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„Sholes and Glidden Typewriters“ aus dem Jahr 1874.

© SSPL via Getty Images/Science & Society Picture Library

Heute vor 155 Jahren: Eine schmucke Schreibmaschine setzt Standards

Klack, klack, ring: Am 23. Juni 1868 wurde die erste Schreibmaschine patentiert, mit einer Tastatur, wie wir sie heute kennen. Das Gerät kann noch heute dazu beitragen, Stress zu reduzieren und sich wieder zu konzentrieren.

Im 19. Jahrhundert bauten viele Tüftler an der Schreibmaschine. Ein Modell hatte die Form einer Kugel, ein anderes war eine Kombination aus Stangen und Rahmen, die der Erfinder John Pratt 1867 in London vorstellte. Als Christopher Latham Sholes, amerikanischer Verleger, Politiker und Journalist, davon in einer wissenschaftlichen Zeitschrift las, sprang der Funke über. Er bastelte selbst ein Modell.

Es hatte zwar nur einen Buchstaben, sollte aber die Grundlage für die Schreibmaschine sein, mit der schließlich der Durchbruch gelang. Mit seinen Freunden Carlos Glidden und Samuel Soulé baute Sholes eine größere Maschine. Die drei beantragten ein Patent, das sie am 23. Juni 1868, heute vor 155 Jahren, erhielten. Zwei der zwölf Kinder Sholes sollten ebenfalls Schreibmaschinen konstruieren.

Die Erfinder holten den Geschäftsmann James Densmore als Geldgeber mit ins Boot. Er schloss mit dem US-Nähmaschinen- und Waffenhersteller Remington einen Vertrag über die Herstellung der Maschine. Doch Sholes und seine Freunde gingen letztlich leer aus. Für 12.000 Dollar hatten sie ihre Patentrechte an Densmore verkauft. Allerdings gaben sie der Maschine ihren Namen. Die Produktion des „Sholes and Glidden Typewriters“ (der dritte Erfinder Soulé wurde nicht berücksichtigt, er war schon früh ausgestiegen) ging in den 1870ern in Serie.

Der „Sholes and Glidden Typewriter“ aus dem Jahr 1873. Wenn das Pedal betätigt wurde, sprang der Wagen mit dem eingespannten Papier wieder zurück.

© imago/UIG/imago stock

Die Maschine war ein schwarzer Kasten mit einer Tastatur, so wie wir sie heute kennen, kunstvoll mit Blumen und Ornamenten bemalt. Hatten die Schreibenden bis zum Ende der Zeile getippt, betätigten sie ein Pedal, und der Wagen, der das eingespannte Papier von rechts nach links transportierte, sprang in die Ausgangsposition zurück. Das typische „Klack, Klack, Klack, Ring“ zahlreicher Schreibmaschinen ist bei YouTube nachzuhören und gilt dort als entspannend.

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Auch am Arbeitsplatz kann die Schreibmaschine dazu beitragen, Stress zu reduzieren. Studien zeigen, dass das Schreiben am Computer mit häufigen Ablenkungen einhergeht, etwa weil Beschäftigte ihr Postfach oder Chats häufig auf Neuigkeiten überprüfen oder weil E-Mails eingehen. Das frisst Zeit, was sich mitunter in zunehmendem Druck äußert.

Auf die Schreibmaschine umzusteigen, kann eine Lösung sein: Sie hat keine Internetanbindung und garantiert störungsfreies Arbeiten. Neuste Modelle verfügen wie ein Computer über eine digitale Speicherung, sodass Schreibende im Text herum scrollen, längere Textpassagen einfügen oder löschen können, selbst an Stellen, die schon ein paar Seiten zurückliegen. Ein weiteres Plus: Über ein Kabel oder Bluetooth werden die Daten auf den Rechner übertragen und können dort nachbearbeitet werden. Doch dieses Schreibwerkzeug kostet auch gebraucht einige hundert Euro. Herkömmliche Schreibmaschinen gibt es schon für zwanzig Euro.

Allerdings hat Gloria Mark von der University of California gezeigt, dass Menschen, die nicht dazu neigen, beim Surfen im Internet hängenzubleiben, weniger produktiv arbeiten, wenn ihnen beim Schreiben der Zugang zu Facebook, anderen sozialen Netzwerken und Nachrichtenseiten verwehrt bleibt.

Die Probanden nutzen die sozialen Medien nämlich zur Erholung. Sperrt man diesen Menschen mit hoher Selbstregulierung den Zugang zum Netz, bringt man sie um den positiven Effekt von Pausen. Doch nur wer seine Ressourcen ab und an auffrischt, kann erneut durchstarten.

Was denn nun? Macht die Schreibmaschine heute keinen Sinn mehr? Doch. Selbst der bloße Besitz einer ganz alten kann beruhigend wirken. Weil sie fünfstellige Preise erzielt, eignet sich laut eBay Kleinanzeigen die Schreibmaschine von damals als Wertanlage.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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