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Ziemlich geschlaucht: Die Lucky Lady II bei einem Tank-Non-Stop

© US Goverment/public domain

Tagesrückspiegel – Heute vor 74 Jahren : Von Texas nach Texas in 94 Stunden

Die erste Nonstop-Weltumrundung in einem Flugzeug war alles andere als ein hübscher geglückter Rekordversuch.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Der 2. März ist irgendwie ein Luftfahrtdatum. Woran das liegt, könnte man mal erforschen. Es wird vielleicht einfach Zufall sein. Ein Super-Mysterium ist es jedenfalls sicher nicht, auch wenn am 2. März 1955 mit einer Dassault Super Mystère das erste europäische Überschallflugzeug seinen Erstflug absolvierte. Als Kampfjet konzipiert, wurde es später als Bomber eingesetzt.

14 Jahre später, am 2. März 1969, startete dann in Toulouse erstmals ein etwas bekannteres, ebenfalls in Frankreich gebautes Überschallflugzeug zum ersten Mal: eine Concorde.

Rekorde der Concorde

Die hält bis heute viele Rekorde, unter anderem den für die schnellste Atlantiküberquerung der zivilen Luftfahrtgeschichte 1996 in zwei Stunden und 53 Minuten.

Einer der weniger bekannten ist der für die meisten Testflugstunden, bevor ein Passagier an Bord durfte. Es waren insgesamt 5495, so steht es jedenfalls im Buch „Concorde: The Rise and Fall of the Supersonic Airliner“ von Jonathan Glancey.

Deutlich weniger Zeit – und damit wären wir beim dritten 2. März – brauchte im Jahr 1949 die Besatzung einer Boeing B-50A namens „Lucky Lady II“ für ihren Rekord.

Sie absolvierte – mit 14 Männern an Bord, die sich als Crews abwechselten – in 94 Stunden und einer Minute die erste Weltumrundung eines Flugzeugs ganz ohne Zwischenlandung.

Die Opfer, die verschwiegen wurden

Die Maschine wurde insgesamt vier Mal in der Luft betankt. Eines der Tankflugzeuge stürzte, nachdem es die Lucky Lady mit Treibstoff versorgt hatte, ab. Alle neun Insassen kamen dabei ums Leben. Offiziell verlautbarte die US-Luftwaffe, es habe sich um einen Trainingsflug gehandelt.

Was jene KB 29M zuvor der Lucky Lady II für einen Dienst erwiesen hatte, wurde verschwiegen. Die Wahrheit wurde zugunsten einer schattenfreien Erfolgsgeschichte der Weltumrundung geopfert.

Die brauchte man in Washington. Denn der Flug war nicht primär für einen Eintrag in ein Buch der Rekorde gedacht (das von der Guinness-Brauerei gab es 1949 ohnehin noch nicht), sondern eher für das sprichwörtliche Stammbuch der Sowjets.

Nach der Landung in Texas formulierte es der Luftwaffengeneral Curtis LeMay so: Der Erfolg zeige, dass die USA in der Lage seien, Bomber zu jeder Zeit „zu jedem Ort der Welt zu schicken, wo eine Atombombe nötig ist“.

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