute of Technologie in Philadelphia Elektrotechnik und lauschte zufällig einem Gespräch zwischen dem Dekan der Hochschule und dem Chef einer großen Supermarktkette. Der Händler hatte den Professor dazu animieren wollen, ein System zu erfinden, die das Kassieren beschleunigt und mit dem sich Lagerbestände effizienter erfassen lassen.

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Silver griff die Idee auf und ging damit seinem Kommilitonen Joseph Woodland, der Maschinenbau studierte. Um darüber in Ruhe nachdenken zu können, soll Woodland im Winter 1948 seinen Opa in Miami besucht haben. Woodland war als Kind Pfadfinder und später Soldat gewesen und kannte sich deshalb mit einer Sache ziemlich gut aus: dem Morsecode. Eines Tages zog der 26-Jährige am Strand Striche und Punkte im Sand nach – und genau daraus sollen die typischen Balken entstanden sein.

Zurück in Philadelphia führten Woodland und Silver 1949 die ersten Versuche mit der Barcode-Technologie durch, am 7. Oktober 1952 wurde ihnen ein Patent erteilt. Das Prinzip ist einfach: Die dünneren und dickeren Striche und die dazwischen liegenden Lücken beinhalten Informationen, die mithilfe eines Geräts ausgelesen werden. Nur gab es dieses Gerät noch nicht. Es sollte knapp zwei Jahrzehnte dauern, bis handliche Laserscanner den Barcode abtastbar machten – mittlerweile können das sogar Smartphones. In der Zwischenzeit hatten die beiden Erfinder ihre Idee für wenig Geld verkauft.

1976 wurde der Strichcode in Europa eingeführt. Und drei Jahre, nachdem die Wrigley’s-Packung erfasst wurde, brachte der Supermarktleiter Bernd Daiberl ein Lesegerät aus den USA mit in seine Heimat Augsburg. Über das Scan-Geräusch konnte er selbst entscheiden, das machte der Hersteller möglich: Daiberl wählte, nicht den Gong, er entschied sich für das „Beep“.

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